Nagelneu: Bielefelder ignorieren ihre neuen Fahrradkäfige

Bielefeld. Am Hauptbahnhof war es zuletzt schwierig, einen Fahrrad-Parkplatz zu finden. Pendler mussten mehrere Monate auf Stellplätze verzichten. Die Eröffnung der provisorischen Radstation hatte sich mehrfach verschoben. Seit einem Monat ist sie endlich offen. Für Radfahrer gibt es jetzt noch ein weiteres Angebot: Zwei Fahrrad-Käfige bieten Platz für knapp 150 Räder. Doch genutzt werden sie bislang so gut wie nicht. In den sogenannten &bdquo;Radparks" herrscht gähnende Leere, während sich ein paar Meter daneben unzählige Fahrräder entlang der Gleisabsperrung stapeln. Die Stadt hatte für den Bau der Fahrrad-Käfige rund 150.000 Euro investiert. Auch zwei Parkbuchten mit je vier Auto-Stellplätzen vor dem Parkhaus sowie vier weitere Autoparkplätze an der Nahariyastraße mussten weichen. Die Käfige sind rund elf Meter lang, drei Meter breit und drei Meter hoch. Ein Käfig steht zwischen Bahnhof und Boulevard an der Joseph-Massolle-Straße. Zuletzt stand darin ein Fahrrad; einen Tag später waren es drei. Kein einziges Fahrrad wurde zu dieser Zeit im zweiten Käfig hinter der Stadthalle, kurz vor der Radstation an der Nahariyastraße, abgestellt. &bdquo;Da das Angebot noch sehr neu ist und zurzeit Herbstferien sind, gehen wir fest davon aus, dass sich die Zahl der Nutzer bald deutlich erhöhen wird", heißt es von MoBiel. Laut Sprecherin Birgit Jahnke stellen aktuell zehn Kunden ihre Räder dort ab. Kunden müssen ein Jahresabo für den "Radpark" abschließen Eine vierköpfige Gruppe junger Männer vor dem neuen Fahrrad-Käfig sieht das anders: &bdquo;Wer stellt schon sein Fahrrad hier ab, wenn er das auf der anderen Straßenseite kostenlos machen kann?" Hintergrund: Kunden müssen ein Jahresabo kaufen, um das Rad in dem neuen Käfig abschließen zu können. Die Kosten betragen 70; für Studenten und Kunden mit Mobil-Abo 56 Euro. Dafür ist ihr Rad dann aber auch sicher abgestellt. Denn in das Innere gelangt man nur mit einem Schlüssel. Den müssen Kunden in der Radstation abholen. Als sehr &bdquo;fragwürdig" bezeichnet NW-Leser Jörg von Halen das neue Stellplatz-Angebot. &bdquo;Es wird ja ganz offensichtlich nicht angenommen." Ihn ärgert, dass es wegen der gestrichenen Parkplätze jetzt noch schwerer sei, in diesem Bereich zu halten oder kurz zu parken, um zum Beispiel Gäste zum Bahnhof zu bringen. Experten sehen das anders: Bernd Küffner vom Verkehrsclub VCD hält die Fahrradparks für eine &bdquo;zukunftsträchtige Lösung", die sich vor allem in den Niederlanden großer Beliebtheit erfreuen. Und Godehard Franzen von Bielefeld pro Nahverkehr weist daraufhin, dass solche Anlagen grundsätzlich eine gewisse Anlaufzeit benötigen. 550 abgestellte Räder im Bahnhofs-Bereich Der VCD ist aber skeptisch, ob das Stellplatz-Angebot auch trotz der neuen Käfige (148) und der Radstation (200 Plätze) ausreichen wird, heißt es auf der Homepage. Tatsächlich stehen hunderte Räder zum Teil wild verteilt auf dem Bahnhofs-Gelände herum. Politiker hatten mehrfach kritisiert, wie chaotisch es an den unbewachten Fahrradstellplätzen aussehe. Das Amt für Verkehr hatte in einer Bestandsaufnahme vor einem Jahr 550 abgestellte Fahrräder gezählt. Eine Studie sieht im Bereich des Hauptbahnhofs langfristig sogar einen Bedarf von 4.000 Plätzen. Der VCD fordert, dass das Radabstellen in der Anfangsphase von sechs Monaten für die ersten 24 Stunden und für Studi-Ticket-Inhaber kostenlos sein soll. Aktuell müssen Radfahrer 70 Cent zahlen, wenn sie ihren Drahtesel für einen Tag in der Radstation abstellen wollen. Eine steile Rampe führt hinunter in den großen Raum, der einem Keller ähnelt. Die Rampe könnte bei Nässe und Regen sowie für ältere Menschen zum Problem werden, vor allem, wenn sie ein schweres E-Bike besitzen. Das sei aber bislang nicht der Fall, so MoBiel. Langfristig soll ein neues Fahrrad-Parkhaus im Bereich des abgerissenen Bahn-Güterschuppens entstehen. Bis dahin werden aber mindestens drei Jahre vergehen.

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