40-jährige Bauunternehmerin gewinnt den Bielefelder Frauenpreis

Bielefeld. Norma Bopp-Strecker darf als vierte Bielefelder Frau den handgeschmiedeten Goldring tragen, der sie als "Frauenpreis-Gewinnerin" ausweist. Sie wurde von der siebenköpfigen Jury als Gewinnerin bestimmt. Überreicht wurde der Preis am Samstagvormittag - vergeben wird er vom Bund der Frauenvereine und der Neuen Westfälischen. Mehr als 300 Menschen aus der Bielefelder Stadtgesellschaft feiern den Frauenpreis im Kultur- und Kommunikationszentrum Sieker (KuKS). Bopp-Strecker (40) ist Chefin von 35 Mitarbeitern in der Baubranche. Ihr Credo: "Wenn Männer nicht mit einer Frau als Chefin zurechtkommen, ist das deren Problem." Und: "Die Zukunft gehört jenen, die etwas wagen", wie es Laudatorin Sharon Adler aus Berlin transportierte. Bopp-Strecker selbst musste erst einmal schmunzeln, als ihr der Ring von Susanne Schulz vom Bund der Frauenvereine angesteckt werden sollte: "Nein, der ist besetzt, wir nehmen den", sagte sie - und hielt für den Ring einen anderen Finger hin (am besetzten trägt sie den Ehering ihres zweiten Ehemannes). "Habe mich vorne jetzt gar nicht gesehen" Und dort passte der Ring dann auch, wie das Publikum hören durfte. Denn: Der ungewohnte und große Schmuck klongte mit jeder Geste Bopp-Streckers auf das Rednerpult, untermalte förmlich, was sie zu sagen hatte. Bopp-Strecker bescheiden: "Ich habe alles zu den sechs Nominierten gelesen und angeschaut, und ich habe mich jetzt hier vorne gar nicht gesehen - die anderen fünf Frauen hätten den Preis mindestens genauso verdient wie ich." Und weil sie an viele Frauen denken musste dort oben bei der Siegerehrung, fügte sie auch noch Beispiele an von Frauen an, an die sie denkt, wenn sie an starke Frauen denkt: "Alleinerziehende Frauen - und Frauen, die sich für andere Menschen engagieren und einsetzen; Frauen, die helfen, die sich einbringen." In ihrem Bereich, der Baubranche, begegne sie vielen jungen Frauen, so Bopp-Strecker - "und wenn ich mir die heute alle anschaue, dann habe ich sehr viel Hoffnung, denn die jungen Frauen haben ein klares Verständnis vom Mitgestalten." Deshalb, so die Siegerin, "stehen in Zukunft hoffentlich bei Preisen und in der Gesellschaft mal Frauen und Männer vorne, ohne Unterscheidung - weil dann eben alle vornestehen in der Gesellschaft". "Taffe, straighte, Frauen" Oberbürgermeister Pit Clausen brachte das mit diesem Bild auf den Punkt: "Frauen sollten nicht versuchen, die Hälfte vom Kuchen zu bekommen - sondern die Hälfte der Bäckerei." Und Moderatorin Christina Huckle, vielen als Schauspielerin am Stadttheater bekannt, führte emotional und voller Empathie , begeisternd und mitreißend durch das Programm, ihre Position: "Komplimente für Mädchen sollten mehr beinhalten als ,Schön bist Du'" - "Was ist mit stark, mutig und schlau?", fragte sie. Huckle würdigte die Nominierten als "sechs Heldinnen", und es sei gut, über sie und den Preis Frauen in die Öffentlichkeit zu stellen. Schulz würdigte die Frauen ähnlich. Es sei darum gegangen, Milieus der Stadtgesellschaft abzubilden, Frauen vorzustellen, "die selbst etwas in Gang gesetzt haben" und die "an das glauben, was sie antreibt". Sie seien "Loslegerinnen" und echte "Mutmacherinnen". Oder, neudeutsch: "Taffe, straighte, Frauen." Clausen sprach gar von "kämpferischen Typen". Nominierte und Siegerinnen Nominiert waren sechs Frauen, die sich vorbildlich gesellschaftlich engagiert haben, die starke Leistungen abliefern, die anderen Frauen Mut und mehr machen - die Bandbreite reicht vom Sport bis zur Wirtschaft. Sabine Ellerbrock ist mehrfache Deutsche Meisterin im Rollstuhltennis, sie hat erfolgreich an den Paralympischen Spielen teilgenommen, Grand-Slam-Turniere gewonnen und führte im Einzel und Doppel die Weltrangliste an. Als Schirmherrin des Vereins &bdquo;Nidulus" macht sie schwer erkrankten Kindern und Jugendlichen Mut und ist vielen ein Vorbild. Ellen Haase ist Kriminalkommissarin im Ruhestand. Sie hatte jahrzehntelang mit tödlichen Verkehrsunfällen zu tun, engagiert sich seit mehr als 30 Jahren in vielen Projekten für mehr Sicherheit im Straßenverkehr. Besonders setzt sie sich für Unfallopfer und das Tragen von Fahrradhelmen und reflektierender Kleidung ein. Eva Schwenzfeier-Hellkamp ist in der Elektrotechnik an der Fachhochschule die einzige Professorin. Sie hat als Spitzenfrau den Verein Deutscher Ingenieure (VDI) OWL modernisiert und begeistert gerne vor allem junge Frauen für die Ingenieurberufe. Christa Großmann war suchtkrank, sie engagiert sich beim abstinenten Freundeskreis der Caritas und organisiert Fachtagungen. Außerdem begleitet die pensionierte Lehrerin als Patin zwei minderjährige Flüchtlinge und setzt sich für die berufliche Integration von jungen Flüchtlingen ein. Beatrice Tappmeier arbeitet seit drei Jahrzehnten im Frauenhaus, engagiert sich landesweit für autonome Mädchen- und Frauenprojekte und macht sich öffentlich sehr eindeutig gegen Gewalt gegen Frauen stark. Sie ist eine Netzwerkerin, Bielefeld und NRW rücken bei ihr zusammen. Siegerin Norma Bopp-Strecker ist Wirtschaftsingenieurin, als 25-Jährige übernahm sie ein Hochbauunternehmen. Das führt sie - erfolgreich - seit dem frühen Tod ihres ersten Ehemanns als alleinige Gesellschafterin. Passend zu ihrer Biografie engagiert sie sich zudem für weiblichen Führungsnachwuchs. Vor ihr siegten diese Frauen: 2014 gewann Angelika Vogel (Vorsitzende der Aidshilfe), 2016 die Datenschutzaktivistin Rena Tangens und 2018 die Ärztin und Friedensaktivistin Angelika Claußen.

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