Kita-Eltern irritiert über unterschiedliche Corona-Regeln in Bielefeld und Gütersloh

Bielefeld. Corona-Regeln sollen Menschen schützen. Mitunter sorgen sie aber auch für Kopfschütteln und Fragezeichen. Das zeigt ein Fall einer Bielefelder Kita, in der ein Kind positiv getestet wurde. Während die Kita-Kinder aus Bielefeld in zweiwöchige Quarantäne müssen, dürfen sich zwei Erzieher der Kita und ein Kind aus dem Kreis Gütersloh weiter frei bewegen. Für sie gilt die Quarantäne nicht, obwohl auch sie Kontakt zu dem infizierten Kind hatten. &bdquo;Wir verstehen nicht, warum unser Kind jetzt in den Ferien zwei Wochen lang zuhause bleiben muss, während das für die Betroffenen aus dem Kreis Gütersloh nicht gilt", sagt ein Bielefelder Vater, dessen Kind die Kita am Freibad Dornberg besucht. Ein Kind der Einrichtung war am 14. Juli positiv getestet worden. Erzieher und Kinder in Quarantäne Anschließend folgte das übliche Verfahren: Mitarbeiter des Gesundheitsamts überprüften, wer wann und wie intensiv Kontakt zu dem infizierten Kind hatte. Alle Kinder und Erzieher wurden getestet – alle Tests waren negativ. Das Bielefelder Gesundheitsamt schickte daraufhin dennoch die Erzieher und rund 15 weitere Kinder in zweiwöchige Quarantäne. Das besage die Richtlinie des Robert-Koch-Instituts (RKI), erklärt Stadt-Sprecherin Gisela Bockermann. Begründung: Ein Testergebnis sei immer nur eine Momentaufnahme. Die Getesteten könnten schon einen Tag später positiv sein. Auf Nummer sicher Die Stadt Bielefeld ordnet die zweiwöchige Quarantäne in solchen Fällen noch aus einem weiteren Grund an: &bdquo;Wir können zwar Erwachsene befragen, wie eng ihr Kontakt zur infizierten Person war. Das ist bei einem Kleinkind aber nicht möglich." Drei- oder Vierjährige seien noch nicht in der Lage, dazu eine verlässliche Aussage zu treffen. Deshalb gehe die Stadt mit der Quarantäne stets auf Nummer sicher. Auch dann, wenn der Kontakt zur infizierten Person tatsächlich eher flüchtig gewesen ist. "Eine harte Zeit" &bdquo;Wir wissen, dass das für Eltern und Kinder eine harte Zeit ist, weil mindestens ein Elternteil von der Quarantäne mit betroffen ist und mit dem Kind zuhause bleiben muss", sagt Bockermann. &bdquo;Es geht aber vor allem darum, Menschen zu schützen und eine Virus-Ausbreitung zu verhindern." Doch warum verfahren die Kollegen aus dem Gütersloher Gesundheitsamt anders? Auch sie beziehen sich auf eine Empfehlung des RKI, die als Zwei-Tage-Regelung bezeichnet wird. Demnach ist entscheidend, wann eine Person zuletzt Kontakt zu Infizierten hatte. Quarantäne nicht nötig Dabei verfolgt das Gesundheitsamt nur die Kontakte der vergangenen 48 Stunden zurück. Die drei Betroffenen aus dem Kreis Gütersloh hatten zuletzt am 10. Juli Kontakt zu dem Kind, welches am 14. Juli positiv getestet wurde – es liegen also vier Tage dazwischen. Eine Quarantäne wurde daher als nicht nötig eingestuft. Diese Zwei-Tage-Regelung gilt aber nur dann, wenn es sich um einen asymptomatischen Fall handelt, wenn die infizierte Person also keine Symptome gezeigt hat. Keine Rückmeldung Genau an diesem Punkt liegt der Fehler. Dem Gütersloher Gesundheitsamt liegen Informationen vor, dass das infizierte Kind der Dornberger Kita keine Symptome gezeigt hat. &bdquo;Das ist leider falsch", stellt Bockermann klar. Das Kind habe Schnupfen gehabt, ebenso wie weitere Kita-Kinder. Die Mutter des Kindes verständigte daraufhin das Bielefelder Gesundheitsamt, welches um einen Termin beim Kinderarzt bat. &bdquo;Dort wurde das Kind dann tatsächlich positiv getestet", so Bockermann. Die NW hat das Gütersloher Gesundheitsamt am Mittwochabend mit den Informationen konfrontiert und bis Donnerstagnachmittag keine Rückmeldung erhalten. Klare Grenze Einige Bielefelder Kita-Eltern sind der Meinung, dass die Quarantäne-Regelung in solchen Fällen bei Kleinkindern auf den Prüfstand gestellt werden sollte. &bdquo;Ich finde nicht, dass hier ein erhöhtes Risiko besteht. Deshalb sollte die Quarantäne-Dauer verkürzt werden", sagt der Vater. Das kann Bielefelds Kinderarzt-Sprecher Marcus Heidemann in Teilen durchaus nachvollziehen. &bdquo;Mehrere Studien besagen, dass die Ansteckungsgefahr unter Kindern eher als gering einzuschätzen ist." Dennoch sei es wichtig, an einem gewissen Punkt eine klare Grenze zu ziehen. &bdquo;Denn wer übernimmt die Verantwortung, wenn es durch eine verkürzte Quarantäne zu einem Corona-Ausbruch kommt?", gibt Heidemann zu bedenken.

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