Streifzug mit dem Ordnungsamt: Halten sich die Bielefelder an die Corona-Vorschriften?

Bielefeld. Punkt 10.30 Uhr stehen die vier Mitarbeiter des Ordnungsamtes der Stadt vor ihrem Bürogebäude im Ravensberger Park. Florian Uhlenbrock, der Team-Koordinator, Matthias Gievers, der normalerweise im Innendienst arbeitet und jetzt zeitweise den Außendienst verstärkt, Jan Winkelgrund und Olivia Dillon. Die vier Ordnungshüter haben sich dick angezogen, es ist um diese Uhrzeit, gerade im Schatten, noch empfindlich kühl. &bdquo;Die Leute in der Stadt haben verstanden, worum es bei der Corona-Krise geht – um Leben und Tod", sagt Florian Uhlenbrock. Und dann brechen wir auf. Werden wir uneinsichtige Bürger treffen, vielleicht sogar renitent und belehrungsresistent? Der erste Blick des Viererteams gilt dem Ravensberger Park. Vorsichtig wagen sie die ersten Knospen an Sträuchern und Bäumen ins Freie. Hier und da blühen die Krokusse. Menschen sind kaum zu sehen. Eine einsame Joggerin kreuzt unseren Weg, ein Radfahrer keucht an uns vorbei. Ansonsten ist der Park menschenleer. Ein vermutlich Obdachloser hat es sich auf einer Parkbank gemütlich gemacht und nimmt sein zweites Frühstück ein. Der Weg führt jetzt zum Kesselbrink. Normalerweise bearbeitet Matthias Gievers in seinem Büro Rotlichtverstöße. Er freut sich, dass er bei dem schönen Wetter seinen Arbeitsplatz jetzt zeitweise nach draußen verlegen kann. Homeoffice liegt ihm nicht so. Er genießt den direkten Kontakt mit seinen Arbeitskollegen, natürlich immer mit angepasstem Abstand. Florian Uhlenbrock erzählt, dass es in den vergangenen Tagen immer noch einige Uneinsichtige gab. Wirt muss mit Strafanzeige rechnen Mal waren es Eltern, die mit ihren Kindern die Spielplätze nutzten, zum Beispiel an der Bultkampmeile. Jugendliche trafen sich in den vergangenen Tagen, um in Grünanlagen wie dem Gellershagenpark, Nordpark oder Wiesenbadpark ihre Corona-Ferien, die es nicht gibt, zu feiern. Besonders renitent sei ein Wirt am Stauteich III gewesen, der trotz Aufforderung, seine Gaststätte zu schließen, gleich zweimal das Verbot missachtet habe. Er müsse nun zumindest mit einem Bußgeld, wenn nicht sogar mit einer Strafanzeige rechnen, erzählt Florian Uhlenbrock. Ein Unternehmer, der normalerweise Ramschware zu kleinen Preisen verkauft, habe sein Geschäft kurzfristig mit der Ausgabe von Speisen und Lebensmitteln angereichert, um weiter offen bleiben zu können. Dies sei natürlich auch verboten, amüsiert sich Matthias Gievers über die Kreativität des Händlers. Schlupflöcher suchen in dieser Zeit viele Händler, doch die Verordnung der Landesregierung ist relativ eindeutig. &bdquo;Nix los auf dem Kesselbrink!" Mit einem kurzen Blick hat Jan Winkelgrund die Lage gepeilt. Die Trinkerszene hat sich verzogen, und wenn sie dort sitzt, halten die Menschen genügend Abstand voneinander, weiß Uhlenbrock zu berichten. Wenig Verkehr am Kesselbrink. Die Luft scheint klarer als sonst. Vielleicht wäre jetzt der passende Augenblick, den Jahnplatz umzubauen bei relativ geringem Verkehrsaufkommen. Die Menschen, die auf Busse warten, halten den geforderten Sicherheitsabstand. Wir biegen in die Niedernstraße ein, die ebenso surrealistisch und fast gespenstig wirkt. Vereinzelt fährt ein Radfahrer, verbotenerweise, durch die Fußgängerzone. Wen stört es schon in diesen Zeiten. Vor der Apotheke staut es sich Auch die vier vom Ordnungsamt sind mehr als entspannt. &bdquo;Die Politessen haben inzwischen dort ihren Dienst eingestellt, wo sonst noch ein Parkschein gezogen werden musste", sagt Florian Uhlenbrock. Wer jedoch verkehrsbehindernd parkt und eventuell die Feuerwehr bei Einsätzen stören könnte, wird nach wie vor zur Kasse gebeten. Vor einer Apotheke in der Niedernstraße staut sich die Kundschaft bis auf die Straße. Vorbildlich haben sich die Kunden vor der Tür in entsprechendem Abstand angestellt. Letztlich besteht die Schlange aus fünf Kunden. Häufig werden die vier Ordnungshüter von Passanten angesprochen, dass doch nur zwei Menschen gemeinsam unterwegs sein dürften. &bdquo;Die Bürger sind sensibel geworden. Das freut uns. Wir arbeiten, deshalb dürfen wir", sagt Uhlenbrock. Auf dem Heimweg das gleiche Bild. Keine Verstöße gegen das Kontaktverbot. Eine Frau mit ihrer kleinen Tochter wird am Kesselbrink darauf hingewiesen, dass die Spielgeräte zur Zeit tabu sind. &bdquo;Wir freuen uns, wie die Bürger mitziehen", sagt Uhlenbrock. Morgen werden sie wieder unterwegs sein. Bis auf 50 Mitarbeiter soll das Kontrollteam aufgestockt werden – zum Wohle unserer Gesundheit. Alle aktuellen Entwicklungen in der Corona-Krise in Bielefeld im Liveblog der Lokalredaktion

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