Die spannende Geschichte der Höfe Wißbrock

Senne. Der Name Wißbrock ist im Stadtbezirk Senne und darüber hinaus bekannt durch die Erdbeeren und Spargel, die in den Sommermonaten überall zu bekommen sind. Dass sich hinter dem Namen aber auch eine verschlungene, spannende Familiengeschichte verbirgt, ist wohl den wenigsten bekannt. Vor rund drei Jahren hat sich Hans Schumacher, der in seinen Büchern über Senner Bauernfamilien schon viel Unerwartetes und Erstaunliches ans Licht gebracht hat, auf die Spur der Wißbrockschen Höfe gemacht. Nun ist das Buch "Wißbrock - eine Name, drei Stätte" fertig. "Ungewöhnlich umfangreich" sei es geworden, resümiert der Autor. Eine bunte Mischung aus menschlichen Tragödien, absurden Geschichten und bislang unbekannten historischen Details über das bäuerliche Leben annodazumal. Und über zwei Weltkriege.1> Hof musste wegen Bau der A 33 aufgegeben werden Schumachers neuestes Buch erzählt die Historie gleich dreier Wißbrockescher Hofstätten von der Ersterwähnung 1491 bis heute: Brock Nr. 16 in Brackwede, Nr. 78 (Strothmann/Wißbrock/Otto) in Senne und Nr. 59 (Vornfelde/Mönkemöller/Gentrup/Schütte), Senner Straße 211, ebenfalls in Senne - die einzige, die heute noch als landwirtschaftlicher Betrieb geführt wird. Die Hofgebäude in Brackwede wurden 1955 abgerissen. Dort entstanden Wohnungen; zwei Straßennamen - Am Frerks Hof und Am Wißbrock- erinnern an die einstigen Besitzer. Hof Nr. 78 liegt im Holenbruch 8. Die letzte Erbin, Marianne Otto, geborene Wißbrock, die für die Dokumentation die Texterfassung übernommen hat, wohnt heute in Gütersloh. Gut ein Drittel der Nutzfläche musste 2008 für den Bau der A 33 an das Land NRW verkauft werden. Deshalb musste die Bewirtschaftung des Hofs aufgegeben werden. Doch alle Gebäude sind noch vorhanden, verpachtet bzw. vermietet. Auch die teils über 200 Jahre alten Hofeichen stehen noch. Als Soldat zu Fuß 1.600 Kilometer bis nach Frankreich gelaufen Das Buch beschreibt aber nicht nur die Höfe, Hans Schumacher berichtet auch über die Schicksale der Menschen, die dort gelebt haben. Darunter Caspar Heinrich Schütte, der in drei Kriegen im 19. Jahrhundert gekämpft hat, dem Deutsch-Dänischen, dem Preußisch-Österreichischen und dem Deutsch-Französischen. Und dessen Orden, auf einem vergrößerten Porträt zu sehen, Schumacher allesamt in seiner Sammlung fand. Oder die beiden Hoferben Heinrich und Wilhelm Wißbrock, die am Frankreichfeldzug zu Beginn des Zweiten Weltkriegs teilnehmen sollten. Wilhelm fuhr mit der Bahn, Heinrich aber marschierte mit seinem Regiment zu Fuß 1.600 Kilometer über Luxemburg und Belgien bis nach Besancon. "An den eigentlichen Kriegshandlungen nahmen beide nicht mehr teil", schreibt Schumacher. Denn als die Brüder ihr Ziel erreichten, war der sogenannte "Blitzkrieg" bereits beendet. Schumacher: "Es gibt einen Marschbericht von einem Teilnehmer". Demnach seien die Männer offenbar "total am Ende ihrer Kräfte in Frankreich angekommen". Bilder, Karten und Originalschriften Ein Großteil des Recherchematerials stammt aus dem Archiv des Osthusmuseums, dessen Inhalte Schumacher selbst über 40 Jahre gesammelt hat, ein weiterer Teil aus dem Brackweder Heimatarchiv. Einiges steuerte Siegfried Wißbrock bei, der heute mit seinem Sohn den Hof Nr. 59 bewirtschaftet. Das Buch, 483 Seiten stark, ist reich bebildert, inklusive Repros alter Originalschriften und deren Übersetzungen - sie wären von heutigen Lesern wohl kaum zu entziffern. Die Erstauflage liegt bei 70 Exemplaren. Das Buch kommt nicht in den öffentlichen Verkauf. Besonders Interessierte können sich über den Förderverein des Osthusmuseums (www.musem-osthusschule.de) an Hans Schumacher wenden.

Meistgelesen