18-Jähriger nach Messertat wegen Mordes angeklagt

Bielefeld. Es war eine Tat, die nicht nur engste Familienmitglieder fassungslos und voller Wut zurückließ. In der Nacht zum 1. Mai wurde der 17-jährige Marc P. an der Stadtbahn-Haltestelle Schelpmilser Weg von einem 18-jährigen Intensivtäter überfallen. Als der Raubüberfall sich zu sehr in die Länge zog, soll Eduard T. mindestens zweimal mit seinem Messer in den Bauch seines Opfers gestochen haben. Der 17-Jährige überlebte diese Nacht nicht. Er verblutete innerlich. Nun hat die Staatsanwaltschaft Anklage wegen Mordes gegen T. erhoben in Tateinheit mit &bdquo;versuchtem Raub mit Todesfolge". Das bestätigte nun Guiskard Eisenberg, Sprecher des Landgerichts Bielefeld. Staatsanwalt Veit Walter habe nach Abschluss der Ermittlungen der &bdquo;Mordkommission Bahn" im Verhalten des Angeklagten ein &bdquo;über die bloße Gewinnsucht hinaus gesteigertes Gewinnstreben" erkannt. Das erfülle das Mordmerkmal der Habsucht, erklärt Eisenberg. Deshalb klagt Walter den jungen Mann wegen Mordes und nicht wegen Totschlags an. Intensivtäter einen Monat vor der Tat aus der U-Haft entlassen Wie berichtet, hatte der Intensivtäter nach mehreren Gewalttaten bis Ende März noch wegen Wiederholungsgefahr in Untersuchungshaft gesessen. Grundlage dafür war eine ganze Reihe von Taten – der schwerwiegendste Fall war ein Raubüberfall, bei dem T. sein Opfer mit einem Bus-Nothammer am Kopf verletzte. Dieser Vorfall und fünf weitere Tatvorwürfe wurden bereits vor Gericht verhandelt. Weil aber die zu erwartende Jugendstrafe voraussichtlich auf Bewährung ausgesetzt werden würde, entschied die Jugendrichterin, T. wieder auf freien Fuß zu setzen. Etwa einen Monat später soll er dann diesen Mord begangen haben. Nicht nur die Richterin reagierte betroffen, als sie davon erfuhr. Rechtsausschuss im Landtag debattierte über den Fall Für den Vater des Opfers, seine Angehörigen und Freunde ist gerade die Vorstellung unerträglich, dass die Justiz den mutmaßlichen Mörder zu früh entlassen haben könnte. Doch die Prüfung des Vorgangs habe ergeben, dass die Entlassung des Angeklagten juristisch nachvollziehbar gewesen sei. Der Fall wurde sogar zweimal im Rechtsausschuss im Düsseldorfer Landtag debattiert – mit dem gleichen Ergebnis - auch beim zweiten Mal. Obwohl T. inzwischen sogar die Beteiligung an einer Vergewaltigung vorgeworfen wird, galt er als nicht vorbestraft und hinter Gittern sprach man von guter Führung. Während Eduard T. seit seiner Festnahme wieder in U-Haft sitzt und schweigt, arbeitete die Mordkommission bis zuletzt an der Beweisführung. Zeugen hatten den 18-Jährigen wiedererkannt, bei der folgenden Wohnungsdurchsuchung soll sogar noch die Tatkleidung gefunden worden sein. Trotzdem sagte T. seiner Mutter, dass er die Tat nicht begangen habe. Auch das habe bei der Familie des Opfers für große Aufregung gesorgt. "Ich bin zutiefst gerührt von der Hilfsbereitschaft so vieler Menschen" Unterdessen sorgte eine ganz andere Aktion für ein wenig Linderung: Steinmetz Jan Billerbeck hatte für die Hinterbliebenen einen Spendenaufruf gestartet, damit die Familie einen würdigen Grabstein für Marc finanzieren kann. &bdquo;Nicht nur der Schmerz über den Verlust trifft die Familie unendlich hart, sondern auch die finanzielle Belastung", erklärte Billerbeck damals. Inzwischen ist klar: Die Spendenbereitschaft der Menschen war so groß, dass die Eltern ein würdiges Grabmal für ihren Sohn finanzieren können. &bdquo;Ich bin zutiefst gerührt von der Hilfsbereitschaft so vieler Menschen", schrieb der Vater dankbar. Trotz all der Hilfe, die die Familie inzwischen erfahren hat: Ihr Schmerz wird für immer bleiben.

Meistgelesen