Stadt beschließt Kauf von Briten-Häusern und hofft auf Preisnachlass

Bielefeld. Aller Kritik zum Trotz hat sich der Stadtrat mehrheitlich dafür ausgesprochen, die 52 Briten-Häuser an der Sperberstraße zu kaufen. Abgewickelt werden soll der Kauf über die städtische Tochter BGW, die Bielefelder Gesellschaft für Wohnen und Immobiliendienstleistung. Die Entscheidung soll dort Mitte Dezember fallen, wenn auch der endgültige Kaufpreis feststeht. CDU, FDP und BfB hatten sich zuvor dagegen ausgesprochen. Für sie hat die frühere Paprika-Koalition jahrelang den völlig falschen Weg gewählt, und nun würden Steuermillionen verbrannt. Die Stadt hätte die Häuser bereits vor drei Jahren kaufen und dann weiter verkaufen sollen, sagte Gerhard Henrichsmeier (CDU), statt sie drei Jahre leer stehen zu lassen. Mit dem Verkaufserlös hätte dann weiterer sozialer Wohnraum geschaffen werden können. Jetzt würden die Briten-Wohnungen, die seines Erachtens nicht in einem solch schlechten Zustand seien wie dargestellt, abgerissen und für teueres Geld dort neu gebaut. &bdquo;Jede Gefängniszelle muss 9 Quadratmeter haben" Die BGW müsse nun für jeden Quadratmeter Bauland rund 600 Euro ausgeben. Und die Stadt zusätzlich noch einen Zuschuss von einer Millionen Euro für die Erschließung bezahlen. &bdquo;Ich kann so etwas nicht wirklich verstehen", schimpfte Henrichsmeier. &bdquo;Das schädigt die städtischen Finanzen und die Umwelt." Jasmin Wahl-Schwentker (FDP) vermisste jeglichen Hinweis darauf, woher die Million denn kommen soll. Regine Weißenfeld (SPD) widersprach. Die Immobilien seien in &bdquo;einem miserablen Zustand". Aufgrund der festgestellten Schadstoffbelastungen (beispielsweise Schimmel und Asbest) wäre selbst eine übergangsweise Vermietung der Wohnungen fahrlässig gewesen. &bdquo;Das steht im Gutachten alles drin. &bdquo;Als Wohnraum für Familien, wie von der CDU angepriesen, seien sie angesichts der kleinen Zimmer schon gar nicht geeignet. Schlafzimmer mit 6,5 und Bäder mit 3,5 Quadratmetern seien nicht familienfreundlich. Weißenfeld: &bdquo;Jede Gefängniszelle muss 9 Quadratmeter haben!" BGW will 85 Wohnungen bauen Mit dem Konzept der BGW würden nun 85 Wohneinheiten nach aktuellen Standards und mit guter Anbindung an den ÖPNV entstehen. Der Prozess dorthin sei in der Tat lang gewesen, aber &bdquo;ein Beispiel von konstruktiver Bürgerbeteiligung". Regine Weißenfeld hoffte jedoch auch, dass es in den anderen Konversionsprozessen schneller gehe. Die britische Rheinarmee wird zum Jahresende weitere 400 Wohnungen, vor allem in Reihen- und Doppelhäusern räumen. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) will sie nicht alle verkaufen, sondern nun zum Teil auch selbst vermieten. Baudezernent Gregor Moss berichtete in der Ratssitzung, dass es im Hinblick auf den Kauf der Siedlung Sperberstraße, für die nach dem Schiedsgutachten des Landes nun 5,5 Millionen Euro als Verkehrswert aufgerufen sind, weitere Gespräche gegeben habe. Er hofft, in der Ratssitzung am 7. November Neuigkeiten zum Kaufpreis berichten zu können. Verbilligungen durch Sozialbauten und Spielplatz Günstiger wird es nach Moss Worten auch allein schon deshalb, weil die sogenannte Verbilligungsrichtlinie des Bundes zum Tragen komme. Für jede gebaute Sozialwohnung würden 25.000 Euro erstattet. Bei 42 geplanten Wohneinheiten seien das schon 1,05 Millionen Euro. Auch der Bau eines Quartierspielplatzes werde darüber belohnt. &bdquo;Und es gibt Absprachen mit dem Land", so Moss, &bdquo;dass wir die Erschließung mit bis zu 60 Prozent aus der Städtebauförderung bezuschusst bekommen." So relativierten sich die hohen Zahlen etwas. &bdquo;Das ist immer noch eine teure Angelegenheit, aber der Mühe wert", so der Dezernent. CDU kritisiert "falschen Ansatz" CDU-Sprecher Ralf Nettelstroth war nicht überzeugt. Die Wohnungen hätten längst vermietet und an anderer Stelle mit 6 Millionen Euro zusätzliche Wohnungen entstehen können. Und jetzt werde das Doppelte der Bodenrichtwerte bezahlt, plus Erschließung. &bdquo;Das ist der falsche Ansatz." Jens Julkowski-Keppler (Grüne) räumte ein, dass eine Zwischennutzung vielleicht sinnvoll gewesen wäre. Womit sich die Paprika-Koalition in den vergangenen drei Jahren aber nie habe ernsthaft beschäftigen wollen, beklagte Peter Ridder-Wilkens (Linke). Beide waren sich aber gleichermaßen einig, dass es sinnvoll sei, innerstädtische Fläche mit modernem Wohnraum zu entwickeln.

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