Bielefelder Geburten in Corona-Zeiten: Wartelisten, Hausgeburten, Ängste

Bielefeld. Schwangere werden zu Hausgeburten gedrängt, kursiert im Netz. Darf der Papa noch mit in den Kreißsaal?, fragen werdende Mütter besorgt. &bdquo;Wir müssen gesund bleiben", sagen Pflegekräfte in der Gynäkologie und Geburtshilfe und bitten, auf Besuch der Neugeborenen verzichten. Was bedeutet es, wenn jetzt in Kürze der Geburtstermin ansteht? "Seit Montag ist die Hölle los" &bdquo;Wir haben schon seit ein paar Wochen enorm viele Anfragen, aber seit Montag ist die Hölle los", sagt Meike Görlich vom Geburtshaus Bielefeld. Viele Frauen wollten aktuell möglichst nicht in ein Krankenhaus. &bdquo;Aber wir sind voll, haben lange Wartelisten und können erst ab Dezember wieder Geburten annehmen." Zwar gibt es Wartelisten, aber auch die seien lang. Der Betrieb ist auf das Nötigste herunter gefahren. Um unnötige Kontakte zu vermeiden. Und auch, weil einige Hebammen-Kolleginnen sich jetzt zuhause um ihre Kinder kümmern müssen. &bdquo;Wir konzentrieren uns auf Geburten sowie Vor- und Nachsorge", sagt Görlich. Geburtsvorbereitungs- und Rückbildungskurse finden nicht mehr im Geburtshaus, sondern online per WhatsApp-Links zu entsprechenden Videos statt. Besucher müssen draußen bleiben &bdquo;Die größte Sorge der Schwangeren ist, ob die Väter noch mit in den Kreißsaal dürfen", berichtet Constanze Banz-Jansen, Chefärztin der Frauenklinik im Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB). Sie kann beruhigen: &bdquo;Das dürfen sie." Im Familienzimmer können sie zudem bei Mutter und Kind bleiben. &bdquo;Aber eben nicht rein und raus gehen", ergänzt Banz-Jansen. Besucher müssen draußen bleiben. &bdquo;Wir verstehen nur zu gut, dass der Nachwuchs von der gesamten Familie begrüßt werden möchte – aber wir brauchen jetzt die Unterstützung aller, damit unser Team gesund bleibt", sagt Melanie Lüdtke, Pflegekraft in der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am EvKB. &bdquo;Nur dann können wir uns um die Neugeborenen kümmern." Babys haben einen natürlichen Schutz Dass alle sehr aufgeregt sind, sei im ganzen Haus zu spüren, ergänzt Banz-Jansen. Aber weder Schwangere noch junge Mütter seien besonders durch Corona gefährdet. Selbst bei einer Infektion sei Stillen möglich. &bdquo;Die Babys haben einen natürlichen Schutz", sagt die Expertin. Falls eine Mutter mit dem Virus infiziert würde, werde sie selbstverständlich in einem separaten Kreißsaal betreut. Dafür sei alles vorbereitet. Zudem seien selbstverständliche die Hygienemaßnahmen entsprechend der Empfehlungen und Vorgaben noch einmal erhöht worden. Ähnliches berichtet auch Kathrin Möcking, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe am Klinikum Bielefeld. Dass Schwangeren zu Hausgeburten geraten werde, sei Quatsch. Trotzdem seien viele Frauen verunsichert - verständlicherweise. Aber auch hier, sowie im Geburtshaus und in der Geburtsklinik Hartog, dürfen Väter oder eine Begleitperson mit bei der Geburt dabei sein. Ansonsten gilt auch auf der Neugeborenen-Station &bdquo;Babytown" im obersten Stock des Klinikums an der Teutoburger Straße Besuchsverbot. &bdquo;Wir sind hier oben eh recht abgeschottet vom sonstigen Betrieb", ergänzt Möcking. Man merke aber schon, dass es ruhiger geworden ist. Um Kontaktzahlen zu minimieren, werde die werdende Mutter gebeten, zu Voruntersuchungen möglichst allein zu kommen. Auch das Klinikum Bielefeld sei darauf vorbereitet, dass möglicherweise eine mit Corona infizierte Mutter zur Geburt kommen könnte. Generationsübergreifend an einem Strang ziehen Auch die private Geburtsklinik Hartog hat Vorsichtsmaßnahmen getroffen. &bdquo;Aufgrund der aktuellen Lage hinsichtlich des Coronavirus COVID-19 beschränken wir unsere Besuchszeiten vorübergehend auf 15 bis 17 Uhr und die Anzahl dieser auf einen Besucher pro Patientin pro Tag", so die aktuelle Information auf der Homepage. Hiervon ausgenommen seien die (werdenden) Väter der Neugeborenen, sofern sie gesund sind. Die Informationsabende für Schwangere sind bis auf Weiteres abgesetzt. "Ich habe jetzt noch keine vermehrten Anfragen nach Hausgeburten", sagt Karin Lükewille, freiberufliche Hebamme. Sie mache wie gehabt ihre Wochenbettbesuche. Viele Kolleginnen, auch hier in Bielefeld, arbeiteten da aber jetzt auch schon mit Video-Beratung. Melanie Lüdtke, ihre Kolleginnen Alina Neufeld und Alina Potthoff und andere Pflegekräfte auf Geburts- und Neugeborenen-Stationen sind derzeit besonders gefragt, &bdquo;denn die Fragen rund um das Corona-Virus bei werdenden Müttern und frisch Entbundenen sind zahlreich", berichten sie. Mit einem fotografischen Appell in Schutzkleidung, mit Übungspuppe Rüdiger wollen sie deutlich machen, dass generationsübergreifend an einem Strang gezogen muss. Der Appell auf ihren Plakaten, die sie ins Foto halten: &bdquo;Wir bleiben hier für euch und kümmern uns um neues Leben" und &bdquo;Bleibt ihr für uns bitte daheim". Alle aktuellen Entwicklungen zur Coronakrise in Bielefeld im Liveblog der Lokalredaktion.

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