Diese Schüler lernen freiwillig in den Ferien

Bielefeld. Das Lernen zu Hause funktioniert ganz anders als in der Schule. Damit Schüler das, was sie verpasst haben, aufholen können, büffeln einige sogar in den Sommerferien. Hört sich nach Stress an, macht aber Spaß. Das zumindest finden Asma (12), Sara (11), Ahmad (14) und Omoniyi (14). Sie sind 4 von insgesamt 40 Mädchen und Jungen, die beim Sprachcamp des AWO-Kreisverbandes Bielefeld dabei sind. Zwei Wochen lang treffen sie sich jeden Morgen um 8 Uhr am Standort Josefstraße der Luisenschule. Bis 16 Uhr gibt es dann ein Programm für Schüler mit Zuwanderungsgeschichte aus den Klassen 5 bis 8. Die Camp-Idee gab es zwar schon vor Corona, kommt aber für die Schüler gerade recht. Denn viele hätten in ihren Familien zuletzt kaum Deutsch gesprochen, sagt Cornelia Borgards von der AWO. Im Camp ist das anders. &bdquo;Für die Kinder ist das ein Geschenk." Christine Ruis ist die Projektleiterin. Deutsch sei hier die verbindende Sprache, sagt sie. Kinder kommen von überall her Die Kinder kämen von überall her. Aus Griechenland, Italien, Bangladesch, der Türkei oder dem Irak. Es seien nicht nur Flüchtlingskinder. Einige seien schon länger in Deutschland, andere erst seit Kurzem. Ruis erzählt von einem Mädchen aus Bangladesch, das am ersten Camp-Tag ganz schüchtern in Begleitung ihres Vaters kam. Sie sei erst seit drei Monaten in Deutschland. Schon nach kurzer Zeit war es mittendrin – von der anfänglichen Schüchternheit sei nichts mehr zu spüren. Das Camp finde zwar in der Schule statt, Ruis habe aber kein klassisches Schulprogramm erarbeitet. Das Sprachcamp sei viel mehr ein abwechslungsreicher Mix aus Ferienspaß und Lernen – und das mit allen Sinnen. Nachmittags erarbeiten die Schüler mit ihren Teamern ein Theaterstück, zwischendurch spielen die Kinder Fußball oder Tischtennis auf dem Schulhof. Noch Plätze frei Die Stadt hat die Camps für dieses Jahr sowie 2021 und 2022 genehmigt. In den letzten beiden Wochen der Sommerferien sowie in den Herbstferien stehen die nächsten Camps an. Anmeldungen nimmt Cornelia Borgards per E-Mail an c.borgards@awo-bielefeld entgegen. Das Angebot ist kostenlos. Schwierigkeiten, mitzuhalten Corona hat viele Lücken aufgezeigt, aber auch schon vor der Pandemie hatten einige Bielefelder Kinder Schwierigkeiten, mit dem Unterrichtsstoff mitzuhalten. Über Gelder aus dem Programm &bdquo;Bildung und Teilhabe" können sie Unterstützung von Lernförderkräften bekommen, die individuell mit ihnen in der Schule üben. &bdquo;Als die Schulen geschlossen wurden, haben wir uns bemüht, dass der Kontakt nicht abbricht", berichtet Brigitte Weidenbach, bei der Regionalen Personalentwicklungsgesellschaft (Rege) zuständig für Schulsozialarbeit. &bdquo;Einige Lernförderkräfte machen auch jetzt in den Sommerferien weiter, das ist aufgrund von Corona erstmals möglich", erklärt sie. An vielen Grundschulen, wie der Bültmannshof-, Frölenberg-, Plaß-, Stifts-, Fröbel oder Bückardtschule arbeiten Kollegen mit ihren Schützlingen weiter am Unterrichtsstoff und versuchen, Defizite auszugleichen und Lücken zu schließen. An der Wellbachschule beispielsweise seien etwa 20 Kinder und 10 Lernförderkräfte dabei. Fragen zu den Aufgaben Eine von ihnen ist Larissa Gogoll. Die 27-Jährige studiert Deutsch und Geschichte auf Lehramt fürs Gymnasium an der Uni Bielefeld und hat für die Rege schon vor Corona sechs Grundschüler an der Wellbachschule betreut. &bdquo;Als die Schulen Mitte März geschlossen haben, konnte ich mit vier der Kinder per WhatsApp-Video-Anruf und Facetime weiter Förderunterricht machen", berichtet Gogoll. Bei den anderen beiden Kindern hätten die Eltern Bedenken gehabt, weil die Treffen nur online möglich waren. Zweimal pro Woche hat Gogoll mit ihren Schützlingen, drei Zweitklässlern und einem Viertklässler, Fragen zu den Aufgaben, die die Kinder im Homeschooling bekommen haben, besprochen. &bdquo;Viele Kinder, die in der Lernförderung sind, haben Migrationshintergrund", sagt sie. Ihren Eltern falle es oft schwer, den Kindern bei Fragen zu Unterrichtsinhalten zu helfen. Mit einem Schüler arbeitet sie auch jetzt in den Ferien weiter am Schulstoff. Dranbleiben ist die Devise Dranbleiben sei die Devise. &bdquo;Wir machen das ganz spielerisch, haben uns auch schon draußen getroffen, einen Spaziergang zum Spielplatz gemacht und da Mathe geübt", berichtet Gogoll. Ihr Schüler sei sehr motiviert, frage immer, wann das nächste Treffen sei – trotz Ferien. Wie es danach mit der Lernförderung weitergeht, sei allerdings noch offen.

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