Ultraviolettes Licht als Geheimwaffe im Kampf gegen das Coronavirus

Bielefeld. Hygiene gehört zum großen Hype der Covid-19-Pandemie. Desinfektionsmittel, Flüssigseife, Mund- und Nasenschutzmasken waren und sind wichtig in Corona-Zeiten. Seit Neuestem rückt eine andere Methode in den Vordergrund, um dem gefährlichen Virus den Zahn zu ziehen: ultraviolettes Licht. Die Idee ist nicht neu und kommt bereits vielfältig zum Einsatz, war aber bisher weniger etwas für den Privatgebrauch. Doch jetzt drängen Geräte auf den Markt, ab rund 25 Euro aufwärts - wirksam, aber auch nicht ganz ungefährlich. Mit Licht kennt sich Hendrik Mertens besonders gut aus. Seine Firma "Die Lichtmacher” in Bielefeld plant und installiert Lichttechnik in großen und kleinen Objekten, sorgt auch dafür, dass Produkte ins rechte Licht gerückt werden, beispielsweise im "Lenkwerk”. Jetzt hat er UV-C-Geräte ins Repertoire aufgenommen – vom kleinen Adapter fürs Handy ähnlich einem USB-Stick, batteriebetrieben in Taschenlampengröße bis hin zum großen Raumdesinfizierer mit UV-Licht, die in der professionellen Gebäudereinigung zum Einsatz kommen sollen. In den vergangenen Monaten hatte der 49-Jährige - abseits seines eigentlichen Metiers und zusammen mit sechs anderen Unternehmen – bereits geholfen, Bielefelder Krankenhäuser und Ärzten in einer Spendenaktion mit Tausenden von Masken und Plexi-Glas-Schutzschildern auszustatten. Auf das Thema "UV-Licht” ist er von einem seiner Hauptlieferanten aufmerksam gemacht worden. "Er hat mich gefragt, ob ich auch Handdesinfektionsgeräte mit UV-C-Licht haben möchte.” UV-C killt das Erbgut Ultraviolette Strahlung gibt es in unterschiedlicher Form, sie ist fürs menschliche Auge nicht sichtbar. UV-A und UV-B sagt uns etwas, weil wir mit Sonnenschutzmitteln unsere Haut vor allzu großer Dosis schützen können. UV-C-Strahlung ist kurzwelliger, energiereicher und vor allem biologisch wirksam. In einer bestimmten Wellenlänge zerstört sie die Erbsubstanz von Bakterien und Viren, so dass diese ihre Infektiosität verlieren. Wie Wissenschaftler herausgefunden haben, bleiben Corona-Viren auf Kunststoffoberflächen und Edelstahl durchaus eine längere Zeit aktiv, so dass Schmierinfektionen möglich sind. Smart-Phones, Tablets, Tastaturen, Türklinken, Handgriffe, WC-Spülung. - viele Dinge, die man in derzeit nicht mehr so bedenkenlos anfasst. Unterwegs könnten die kleinen Desinfektionsgeräte hilfreich sein, einfach dicht über das betreffende Objekt halten, gegebenenfalls hin und her bewegen. Aber auf keinen Fall mit der Haut in Kontakt bringen oder hineinschauen. Die schädliche Wirkung von UV-C ist bekannt, unter anderem aus der Krebsforschung. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung weist auf seiner Website darauf hin, dass UV-Licht Sonnenbrand und Hautkrebs auslöst. Auch das Bundesamt für Strahlenschutz betont, dass UV-C gesundheitsschädliche Wirkung hat. Neben der Haut könne das Oberflächengewebe des Auges geschädigt werden. Mertens entgegnet, dass sich Handgeräte vorsorglich abschalten, sobald die Lampe nach oben gedreht wird, oder Bewegungsmelder größere Geräte ausschalten. Die richtige Wellenlänge Damit das ultraviolette Licht wirkt, muss es eine ganz besondere Wellenlänge aufweisen - am besten 254 Nanometer. Michael Berg von der Fakultät der Universität Bielefeld hat laut Hendrik Mertens geprüft, ob die Geräte tatsächlich diese Werte erreichen (was sie tun) und damit Wirkung entfalten. Und er hat getestet, ob die bei falschem Gebrauch für Menschen gefährliche UV-C-Strahlung auch Plexiglas-Abtrennungen oder Schaufenster-Scheiben durchdringt. "Tut sie nicht”, sagt Mertens, "sie wird absorbiert.” Reflexionen seien ebenfalls unbedenklich, nur der direkte Kontakt müsse unbedingt vermieden werden. Ozon hilft im UV-Licht-Schatten UV-Licht hat aber auch noch andere, sprichwörtliche Schattenseiten. So weist das Bundesministerium darauf hin, dass nicht unter allen Alltagsbedingungen UV-Licht seine volle Wirkung entfalten könne, zum Beispiel auf der Rückseite von Schubladen- oder Türgriffen. Im Schatten des UV-Lichtes gebe es keine wirkungsvolle Desinfektion. In diesem Fall, so Merten, gebe es mit zusätzlicher Ozonbehandlung eine wirkungsvolle Dezinfektion. Ein speziell entwickelter Raumlüfter könnte sogar die Luft desinfizieren, wenn sich Menschen im Raum aufhalten. Auf Flächen wirkten die kleineren Geräte sicherlich am besten. Fraunhofer-Prototyp Smartphone, Tablets und andere mobile Wegbegleiter, die täglich unzählige Male in die Hand genommen werden, hat auch das Fraunhofer-Institut für Optronik im Visier. Es hat für den klinischen Bereich aktuell ein Gerät entwickelt, das von außen wie eine Mikrowelle aussieht. Im Inneren arbeiten LED-Leuchtdioden mit einer Wellenlänge von 269 Nanometer, die innerhalb weniger Sekunden die Geräte sicher desinfizieren sollen. Der Prototyp soll im September vorgestellt werden. Kein Einsatz in Bielefelder Kliniken Eine dänische Firma hat in Corona-Zeiten einen Roboter entwickelt, der autonom durch Krankenhäuser fährt, Räume und deren Einrichtungen mit ultraviolettem Licht desinfiziert und die Erreger abtötet. Wichtig dabei: Niemand darf sich im Raum befinden, wenn das Gerät arbeitet. In Bielefelder Krankenhäusern gibt es dergleichen nicht, schon allein aus Schutzgründen für Mitarbeiter und Patienten. Johannes Kleideiter, Krankenhaushygieniker des Klinikums Bielefeld erläutert, dass UV-C-Strahlen dort vor allem zur Aufbereitung von Wasser zum Einsatz kommen. "Das geschieht im Klinikum in speziellen Aufbereitungsgeräten, die wir zur Desinfektion von medizinischen Produkten einsetzen.” Weil eine Reinigung von verschmutzten Flächen (zum Beispiel mit Essensresten oder Körperflüssigkeiten) nicht mit UV-Licht möglich sei, komme im medizinischen Bereich häufig Desinfektionsmittel zum Einsatz, das beides könne - reinigen und Erreger neutralisieren, so Kleideiter. Gebäudereiniger steigt mit ein Hendrik Mertens und sein Partner Noah Kolbe (Marketing) sehen jedoch für die leistungsfähigen Geräte, die zum Teil zusätzlich mit Ozon arbeiten und mit Luftfiltern ausgestattet sind, vielfältige Einsatzbereiche – in Geschäften, Firmen, Kantinen, WC-Anlagen, Bussen oder Straßenbahnen. "Die wirken dann auch dort, wo UV-Licht nicht direkt hinkommt und machen die Luft virenfrei.” Die eigens gegründete Firma Repair wird auf diesem Sektor nach Mertens Worten künftig mit der Bielefelder DAV Gebäudereinigung zusammenarbeiten. Wichtig ist und bleibt die richtige Handhabung, damit nur die Erreger zu Schaden kommen, nicht der Mensch. Kontakt: Tel. (0521) 137138, E-Mail: uvc@lichtmacher.de

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