Radfahren für Mutige an diesem Engpass der August-Bebel-Straße

Bielefeld. Der neue Hochbahnsteig hat an der August-Bebel-Straße so einiges verändert. Für Radfahrer zum Negativen. Die Klagen von Radfahrern nehmen zu. Und tatsächlich: Wer sich vor Ort ansieht, wie eng es ist, insbesondere wenn eine Stadtbahn durchfährt, der kann Radfahrer verstehen, die das misslich finden. Viele fahren spürbar besorgter, wenn hinter ihnen Autos und Stadtbahnen kommen. Zumal sie nicht auf den Gehweg ausweichen dürfen - und auch nicht können, weil der Bordstein nirgends abgesenkt worden ist. Es geht vor allem um die etwa 100 bis 200 Meter, auf denen die Stadtbahn dann in die Oelmühlenstraße abbiegt - oder aus ihr herauskommt. Hier sind es zwar laut Stadt zwischen Bordsteinkante und erster Schiene 1,30 Meter; fahren hier aber Autos oder die Bahn entlang, darf in Zentimetern gemessen werden. Freiraum ist dann ein Fremdwort für den Radfahrer. Und der Druck auf den Radler von hinten ist unübersehbar hoch. Vom Amt für Verkehr wird die Lage nach dem Umbau auf Anfrage so bewertet: Es gelte immerhin Tempo 30 - sowohl für Autos als auch die Stadtbahn. "Kann der Autofahrer nicht mit ausreichendem Sicherheitabstand von 1,5 Metern überholen, darf nicht überholt werden." Das gelte auch gegenüber E-Tretrollern und Mofas. Da Straßenbahnen die gleiche Fahrbahn nutzten, "müssen die Fahrzeugführer die sie betreffenden Vorschriften der Straßenverkehrsordnung beachten", teilt das Amt schriftlich mit. "Keine Hauptradroute" Übersetzt heißt das wohl: Rechtlich gibt es nach den Bauarbeiten keine Probleme für Radfahrer, alles bestens. Auf die Frage, was denn Radfahrern geraten wird, die das alles dennoch als zu gefährlich empfinden, heißt es: "Im Rahmen des Verkehrskonzeptes wurde mit gutachterlicher Unterstützung entschieden, die August-Bebel-Straße nicht als Hauptradroute vorzusehen." Also: Besser woanders langradeln. Eine Radfahrerin vor Ort mag das so nicht hinnehmen, sie sagt: "Mein Weg führt aber nun einmal hier entlang - und ich fühle mich extrem unsicher, wenn ich mich mit meinem Sohn hinten im Kindersitz hier durchquetsche." Es sei doch nun einmal eine Straße für alle - auch für Radfahrer. Sie versuche, sich klimaneutral zu verhalten und fühle sich hier ausgebremst. "Echt beängstigend" Denn: "Wenn von hinten eine Stadtbahn kommt, ist das echt beängstigend." Irgendwie fühle sie sich dann wie ein Verkehrsteilnehmer zweiter Klasse, sie fühle sich von Autos und Stadtbahnen gehetzt und bedrängt. Laut Amt für Verkehr aber geht es schlicht und einfach nicht anders: "An Strecken mit starkem ÖPNV kann es in einigen Bereichen nur zu einer Kompromisslösung für den Radverkehr kommen", teilt das Amt mit. Und auf die Nachfrage, warum denn nicht Bordsteine abgeflacht werden und Radfahrer dadurch nicht zu sehr zwischen Bordstein und Verkehr eingeklemmt würden, heißt es: "Im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens wurden alle Belange bereits abgewogen." Kritik gab es früh Schon während der Planungsphase hatten Radfahrverbände wie der ADFC sich kritisch positioniert: Der Verzicht auf separate Radwege bringe große Unfallgefahren für Radler mit sich - durch das Rillengleis, die Enge und sich öffnende Autotüren parkender Autos. Schon 2017 prophezeiten sie das, was jetzt geschieht: Radfahrer würden quasi gezwungen, auf Gehwege ausweichen. Kleiner Lichtblick für Radfahrer: Auf die Frage, warum nicht der Gehweg im engsten Teilstück als Geh-/Radweg geöffnet werde, antwortet das Amt für Verkehr jetzt: "Die Möglichkeiten, dies einzurichten, werden wir gerne erneut prüfen."

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