Ansturm wegen Zwangsumtausch von Führerscheinen

Bielefeld. Ob auf grauem, Papier, rosa Lappen oder Plastikkarte – alle deutschen Führerscheine werden in den kommenden Jahren ausgewechselt. Zu spüren bekommt das die Bielefelder Führerscheinstelle schon jetzt, obwohl die erste Frist erst in zwei Jahren abläuft: am 19. Januar 2022. Bereits 2019 hat sich die Zahl der Umtausch-Anträge gegenüber 2018 verdoppelt. Es ist nur der Anfang. Die städtische Abteilung muss verunsicherten Bürgern zudem viele Fragen beantworten. Gut 68 Prozent der Deutschen besitzen einen Führerschein. Übertragen auf Bielefeld bedeutet das: Rund 230.000 Führerscheine müssen in der Stadt ausgewechselt, die entsprechenden Anträge bearbeitet werden. Eine grobe Schätzung, es könnten auch mehr sein. &bdquo;Wir wissen nicht genau, wie viele Bielefelder bis 2033 kommen werden. Es gibt dazu keine Zahlen", erklärt Peter Egert. Dem Leiter der Führerscheinstelle und seinem Team steht eine Mammutaufgabe bevor. Bearbeitete die Behörde 2018 noch rund 1.000 Fälle waren es 2019 schon mehr als 1.900. Was der Umtausch die Bielefelder kostet Die Verwaltung hat sich deshalb bereits Verstärkung geholt und im vergangenen Jahr eine Stelle in Egerts Abteilung aufgestockt. Er rechnet damit, &bdquo;dass wir in Zukunft noch deutlich mehr Personal benötigen." Dem gegenüber stehen hohe Einnahmen durch die Antragsgebühren: Denn bei jedem Führerschein-Tausch werden in Bielefeld 24 Euro fällig. Für zusätzliche fünf Euro könne man sich das neue Dokument nach Hause schicken lassen, so Egert. Anlaufstellen sind für die Bielefelder neben der Führerscheinstelle auch die verschiedenen Bürgerberatungen in den Bezirken. Damit es nicht zum plötzlichen Massen-Andrang kommt, hat der Gesetzgeber im März 2019 verschiedene Fristen festgelegt – je nach Geburtsjahr des Fahrers beziehungsweise Ausstellungsdatum des Führerscheins. Die erste Frist läuft 2022, die letzte 2033 ab. Stichtag ist jeweils der 19. Januar. 2022 werden die ersten alten Führerscheine ungültig Zuerst dran sind die Papier-Führerscheine, die vor dem 1. Januar 1999 ausgestellt wurden: Autofahrer der Geburtsjahrgänge 1953 bis 1958 müssen ihren Lappen bis zum 19. Januar 2022 eintauschen. Die Jahrgänge ’59 bis ’64 haben ein Jahr länger Zeit. Die Jahrgänge ’65 bis ’70 sind bis 2024 dran, die Jahrgänge nach 1971 müssen den Umtausch bis 2025 erledigt haben. Anschließend werden zwischen 2026 und 2033 ebenfalls gestaffelt alle Plastik-Führerscheine mit Ausstellungsdatum bis 13. Januar 2013 neu aufgelegt. (Jüngere Führerscheine entsprechen bereits den neuen Auflagen und müssen ohnehin erneuert werden). Den Anfang machen mit Frist bis zum 19. Januar 2026 die Führerscheine aus den Jahren 1999 bis 2001. Am längsten Zeit lassen können sich Fahrer, die vor 1953 geboren wurden: Ihr Stichtag ist der 19. Januar 2033, sie sind dann 80 Jahre oder älter. "Ängste sind unbegründet" Es seien gerade ältere Fahrer, die Sorge hätten, dass mit dem Umtausch auch Gesundheitsprüfungen oder Sehtests auf sie zu kämen und sie den Führerschein verlören, erzählt Egert. Seine Mitarbeiter müssten hier oft ein Stück Aufklärungsarbeit leisten. &bdquo;Solche Ängste sind aber unbegründet. Der Umtausch ist nur ein Umtausch. Mitbringen müssen Sie lediglich Ihren alten Führerschein und ein aktuelles biometrisches Passbild." Auch die Bedingungen, unter denen der jeweilige Führerschein gemacht worden sei, hätten Bestandsschutz, betont der Leiter der Führerscheinstelle. &bdquo;Niemandem werden Rechte aberkannt." Wichtigste Neuerung ist das aufgedruckte Verfallsdatum auf allen neuen Führerscheinen: Diese sind ohne Ausnahme in Zukunft nur noch 15 Jahre gültig und müssen dann regelmäßig erneuert werden. Die Bielefelder Führerscheinstelle bekommt also auch nach der heißen Umtauschphase langfristig mehr zu tun. "Wer weiß, was die Politik noch vorhat" Das regelmäßige Auswechseln soll Fälschungen vorbeugen und die neuen Dokumente werden EU-Standards entsprechen. &bdquo;Heute steht auf vielen Führerscheinen nach der Heirat ein anderer Name als im Pass. Hier wird es mehr Einheitlichkeit geben", erklärt Egert. Ein Chip, wie es ihn japanische Führerscheine schon haben, sei bisher nicht integriert. &bdquo;Aber wer weiß, was die Politik noch vorhat."

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