Besonderes Weihnachtsgeschenk: Diese Frau häkelt Tausende Mützen für Arme

Bielefeld. Helfen. Was Sinnvolles tun. So schlicht und einfach ist das Lebensmotto von Ursula Borgstädt. Mit ihren 82 Jahren schafft sie Besonderes. Jedes Jahr häkelt sie etwa 300 Mützen. Und jede dieser Mützen spendet sie. Von der Heilsarmee über den Sozialpfarrer bis hin zur Bahnhofsmission reichen die Empfänger, die dann die Mützen weitergeben - an Menschen, denen sie helfen. Oder, wie der Verein "Lichtblicke", für ihre Hilfe die Mützen verkaufen. Ursula Borgstädt will dafür nichts haben. Kein Geld, kein großes Dankeschön. Wenn sie ein Danke hört, freut sie sich, wenn nicht, ist sie sich sicher, dass der Kopf unter der Mütze sich freut. Wert: 13.000 Euro Nackte Zahlen zeigen, was die Rentnerin leistet: Jede Mütze dauert etwa vier Stunden, in jeder stecken etwa sechs Euro. Und so staunt sie selbst, als ihr bewusst wird, dass sie fast 2.000 Euro jährlich in Wolle, Garn und Häkelnadeln steckt. Vermutlich unheimlich dürfte ihr werden bei dieser Zahl: Würden die Stunden der Arbeit mit Mindestlohn (9,19 Euro) vergütet, kämen weitere gut 11.000 Euro zusammen. Doch so denkt sie nicht. Sie erklärt: "Ich starre nicht gerne in den Fernseher, ich höre lieber Radio und lese die Zeitung." Folge: Nach dem Zeitunglesen wird oft gehäkelt. Wenn Borgstädt nicht gerade ihren anderen Ehrenämtern nachgeht: der Arbeit im Hospizverein Bethel und als Aufseherin im Bauernhausmuseum. "Manchmal sagen Bekannte zu mir, ich würde spinnen - aber ich tue das gerne." Eingehäkelte Gedanken Sie denkt viel über das Leben nach, über die Gesellschaft. Auch beim Häkeln: "Ich häkel in jede Mütze ganz viele Gedanken mit rein", sagt sie und lacht. Auch fragt sie sich, wer wohl die Mütze einmal tragen wird, die sie gerade entstehen lässt. Aber das erfährt sie nicht. Denn sie ist nicht dabei, wenn die wärmenden Mützen Heiligabend im Bahnhof nach dem Gottesdienst verteilt werden. Eigentlich wäre sie das gerne einmal, aber der Winter und vor allem die Weihnachtszeit hat für sie etwas Paradoxes: Sie selbst schenkt Freude, ist aber eher traurig. "Ich nehme über Weihnachten schon länger eine Woche Reißaus; wenn man alleine ist, sind das oft sehr traurige Tage." Beim "O du Fröhliche" in der Kirche kullern bei Borgstädt schon einmal die Tränen - und damit ist sie nicht alleine, das weiß sie. "Viele verwitwete Frauen sind an Weihnachten traurig und eher froh, wenn diese Zeit vorbei ist." Einmal übrigens bekam sie eine Rückmeldung zu den Mützen. "Ich brachte meine Tasche voller Mützen in die Bahnhofsmission - und ein Bruder der Landstraße sah das und sagte: ,Das finde ich aber schön, das Sie an uns denken, obwohl Sie gar nichts dafür bekommen.'" Das mit dem "gar nichts" stimmte für Borgstädt in dieser Sekunde nicht, der Satz des Obdachlosen war vielleicht einer der schönsten, den sie für ihre Strick-Mützen je erhielt. "Das ist doch schön" Die 82-jährige, die Großhandelskauffrau gelernt hat, ist glücklich mit ihrem Hobby, denn sie sieht ihren Einsatz so: "Für mich ist das alles keine Arbeit, ich gebe anderen etwas, das ist doch schön." Nicht mehr, nicht weniger. Und brüsten will sie sich damit sowieso nicht. Ihr ist schon unangenehm genug, dass ein alter Freund der NW den Tipp gab, mal nach den Mützen zu fragen. Jenen Mützen, die sie ganz bewusst aus synthetischer Wolle häkelt. "Die kann man überall trocknen, und die kann auch jeder gut auf dem Kopf haben." Zudem trockne jede Mütze schnell, nicht unwichtig für Menschen, die eher selten ein Dach über dem Kopf haben. Besser ohne Bommel Auf Bommel verzichtet sie übrigens: "Die schlucken so viel Wolle, dass es dann viel weniger Mützen wären." Mützen, die gebraucht werden. Das weiß sie, seitdem sie vor fünf Jahren einfach mal hinging zur Bahnhofsmission, zufällig auf Sozialpfarrer Matthias Blomeier traf und diesen ganz schlicht und einfach und ganz direkt fragte: "Darf ich Ihnen was schenken?" Die Antwort lautet, bis heute: "Ja."

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