Corona-Krise: Die ersten erkrankten Bielefelder kämpfen um ihr Leben

Bielefeld. Noch sind die Zahlen bei uns nicht dramatisch. Der Krisenstab der Stadt sieht Bielefeld relativ gut vorbereitet auf die zu erwartende Ausbreitung der Corona-Krise. Aber Leiter Ingo Nürnberger (SPD) rechnet mit &bdquo;deutlich mehr Kranken", wie er bei einer Wochenbilanz erklärte. Für eine Debatte über den Ausstieg aus der Kontaktsperre sei es deshalb zu früh. Aus der Wirtschaft kommen dagegen erste andere Töne. Der Handelsverband befürchtet &bdquo;enorme Steuerausfälle" – und fordert die Stadt auf, den Jahnplatz-Umbau zurückzustellen. Trügerische Ruhe Die Ruhe, die sich derzeit über die Stadt legt, ist trügerisch. Zwar sind Einkaufszone und Straßen leerer, aber die Lage in den Kliniken spitzt sich zu und Handel, Gastronomie, Gewerbe und Industrie leiden. Deshalb erreicht auch Bielefeld die neue Diskussion: Wie lange sind die Kontaktsperre für die Menschen und der &bdquo;Shutdown" der Wirtschaft noch zu verkraften? Fallzahlen steigen &bdquo;Wir müssen uns jetzt darauf konzentrieren, dass die Fallzahlen deutlich steigen werden", betont Nürnberger: &bdquo;Und wir dürfen niemanden in Sicherheit wiegen, das Schlimmste sei überstanden." Denn das belegen auch die aktuellen Zahlen: Gesundheitsamtsleiter Peter Schmid sieht &bdquo;einen linearen Anstieg", eine Verdoppelung wie in der Vorwoche sei diesmal nicht zu erkennen: &bdquo;Unser Eingreifen scheint zu wirken. Wir hoffen, auf dem richtigen Weg zu sein, auch wenn es fürs soziale Leben hart ist. Umso wichtiger ist es, dass sich die Bielefelder an die Regeln halten." Zwei Kranke beatmet Denn es gibt Kranke, die sehr leiden. Erstmals sind 10 Corona-Infizierte in den Krankenhäusern Mitte und EvKB, zwei von ihnen unter Beatmung. &bdquo;Auch in Bielefeld kämpfen Betroffene um ihr Leben", sagt Nürnberger. Die Kliniken können die Behandlung derzeit bewältigen. Es gebe rund hundert Beatmungsgeräte. Eine Verdoppelung, die der Bund in Aussicht stellte für die Hochphase der Infektionen, sei kaum zu erwarten, so der Dezernent. Mit den Krankenhäusern ist der Krisenstab in verstärktem Kontakt: &bdquo;Die nehmen das Thema sehr ernst und bereiten sich auf die starke Belastung vor." Nicht notwendige Operationen würden zurückgefahren, Stationen frei geräumt, Personal bereit gestellt. Nürnberger: &bdquo;Die Leistungsfähigkeit der Bielefelder Kliniken ist hoch." Material fehlt Doch zwei Risiken bereiten dem Krisenstabsleiter Sorge: Dass fürs Personal genug Schutzmaterial und für die Behandlung genügend Apparate geliefert werden. Nürnberger erneuerte den Appell an Bund und Land, dafür zu sorgen. Das schaffe die Kommune nicht. Bei der Feuerwehr sei &bdquo;erstmals etwas an Schutzkleidung angekommen", sagt der stellvertretende Amtsleiter Carsten Kroll: &bdquo;Wir bereiten uns vor, ad hoc reagieren zu können." Noch seien es erst vier aufwendige Transporte im Schnitt pro Tag unter erhöhter Sicherheit: &bdquo;Doch das ist die Ruhe vor dem Sturm." Zu wenig Tests Begrenzt sind die Kapazitäten bei den Corona-Tests, die dringend erforderlich sind. Derzeit laufen rund 150 pro Tag in Bielefeld, ein weiteres Labor verspreche 100 zusätzliche, so Nürnberger: &bdquo;Dafür kriegt es in Kürze die Zulassung. Wir müssen dafür sorgen, dass die Kräfte in Kliniken und Pflege arbeiten können." Sicherheit gibt es hier derzeit nur bedingt. Pflegeplätze angemietet Weil es in der häusliche Pflege durch Erkrankungen und Quarantäne zu Engpässen kommt, will die Stadt in Kürze 14 Plätze in einer privaten Einrichtung in Mitte anmieten, erst einmal für drei Monate. Parallel laufen Gespräche mit sozialen Trägern, die kaum Rücklagen haben, &bdquo;wie sie weiter arbeiten können". Noch reicht die Ansprache Als &bdquo;insgesamt ruhig" bezeichnet Ordnungsamtsleiter Friedhelm Feldmann, wie die Bielefelder auf die Kontaktsperre reagieren. Handel und Gaststätten hielten sich weitgehend dran, in Parks, wo sich viele aufhalten, und an Konfliktpunkten wie &bdquo;Tüte" oder Kesselbrink sei es &bdquo;schwieriger". Aber mit Ansprache und einzelnen Platzverweisen kämen die mittlerweile 50 Kontrolleure bisher aus, ohne Bußgelder zu verhängen: &bdquo;Doch konsequentes Vorgehen wird weiter nötig sein." Nürnberger: &bdquo;Aber mit Augenmaß."

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