Rund 800 Teilnehmer bei Anti-Polizei-Demo in Bielefeld

Bielefeld. Nach einer eskalierten Personenkontrolle auf dem Kesselbrink in der Nacht zum Sonntag riefen verschiedene Gruppen zu einer spontanen Demonstration gegen Rassismus und Polizeigewalt auf. Dazu gehören das Cafe Exil, die "Initiative Schwarze Menschen in Deutschland" sowie die Antifa AG der Uni Bielefeld. 800 Teilnehmer kamen zu der größtenteils friedlichen Demonstration. Der Titel der Veranstaltung lautete: "Für ein Ende der Gewalt der Bielefelder Polizei gegenüber People of Color und Migrant*innen auf dem Kesselbrink!" Vom Kesselbrink zogen die Teilnehmer gegen 18.40 Uhr zum Willy-Brandt-Platz, von dort über die Feilen und Mindener Straße in die Arndtstraße und von dort zum Jahnplatz. Au die dort geplante Zwischenkundgebung verzichteten die Anmelder und zogen von dort weiter zurück zum Kesselbrink. Sechs junge Leute saßen auf Plastikstühlen Die Polizei war mit einem großen Aufgebot vor Ort, zog sich aber mit Beginn der Veranstaltung bald zurück. Kurz vor Demostart versammelten sich bereits mehrere Hundert Menschen. Später zählten die Veranstalter mehr als 800 Teilnehmer. Die Demo-Anmelder machten zum Auftakt der Demo deutlich, dass sie polizeiliche Kontrollen oder sogar Gewalt auf dem Kesselbrink nur aufgrund der äußeren Erscheinung der Besucher nicht akzeptieren: &bdquo;Es scheint so, dass die Polizei Bielefeld nicht mitbekommen hat, was aktuell in der Welt los ist. Sechs Personen schwarzer Hautfarbe saßen in der Nacht auf Plastikstühlen und haben Cannabis geraucht. Sie wurden kontrolliert, weil sie anders aussehen." "Kommt nicht mehr zu uns auf den Platz" Der Kesselbrink habe ein Drogenproblem, das seien die Folgen von sozialen Problemen, Folgen von psychologischen Problemen und auch von Flüchtlingsproblemen. "Für viele Bielefelder ist der Kesselbrink ein Wohnzimmer. Socializing, Bier trinken, atmen." Die Polizei kriminalisiere diese Menschen, in dem sie mit ihren Fahrzeugen und ihren Waffen auf den Platz kämen. "Sie sehen diese Menschen nicht als gleichberechtigte Bürger, sondern als Fremde." Der Redner endete mit den Worten: &bdquo;Kommt nicht zu uns auf den Platz." Plastik-Flasche fliegt in Richtung der Polizei Im Anschluss an die Ansprache machte sich der Demozug auf den Weg. Die Stimmung blieb friedlich, die Gruppe zeigte sich dennoch lautstark. Mehrfach wurde die Polizei verbal attackiert. Am Willy-Brandt-Platz kam es zu einer kurzen Pause mit der knienden Protest-Pose, die an den Tod des Afroamerikaners George Floyd erinnert. Dabei kommt es zu sporadischen Beschimpfungen der Polizei auf Englisch, vorzugsweise mit der Parole "Fuck the Police", was die Beamten jedoch zu keinen Reaktionen veranlasst. Aus dem Demonstrationszug flog eine einzelne Plastik-Flasche in Richtung der Polizei, doch die Beamten ließen sich nicht provozieren. Als die Demonstranten den Jahnplatz erreichen, strecken sich geballte Fäuste gen Himmel - die Geste der "Black Power"-Bewegung aus den 60ern und 70ern. Die symbolische Einlage dauert nur wenige Sekunden, dann gehen die Demonstranten weiter zum Kesselbrink, Ziel und Ort der Abschlusskundgebung. Verbale Attacken auf dem Kesselbrink Auf ihrem Weg bedienten sich die Demonstranten der üblichen polizeifeindlichen Parolen, beließen es aber bei den verbalen Attacken, blieben die ganze Zeit über friedlich und hörten sich auf dem Kesselbrink weitere Statements an. Darunter auch das von Soumaila Bande. Der 23-Jährige ist der Festgenommene aus der Nacht. Er berichtete, wie er in der vorherigen Nacht auf dem Kesselbrink festgenommen und dabei zu Boden gedrückt wurde. Er warf vor allem einem der beteiligten Beamten den Einsatz unverhältnismäßiger Gewalt vor. Mit seiner Schilderung des Vorfalls widersprach er der Darstellung der Polizei. Anschließend endete die Demo. Während des Demonstrationszuges war es vorübergehend zu Straßensperrungen gekommen.

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