Immer mehr Bielefelderinnen machen einen Jagdschein - warum eigentlich?

Bielefeld. Den Jagdschein zu machen, ist Trend. Zumindest scheint es so, denn schon seit Jahren sind die Plätze im Vorbereitungskurs zum Jagdschein immer ausgebucht. Darunter: Immer mehr Frauen. Der Anteil weiblicher Teilnehmer nimmt zu. Aktuell liegt der Frauenanteil mit Jagdschein im Landesjagdverband bei elf Prozent, Tendenz steigend. Am aktuellen Kurs in Bielefeld nehmen 20 Prozent Frauen teil – 6 von 30. In NRW gab es zuletzt auch schon Kurse mit bis zu 50 Prozent Teilnehmerinnen, sagt Andreas Schneider vom Landesjagdverband (LVJ). Hund als Eingang zum Jagdschein Für viele Frauen sei der Hund der Grund, warum sie sich zur Jagdscheinprüfung anmelden, sagt Joachim Krause, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Hubertus Bielefeld. &bdquo;Sie besitzen teilweise bereits einen jagdlich geführten Hund, doch um ihn beispielsweise bei der Gebrauchshundeprüfung vorzuführen, ist ein Jagdschein Pflicht." So ist es auch bei Jill (48) und Theresia (15). &bdquo;Ich hatte früher schon einen Visla, und mein jetziger Hund ist ein ungarischer Vorstehhund. Den würde ich gerne selbst bei den jagdlichen Hundeprüfungen vorstellen", sagt Jill. Auch Theresia hat bereits einen Jagdhund, einen Deutsch-Kurzhaar. &bdquo;Meine Eltern sind beide Jäger – und mit unserem Hund war ich bereits zur Zuchtschau", sagt die Schülerin. Sie möchte mit dem Hund später die weiteren jagdlichen Prüfungen absolvieren. Wie Theresia haben auch Susanne (58), Katrin (40) und Sandra (38) bereits Jäger in der Familie. &bdquo;Mein Vater war Jäger und Hundeausbilder. Das Interesse für Flora und Fauna war daher schon immer da", sagt Susanne. Aber erst jetzt habe sie auch Interesse am Jagdschein gefunden, sagt die Hauswirtschaftsmeisterin. Sie kann sich vorstellen, dass ihr das für die nächsten Jahre Freude macht. Auch Katrin nennt das Interesse an biologischen Vorgängen und Zusammenhängen als Beweggrund. Wer sich nicht für Flora und Fauna interessiere, der würde auch keinen Schein machen, sind sich die Kinderkrankenschwester und die anderen Frauen einig. Biologie und Ökologie haben längst dem reinen Blick auf Waffe und Wildbret den Rang abgelaufen. Tierarzt, Landwirt und Förster in einem &bdquo;Die angehenden Jäger werden für den Schein unter anderem in den Themengebieten Wildbiologie, Naturschutz, Jagdrecht, Acker- und Waldbau und Jagdhundewesen geschult", sagt Krause. &bdquo;Außerdem ist es genauso wichtig, das Wild richtig ansprechen zu können, also sicher erkennen zu können, um welches Tier es sich handelt, wie alt es ist, in welchem gesundheitlichen Zustand es ist. Aber auch, ob es überhaupt freigegeben ist oder vielleicht gerade Schonzeit hat." Am Ende müsse ein Jäger quasi ein bisschen Tierarzt, Landwirt und Förster in einem sein. &bdquo;Darum ist der Vorbereitungskurs auch so zeitintensiv", sagt Krause. Alle Frauen sind sich aber auch bewusst, dass Waffenhandhabung, Waffentechnik und eine Schießausbildung zum Jagdschein dazugehören. Auf dem Schießstand wird das Schießen mit der Kugel und mit Schrot geübt, um nachher sicher im Umgang mit der Waffe zu sein und das Wild waidgerecht erlegen zu können. Für die angehenden Jungjägerinnen spielt Nachhaltigkeit dabei eine große Rolle. "Echtes Biofleisch, von dem ich weiß, wo es herkommt" &bdquo;Ich möchte in Zukunft echtes Biofleisch essen, von dem ich weiß, woher es kommt und wie es gelebt hat", sagt Katrin. Sie kann sich gut vorstellen, das erlegte Wild später selbst zu verarbeiten. Auch für Jill ist diese Vorstellung nicht abschreckend. &bdquo;Ich bin Allgemeinmedizinerin. Im Seminar über die Wildtierbiologie konnte ich auch die eine oder andere berufliche Parallele entdecken. Manche der inneren Organe bei Mensch und Tier sind eben gleich", sagt die 48-Jährige. &bdquo;Außerdem hat mich schon während meines Medizinstudiums die Pathologie sehr interessiert." Trotzdem stehen die Waffen für keine der Frauen im Vordergrund. &bdquo;Allgemein lässt sich sagen, dass es unter den Kursteilnehmern heutzutage selten Waffenfetischisten gibt", sagt Krause. Das Interesse an jagdlichem Brauchtum hingegen sei spürbar angestiegen. Direkt im Anschluss an den Kurs und den Jägerprüfungen Ende April wird über die Kreisjägerschaft ein Kurs zum Jagdhornblasen angeboten. Jill hat sich dafür bereits ein Horn zugelegt.

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