Gewitter verwässern Geburtstag von Bielefelds fairem Festival

Bielefeld. Die große Geburtstagsparty war nicht ganz so wie erhofft. Mehrfach wurde das "FAIRstival" im Rochdale-Park von Gewittern und Regen heimgesucht, so dass die erhofften 3.000 Besucher bei Weitem nicht erreicht wurden. Und doch war Stephan Noltze vom Organisationsteam nur froh, dass die Leineweberstadt von einem echten Unwetter verschont blieb. Akteure und Besucher des Festivals rund um den fairen Handel und den Klimaschutz ließen sich denn auch nicht bange mache, bevölkerten immer wieder in den Regenpausen den Park und genossen die gute Musik. Später legten im großen Saal der Ravensberger Spinnerei verschiedene DJs auf. Zu den Besonderheiten von Bielefelds fairem Festival gehörte in diesem Jahr die große Außenbühne, auf der zum Auftakt die "Lehmanns Brothers" aus Frankreich mit Funk, Soul und Hip Hop Bewegung in Menge brachten. Aus Kiel angereist war die Rapperin "Presslufthanna", weitere Bands kamen aus OWL. Weitgehend unausgepackt blieben der klanggewaltige Boxenturm des neu gegründeten Bielefelder Soundsystem "Avocado System" und das Bielefelder Reggae-Soundsystem, das auf dem Festival eigentlich Premiere haben sollte. Müllcontainer wird zum "Strandkorb" "One world, one climate" lautet das Motto von Bielefelds fairem Festival, das vom Verein "FAIRstival" ehrenamtlich mit Hilfe zahlreicher Kooperationspartner organisiert wird. Draußen und drinnen (in den Räumen der Raspi) gab es Musik, Workshops und Vorträge, Essen, Trinken und Aktionen. Zum 5. Geburtstag war der Eintritt erstmals kostenlos. Die Raspi war auch bei den Gewittern sicherer Rückzugsort. Ob Yoga oder Datenschutz, Klimawandel am Beispiel von Nicaragua oder nachhaltiges Ehrenamt, Insektenschutz oder ökologischer Fußabdruck - das Info- und Mitmachangebot war reichhaltig. Während beim Jugendwerk der Arbeiterwohlfahrt die Kinder Müll aus einem kleinen Teich angeln konnten, radelte Arkadius Quittek von der Recycling-Börse mit einer besonderen Rikscha nachmittags übers Gelände. Witzig auch der große "Strandkorb", gemacht aus einem grünen Müllcontainer. Foodsharing in Bielefeld wächst stetig Viele aufklärende Gespräche führte Lisa Merki am Stand von Foodsharing Bielefeld. Erst 2018 offiziell als Verein gegründet, gebe es in Bielefeld bereits rund 300 aktive Lebensmittelretter. Tendenz steigend. Etwa 30 Supermärkte, Wochenmarkt-Handländer und Bäcker würden derzeit mit Foodsharing Bielefeld zusammenarbeiten, erzählte Lisa Merki. "Es gibt viele Menschen, die sich für das Thema interessieren", so die junge Frau. Angelika Brenken musste die Foodsaferin nicht überzeugen. Die Bad Salzuflerin hatte ihren Korb schon mit geretteten Lebensmitteln vollgepackt. Sie ist nach eigenen Worten seit 30 Jahren ökologisch-biologisch orientiert. Sie war wegen des "FAIRstivals" extra nach Bielefeld gekommen. Brenken wünscht sich, dass sich Foodsharing in Deutschland flächendeckend etabliert. "Es ist schlimm, dass so viele Lebensmittel im Müll landet, obwohl man noch so viel damit machen kann." Gut findet sie auch die Bielefelder Fahrrad-Initiative, die Repair-Cafés. Mit gutem Gewissen Geld anlegen Dass man auch nachhaltig und mit gutem Gewissen Geld anlegen kann, vermittelte Ana Lucia Montes von Oiko-Credit, diesjähriger Hauptsponsor des Festivals, den Besuchern. Beispielsweise in einer Kooperative von 250 Wollspinnerinnen in Uruguay oder in ein Landwirtschaftsprojekt in Ägypten. "Aber fast 80 Prozent unseres Portfolios sind Mikrofinanzprojekte." Die Höhe der Dividende ist auf maximal 2 Prozent begrenzt. "Wir maximieren keine Gewinne, sondern wollen die maximale soziale Wirkung", betonte Ana Lucia Montes. Weltweit legen derzeit rund 56.000 Menschen ihr Geld via Oiko-Credit an, die Hälfte davon stammt aus Deutschland - 7.000 allein aus NRW. Bielefeld ist seit 2013 "Fairtrade-Stadt", hat den Titel im April für weitere zwei Jahre vergeben bekommen. Koordiniert wird das ganze im Umweltamt. Vom 13. bis 27. September wird es Aktionstage rund um fairen Handel und Nachhaltigkeit geben.

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