Stiller Abzug schafft Wohnraum: Briten räumen letzte Kasernen

Bielefeld. Eine Abschiedsfeier wird es nicht mehr geben: &bdquo;Unsere Arbeit in Bielefeld ist getan“, sagt Mike Whitehurst, Sprecher der britischen Streitkräfte in Deutschland. In wenigen Tagen schalten die britischen Soldaten in der letzten Bielefelder Kaserne das Licht aus – und kehren der Stadt endgültig den Rücken. Eine Ära geht vorüber – geräuschlos. Der 20. Februar dürfte ein geschichtsträchtiger Tag für die Bielefelder werden: Dann will die britische Armee die Catterick-Kaserne an den Bund zurückgeben – die letzte von ihnen genutzte Kaserne in der Stadt. "Besenrein übergeben" Aktuell laufen auf dem Gelände an der Detmolder Straße noch Aufräumarbeiten, sagt Whitehurst: &bdquo;Wir werden die Gebäude besenrein an den Vermieter übergeben.“ Bereits am 13. Januar hatten die Briten eher unbemerkt die Rochdale-Kaserne an der Oldentruper Straße zurück an den Bund gegeben. Derzeit seien nur noch ein paar Verwaltungsangestellte in Bielefeld für die britische Armee tätig; die Soldaten haben die Stadt bereits bis Ende 2019 verlassen. &bdquo;Vielleicht sind noch zwei, drei Soldaten von uns in der Stadt. Mehr nicht“, sagt Whitehurst. Ende Juli hatten sich die britischen Streitkräfte während eines Festaktes auf der Sparrenburg von den Bielefeldern verabschiedet. Eine erneute Zeremonie sei nun nicht mehr geplant, heißt es von der Stadt. Bauland - freie Flächen kommen zum richtigen Zeitpunkt Während für die Briten mit dem Abzug eine Ära endet, beginnt für die Stadt ein neues Kapitel. Sie will auf den insgesamt 43 Hektar großen Kasernen-Flächen Wohnungen bauen. Erstzugriff hat aber der Bund. Er entscheidet, wie es nun mit den Flächen weitergehen wird. Die Stadt Bielefeld plant aber bereits parallel, wie eine Wohnbebauung auf dem Gelände aussehen könnte. In Zeiten der aktuellen Wohnungsnot kämen diese Flächen sehr gelegen. Schon in den 1990er Jahren wurden in Bielefeld zahlreiche Kasernen umgewandelt: &bdquo;Harrogate“ (Oldentruper Straße), &bdquo;Ripon“ (Detmolder Straße), &bdquo;Redcar“ (Friedrich-Hagemann-Straße) und &bdquo;Richmond“ (Am Stadtholz). Sven Dodenhoff aus dem Bauamt geht davon aus, dass sich der Bund in den kommenden sechs Monaten abschließend positionieren wird, wie es mit der Rochdale- und der Catterick-Kaserne weitergehen wird. &bdquo;Wir haben sehr großes Interesse daran, möglichst schnell Planungssicherheit zu bekommen“, so Dodenhoff. Riesiges Areal war einst Hauptsitz der Briten Die Catterick-Kaserne an der Detmolder Straße mit einer Fläche von 33 Hektar war bis zuletzt das Hauptquartier der britischen Streitkräfte. Dort fanden sich Sportplätze, ein britischer Supermarkt, eine Schule und größere Freiflächen. Das Gelände der Rochdale-Kaserne an der Oldentruper Straße ist neun Hektar groß. Dort wurden Militärfahrzeuge instand gesetzt. Vertreter der Stadt warten nun ungeduldig darauf, Zugang zu den Arealen zu erhalten. Das war ihnen bislang nicht gestattet. &bdquo;Wir sind sehr gespannt, in welchem Zustand die Gebäude sind. Auf diesen Moment haben wir lange gewartet“, sagt Dodenhoff. Denn der Zustand der Gebäude und des Geländes beeinflusse maßgeblich die weiteren Planungen seitens der Verwaltung. Was jetzt mit dem großen Gelände passiert Auch Bürger würden sich immer wieder bei der Stadt melden, ob und wann sie auf das Gelände dürften. Dodenhoff: &bdquo;Wir hoffen, dass wir diesem Wunsch im Frühjahr nachkommen können.“ Man befinde sich dafür aktuell in Gesprächen mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA). In welcher Form den Bürgern Zutritt gewährt werden könne, hänge letztlich auch mit dem Zustand der Gebäude zusammen. Die BIMA prüfe nun, ob Bundesbedarf an den Liegenschaften bestehe, teilt Sprecher Thorsten Grützner mit. Sei das nicht der Fall, biete die BIMA der Stadt die Kasernen im Rahmen des Erstzugriffs zum Kauf an. &bdquo;Demnach kann es in einer Übergangszeit auch zu Leerständen auf den Liegenschaften kommen“, so Grützner. Deshalb wird die BIMA nun einen Wachschutz einsetzen, um damit die Gebäude zu überwachen und zu sichern. Bis April wollen die Briten auch die von ihnen bezogenen Wohnhäuser in ganz OWL zurückgeben. Ein Großteil von ihnen gehört ebenfalls der BIMA. Sprecher Mike Whitehurst blickt schon jetzt mit viel Wehmut auf die Zeit in Bielefeld zurück, die Ende Februar enden wird: &bdquo;Wir kamen als Besatzer, wurden Partner und gehen als Freunde.“

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