Der alte Hof Kulbrocks erwacht bei Bessmann zu neuem Leben

Brackwede/Harsewinkel. Für die Brackweder, die vergeblich um den Erhalt gekämpft hatten, wird es wohl immer nur ein schwacher Trost sein. Aber der historische Hof Kulbrock, der vor fast genau zwei Jahre an der Von-Möller-Straße 23a abgebaut worden ist, ersteht zurzeit im nicht weit entfernten Harsewinkel neu. Er wird Teil des Modezentrums Bessmann, und sein Erscheinungsbild ändert sich. Auf der Baustelle an der Marienfelder Straße (B 513) hat sich seit November schon richtig viel getan. An diesem sonnigen Märztag wird der Giebel des Vierständerhauses von 1783 aus Brackwede vor das Mauerwerk gesetzt. Ein großes Teilstück schwebt von der Ladefläche des Lkw hinauf zur Stirnseite des Gebäudes. Die Zimmerleute der Firma Grothues & Theis nehmen es entgegen und fügen es in die Eichenbalkenkonstruktion. Mit langen Dübeln werden die Balken zudem in Kalksandsteinen verankert. Genaues Maß nötig Kulbrocks Hof kann nicht 1:1 wieder aufgebaut werden, erklärt Unternehmer Volker Bessmann, der das Gebäude von der Bielefelder Gesellschaft für Wohnen (BGW) übernommen hat. Dazu sei die Substanz des historischen Gebäudes nicht gut genug gewesen. Außerdem hätte ein originaler Wiederaufbau nicht den Anforderungen des Einkaufszentrums entsprochen. Aber es ist eine moderne Innenhülle entstanden, die sich nach den Abmaßen der Gefache, Fenster-und Türöffnungen des alten Bauernhauses richten musste. &bdquo;Dafür ist extrem viel gemessen werden", erklärt Architekt Norbert Ströer und lacht. Zwei Seiten waren zu marode Von den vor zwei Jahren in Brackwede abgebauten Balken konnten nach sorgfältiger Durchsicht und Reinigung nur jene des vorderen Giebels und der rechten Traufseite wiederverwendet werden. Auch der denkmalgeschützte Torbalken mit seinen reichen Schnitzereien gehört natürlich dazu. Und im Inneren werden die hölzernen Sparren sichtbar aufgelegt. Ursprünglich hatten die Zimmerleute gehofft, rund 80 Prozent der etwa 1.000 Balken, die beim Abbau alle einzeln marktiert worden sind, noch einmal benutzen zu können. &bdquo;Die rückwärtige Giebelseite und die linke Traufseite waren entweder zu marode oder bereits nicht mehr original", erklärt Volker Bessmann. Glücklicherweise besitzt der Unternehmer, dessen Familie bekanntermaßen ein Faible für alte Fachwerkhäuser hat, einen gut gefüllten Vorrat mit eingelagerten Eichenbalken. Auf dem rund 30.000 Quadratmeter großen Firmengelände sind bereit zehn Fachwerkhäuser wieder aufgebaut worden. Gefache nicht weiß, sondern rot Jetzt kommen rund 4.000 Quadratmeter und vier weitere Gebäude hinzu. Auf der Erweiterungsfläche ist Kulbrocks Hof der erste. Und er ist in Bessmanns Augen ein ganz besonderes Stück mit seinem sehr eng gesetzten Fachwerk und den aufwendigen Schnitzereien ein ganz besonderes &bdquo;Prunkstück". Alle Kenner von Kulbrocks Hof werden sich aber daran gewöhnen müssen, dass die Gefache nicht mehr mit weiß verputztem Lehm, sondern mit aufgearbeiteten roten Tonziegeln ausgemauert werden. Im Herbst will André Werner dort sein Fahrrad-Fachgeschäft eröffnen – so dies möglich sein sollte. &bdquo;Werners Fahrrad-Fachwerk" ist bereits jetzt Teil des Einkaufszentrum, er zieht lediglich um, wird sich vergrößern. Im Dachgeschoss von Kulbrocks Hof gibt es zusätzlich zwei Wohnungen à rund 100 Quadratmetern. Investitionssumme bleibt Geheimnis Auch die übrigen noch zu errichtenden Gebäude sind eine Kombination aus Geschäften und Wohnungen. Über die Investitionssumme schweigt sich Unternehmer Heiner Bessmann wie immer vornehmen aus. Auf dem Gelände in Brackwede errichtet die BGW derweil zwei Mehrfamilienhäuser mit 19 Sozialwohnungen.

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