Kinderärzte wollen sich nicht an Tests für Urlaubsrückkehrer beteiligen

Bielefeld. Die heimischen Kinderärzte lehnen eine Beteiligung an Corona-Tests für Urlaubsrückkehrer ab. Das teilt Bielefelds Kinderarzt-Sprecher Marcus Heidemann mit. Die Ende Juli beschlossene Regelung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sei eine "schlicht nicht umsetzbare Idee". In einem Schreiben üben die Ärzte scharfe Kritik an dem Konzept der Bundesregierung und stellen konkrete Forderungen auf. Was bedeutet das jetzt für Patienten? Am 31. Juli hatte Spahn die Regelung angekündigt, allen Urlaubsrückkehrern eine freiwillige Corona-Testung anzubieten. "Sie hat mit gezielten Maßnahmen zur Reduktion von Ansteckungsgefahren nur wenig zu tun", kritisieren die Kinderärzte in ihrem Schreiben. Die Regelung sei völlig untauglich, um in der Praxis zur Anwendung zu kommen. "Durch die Äußerung, jeder Urlauber könne sich nun bei seinem Arzt testen lassen, wird dazu auch noch ein massiver Angriff auf die Praxisorganisation der Ärzte genommen", heißt es weiter. Die reguläre Patientenversorgung werde darunter leiden. Das Schreiben wurde vom Bielefelder Kinderarzt Marcus Heidemann mit aufgesetzt. Er ist gleichzeitig Landesverbandsvorsitzender für Westfalen-Lippe im Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte. Gemeinsam mit dem Landesverband Nordrhein könne der Landesverband Westfalen-Lippe den Kollegen in den Praxen nicht empfehlen, sich an dem "derzeit völlig unausgereiften" Test-Versprechen zu beteiligen. Bevor nicht klare generelle Rahmenbedingungen zur Testung geschaffen würden, könne aus Sicht der Ärzte eine Mitwirkung nicht erwartet werden. Was konkret bedeutet das nun für Patienten? Kann es passieren, dass der jeweilige Kinderarzt also keinen Corona-Test bei einer Urlaubsrückkehr anbietet? Auf Nachfrage heißt es dazu von Kinderarzt Heidemann: "Ja, das kann es bedeuten. Wir würden die 'Spahn-Abstriche' bei uns nicht machen und an das Gesundheitsamt oder an andere Ärzte verweisen, wobei auch viele Hausärzte nicht mitmachen werden." Bei den Kinderärzten könne Heidemann aktuell nicht sagen, wer in diesem Fall einen Test anbieten würde, es könne aber für Eltern und auch grundsätzlich für Patienten schwierig werden, jemanden zu finden, der das mache. "Eine Zumutung für die Ärzte" Die Ärzte stellen den Nutzen der Teststrategie in Frage. Der einmalige Testzeitpunkt sei nicht sinnvoll. "Wir Ärzte sehen es nicht als sinnvoll an, durch die aussagekräftige einmalige Testung die notwendige Quarantäne abzukürzen." Sie ärgern sich besonders darüber, dass die Umsetzung an einem Freitagnachmittag beschlossen und bereits für den Folgetag erwartet wurde. Das sei schlicht und ergreifend eine Zumutung für die Ärzte, da sie aktuell ohnehin arg überlastet seien. Deshalb seien die nun anfallenden Dokumentations- und Archivierungsschritte im Zusammenhang mit den Urlaubstest nicht mehr zu schaffen und finanziell zu stemmen. Die Ärzte sehen sich zugleich einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt. Sie fordern deshalb, die Übertragung von Aufgaben des öffentlichen Gesundheitsdienstes an die niedergelassenen Ärzte ohne deren Mitsprache und angemessenes Honorar zu beenden. Sie fordern zudem eine einheitliche und abgestimmte Abstrichstrategie sowie klare einheitliche Vorschriften zu Quarantäne und Wiederzulassung. Abstriche sollen gerecht vergütet werden Auch die Abstriche sollen einheitlich und gerecht vergütet werden, so die Forderung. In dem Schreiben heißt es wörtlich: "Wenn wir uns auf eine Abstrichstrategie einlassen sollen, so bedeutet dies eine Anpassung der Praxisabläufe, die nicht wöchentlich oder täglich geändert werden können." Sobald eine sinnvolle und angemessene Regelung gefunden sei, würden die Kinder- und Jugendärzte "sicher mit aller Kraft helfen, die notwendigen Schritte gemeinsam mit der Politik zu gestalten".

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