Test: Dieser Bielefelder Platz macht es den Radfahrern traditionell schwer

Bielefeld. Radfahrer und Jahnplatz – dieses Verhältnis war immer ein krisenhaftes. Stets war der zentrale Platz besonders für Radfahrer ein Problemplatz. Nun hat das schlechte Verhältnis einen neuen unrühmlichen Höhepunkt erreicht. Im Selbstversuch haben wir Zufahrten, Beschilderungen und Wegeführungen getestet. Fazit: Der von Umbau und Sanierung geprägte Platz ist für Radler nur eines: Eine Aufforderung, möglichst viele Regeln zu brechen. Denn: Es ist ein einziges Chaos, Hilfestellungen gibt es kaum; oft sind sie unverständlich und kaum zu finden. Erstes Beispiel Beispiele: Wer von der Kunsthalle aus auf den Jahnplatz zu radelt, wird gut 200 Meter vor dem Platz in seinem Tun bestätigt. Neu und gelb aufgetragen ist auf dem Radweg das Radfahrersymbol zu sehen. Der frühere, alternative Weg über die Umweltspur hingegen ist durchgestrichen. Und dann das: Direkt am Platz wartet humorlos die Information, dass der Radweg hier endet. Und jetzt? Der Radfahrer muss zum Fußgänger werden und über den Jahnplatz schieben. Das machen die wenigsten. Ich schiebe aber heute einmal brav mein Rad. Bis zum "Pizza Hut". Dort könnte ich weiterschieben, Richtung alte Stadt-Bibliothek. Aber es hier so eng, dass zwar Fußgänger passieren können, mit dem Rad neben mir ist es aber schwer, vor allem mit Blick auf Corona-Abstandsregeln. Eingeklemmt Also nehme ich den alten Radweg hinterm "Pizza Hut" gen Rathaus. Der ist vollgestellt mit Verkehrsschildern, teilweise auf halber Breite. Nach 50 bis 100 Metern bin ich entsetzt. Vollbremsung. Ein vorbeifahrender Bus schneidet mir den Weg ab und bleibt schräg mitten auf dem Radweg stehen. Ich bin wie in einem Tortenstück eingeklemmt, muss rechts über einen hohen Bordstein ausweichen. Was ist das denn? Ah, eine Haltestelle. Ich fahre zurück, schaue es mir noch einmal an. Prima, vom Baum hängt Grün so herab, dass das Haltestellen-Schild nicht zu sehen ist. Nur, wer darauf achtet, dass da Menschen stehen, kann im Vorbeifahren erahnen, dass hier eine Gefahr lauert. Und die scheint groß zu sein: "Gut, dass Sie berichten" Ein Busfahrer steigt extra aus und kommt zur Fotografin und dem Testradfahrer. &bdquo;Gut, dass Sie darüber berichten.“ Er schildert, dass die Situation für Radfahrer extrem gefährlich sei, das erlebe er täglich. Das einmal loszuwerden ist ihm ein Bedürfnis. Danach gehts weiter. Der Bus biegt in die Körnerstraße ab, ich, der ja die Herforder Straße erreichen will, finde, dass das eine gute Idee ist. Es fühlt sich aber irgendwie nicht richtig an. Die Markierungen und Schilder beim Abbiegen und dann auf der Körnerstraße lassen mich ahnen, dass ich hier nicht so richtig willkommen bin. Allerdings radeln fast alle hier entlang. Ist also vielleicht doch alles gut? Nein. Als ich noch einmal zurückfahre, sehe ich weiter hinten einen gelben Hinweis für Radfahrer. Sie sollen zwischen altem und neuem Rathaus durchfahren. Zu sehen ist der Hinweis weiter vorne natürlich nicht, kein Wunder also, dass fast alle durch die Körnerstraße fahren. Für mich geht es an der Turnerstraße links, am Kesselbrink entlang – und dort gibt es tatsächlich wieder ein Hinweisschild zur Herforder Straße. Ohne Ortskenntnis wären auch bis dahin wieder Fragen aufgetaucht, mit Ortskenntnis ist dieser Teil der Jahnplatz-Radler-Umleitung okay. Ein Abenteuer Und zurück? Auch ein Abenteuer. Vom Willy-Brandt-Platz aus bis zur Zimmerstraße ist alles wie immer – und dann ist es wieder da, das Schild mit der Info &bdquo;Radweg beendet“. Na prima, und nun? Alle anderen radeln einfach auf dem Fußweg weiter, ich schiebe erneut brav mein Rad; auf dem tunnelartigen Fußweg an der Sparkasse entlang. Dass mir kurz vor der Stresemannstraße ein Schild sagt, ich solle links abbiegen Richtung Kesselbrink, das kann ich von hier aus überhaupt nicht sehen. Es steht ja auch da, wo früher einmal der nun gesperrte Radweg war. Was soll das? Und wieso steht es überhaupt so weit weg vom ersten Schild? Die Info, wo es weitergeht, muss doch dort zu finden sein, wo mir das Weiter-Radeln verboten wird. Da will ich doch Ausweichhinweise bekommen. Und so beobachte ich auch hier, dass quasi jeder Radfahrer innerlich mit den Schultern zuckt und sich über Gehwege und offene Straßenbereiche seinen Weg durch die Baustellenlandschaft gen Jahnplatz sucht. "Wild-West-Radeln" Fast alle fahren entgegen allen Regeln – aber bei dieser Ausschilderung werden sie auch fast schon dazu genötigt, einfach mal auf die Karte &bdquo;Wild-West-Radfahren“ zu setzen. Und so bleibt auch jetzt das Fazit: Jahnplatz und Radfahrer – diese Beziehung steckt in einer tiefen Krise. Erwähnt werden muss aber auch, dass es am Jahnplatz für Fußgänger mittlerweile ganz ordentlich läuft, einzelne Umwege gehören eben dazu - und der Autofahrer scheint auch mit der Situation klarzukommen, die kolportierten enormen Rückstaus konnten zuletzt kaum noch beobachtet werden. Hier funktioniert die Organisation der Jahnplatz-Großbaustelle offenbar im Rahmen der Möglichkeiten.

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