Die Sparrenburg-Promenade in Bielefeld ist nicht mehr wiederzuerkennen

Bielefeld. Sein putziger Name "Falsches Weißes Stängelbecherchen" täuscht: Der winzige, unscheinbare Pilz ist ein leiser, aber ausdauernder und erfolgreicher Killer. Zu seinen prominentesten Bielefelder Opfern gehören sämtliche Eschen an der Promenade zwischen Sparrenburg und Brands Busch. In dieser Woche werden die letzten der Bäume gefällt. Aber auch die ersten, als Ersatz gepflanzten Traubeneichen sind zu besichtigen. Eschen sind zwischen 20 udn 80 Jahre alt Montags früh gegen 9 Uhr ist es noch still auf der Promenade hoch über den Dächern der Stadt. Die Sonne kämpft sich durch den aufsteigenden Morgennebel. Ein einsamer Fußgänger ist Richtung Sparrenburg unterwegs. Von unten ertönt das durchdringende Tatütata eines Rettungswagens, und dann rumpelt langsam ein großes Fahrzeug über den breiten Kammweg heran: ein Fällbagger, dessen Ankunft das Ende der beidseitigen Eschenreihen rund um die Schöne Aussicht einläutet. Die letzten 41 Promenaden-Eschen, zwischen 20 und etwa 80 Jahre alt, stehen dort, in vielen von ihnen verrichtete das Stängelbecherchen (Hymenoscyphus pseudoalbidus), das sich seit Anfang der 1990er Jahre von Polen aus immer weiter Richtung Westen ausbreitet, sein tödliches Werk - seine federleichten Sporen werden vom Wind weitflächig verteilt. Langer Greifarm, starke Säge Einige der mächtigen Eschenspitzen sind noch durch Kronengurte gesichert, die ein unkontrolliertes Herunterfallen starker Äste verhindern sollten und nun abgenommen werden, bevor der Bagger näher rückt. Der ist für seine Arbeit bestens gerüstet, mit langem Greifarm, an dessen Spitze eine starke Säge befestigt ist. Und die ist nicht einmal allzu laut. Während ein Waldarbeiter unten die Äste anzeigt, die am günstigsten zu erreichen sind, dirigiert der Baggerführer den langen Metallarm in luftiger Höhe. Die Säge setzt an, ein paar Drehungen, und, schwupp, ist das Holz durchtrennt. Der Greifarm packt den losen dicken Ast und lässt ihn sanft neben dem Promenadenweg zu Boden sinken. Dort wird das er zerkleinert. Das Holz wird zunächst auf einen Lagerplatz transportiert, erklärt Gärtnermeister Gerard Karl vom städtischen Umweltbetrieb, der die Aktion überwacht. "Die Häcksel werden in einem Bielefelder Heizkraftwerk verbrannt." Als letztes wird der Stamm Stück für Stück abgesägt. Die Fällarbeiten werden bis mindestens Mittwoch andauern, berichtet Karl. "Je nachdem, wie das Wetter ist und wie stark die Windböen hier oben sind". Gerodet wird auf einer Länge von rund 250 Metern, in diesem letzten Abschnitt von der Schönen Aussicht bis zu Brands Busch. Spaziergänger müssen mit Absperrungen rechnen. Die ersten Traubeneichen stehen schon Ab Mitte der Woche sollen dann auch schon die neuen Bäume gepflanzt werden. Zwischen Schöner Aussicht und Sparrenburg, wo im September vergangenen Jahres die Fällarbeiten begannen, sind die jungen Traubeneichen, 89 sollen es insgesamt werden, schon zu besichtigen. Sie alle sind an dem grünen Bewässerungsring unten auf dem Boden erkennbar, der sich, so Karl, hier oben gut bewährt habe. Die derzeit noch dünnen, rund zwölf Jahre jungen Bäumchen, die alle von Bielefelder Bürgern gespendet wurden, wachsen in den kommenden 60 Jahren zu mächtigen Riesen heran. Etwa 40 Meter an Höhe können sie erreichen und gut 600 Jahre alt werden. Der heimtückische Pilz kann ihnen nichts anhaben, sie zudem seien hitze- und trockenresistent, erklärt Karl. Die Pflanzung so spät noch im Jahr verbinden die Mitarbeiter des Umweltbetriebs mit der Hoffnung einer "möglichst großen Winterfeuchtigkeit". Umgangssprachlich: langem, ergiebigen Regen. Spendenaktion für die schwächelnden Stadtwald Derweil ruft die Stadt zu einer neuen Unterstützungsaktion auf – denn auch der Stadtwald braucht dringend Hilfe. Zehn Euro für zehn Quadratmeter Wald (gern auch mehr) können die Bielefelder ab sofort spenden. Etwa 800.000 Quadratmeter sind durch Trockenheit, Stürme und Schädlingsbefall schwer geschädigt. Dazu kommen schwächelnde Buchenbestände. &bdquo;Der Wald ist wichtig für den Klimaschutz. Er ist ein elementarer Lebensraum für Menschen und Tiere", unterstreicht Oberbürgermeister Pit Clausen. Durch Aufforstung soll ein laubwalddominierter Mischwald entstehen. Mit Hilfe der Spendengelder wird noch in diesem Jahr neu gepflanzt: auf dem Teuto-Höhenzug in der Nähe des Eisernen Antons; im ehemaligen Windelwald nördlich von Sennestadt; im Wald bei Meyer zu Heepen; und im Wald oberhalb des Heimat-Tierparks Olderdissen. Auf Wunsch bekommen die Spender eine Spendenbescheinigung sowie eine Urkunde. Weitere Infos (auch zur Bankverbindung) gibt’s beim Umweltbetrieb über Tel. (05 21) 51 88 46 oder im Internet unter www.bielefeld.de/stadtwald

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