Bielefeld

Was für eine Verwandlung: Friseure schneiden Bielefelder Bedürftigen kostenlos die Haare

Neuer Look: Bielefelds bedürftige Mitbürger konnten sich im Haus der Kirche die Haare schneiden und legen lassen. | © Christina Falke / Artbestimmt.de

29.04.2019 | 30.04.2019, 12:10

Bielefeld. Ein neuer Haarschnitt ist wie ein neues Leben – das dachte sich auch Friseurmeister Uwe Kennemund und holte das weltweit laufende Projekt „Barber Angels" zu Jahresbeginn nach Bielefeld. Am Montag fand das Haareschneiden für bedürftige Menschen zum zweiten Mal in der ostwestfälischen Metropole statt. 70 Kunden hatten einen Termin zur äußeren Kopfneugestaltung im Haus der Kirche.

Neuer Look: Bielefelds bedürftige Mitbürger konnten sich im Haus der Kirche die Haare schneiden und legen lassen. - © Christina Falke
Neuer Look: Bielefelds bedürftige Mitbürger konnten sich im Haus der Kirche die Haare schneiden und legen lassen. | © Christina Falke

Viele glückliche Gesichter verließen am Montagnachmittag den als Friseursalon umfunktionierten Veranstaltungssaal an der Markgrafenstraße. Drei Stunden lang klapperten hier ununterbrochen die Scheren, glitten Kämme und Bürsten über die Köpfe, surrten Föne und Haare fielen zu Boden. Anschließend hörte man vor allem Frauen erfreut sagen: „Mindestens fünf Zentimeter sind abgekommen."

70 Kunden haben einen Termin

Die „Eintrittskarten" hatten Mitarbeiter der Caritas, des Kirchenkreis Bielefeld sowie der Diakonie für Bielefeld zuvor unter anderem am Bielefelder Tisch, der Bahnhofsmission und auch in Bethel verteilt. „Zur jeweils vollen Stunde kann so eine bestimmte Zahl an Besuchern herkommen, einen Teller Suppe zu sich nehmen und sich die Haare schneiden lassen", erklärten Matthias Blomeier, Sozialpfarrer, und Uwe Moggert-Seils, Pressesprecher des Kirchenkreis Bielefeld. Auf diese Weise behielten sie den Überblick und niemand müsse zu lange auf „seinen Termin" warten.

Große Kunst: Feenja ist begeistert von ihrem neuen Haarschnitt, in den ihr Friseurin Naddel ein Muster in den Undercut rasiert hat. - © Christina Falke / Artbestimmt.de
Große Kunst: Feenja ist begeistert von ihrem neuen Haarschnitt, in den ihr Friseurin Naddel ein Muster in den Undercut rasiert hat. | © Christina Falke / Artbestimmt.de

Wie in jedem guten Friseursalon üblich gab es natürlich auch hier zum Haarschnitt die obligatorische Tasse Kaffee mit einem Keks dazu gereicht. Waren dann aber vor allem die männlichen Gäste froh, dass ihr Haupthaar nur wieder etwas kürzer kam, brachten die Damen größere Vorhaben zu ihrem Friseurbesuch mit. Und so hielten einige von ihnen den einen und anderen Frisurenvorschlag in Form von Zeitschriften-Ausschnitten in Händen.

Uwe mit den Scherenhänden

Uwe Kennemund, der den Friseurladen „Haarkunst" in Hiddenhausen, Kreis Herford, betreibt und sich selbst „Uwe mit den Scherenhänden" nennt, holte das Projekt im Januar dieses Jahres zum ersten Mal nach Bielefeld. „Im Internet hatte ich zuvor Berichte gesehen und besuchte daraufhin einen Einsatz in Hannover. Gleich im ersten Moment stand für mich fest, dass ich das nach Ostwestfalen holen wollte", sagte Kennemund. Durch Werbung in sozialen Netzwerken wie Facebook, habe er ein Team von weiteren ehrenamtlich-engagierten Friseuren gefunden und immer noch kommen weitere Helfer hinzu – „das Ganze funktioniert wie ein Schneeballsystem."

Neuer Look: Bielefelds bedürftige Mitbürger konnten sich am Montag im Haus der Kirche zum zweiten Mal die Haare schneiden und legen lassen. - © Christina Falke / Artbestimmt.de
Neuer Look: Bielefelds bedürftige Mitbürger konnten sich am Montag im Haus der Kirche zum zweiten Mal die Haare schneiden und legen lassen. | © Christina Falke / Artbestimmt.de

Und während Feenja (34) von Friseurin Naddel sich in den Undercut ein neues Muster rasieren ließ, genoss Gabriele (62) ihren den langersehnten Friseurbesuch. „Das letzte Mal war ich vor einem halben Jahr bei einem Friseur", erzählte sie und freute sich auf einen neuen Bob-Schnitt, den ihr Kennemund gerade verpasste.

Glückliche Gesichter

„Es ist nicht einmal auszumachen, ob hier mehr Frauen oder mehr Männer das Angebot wahrnehmen. Ich würde sogar sagen, es verhält sich 50 zu 50", sagte Matthias Blomeier, der zwischenzeitig mit Uwe Moggert-Seils auf einem Tisch am Rande des Geschehens platzgenommen und aus der Ferne die glücklichen Gesichter betrachtete. „Dafür ist Kirche vor allem da – für Teilhabe", sagten die Männer sichtlich zufrieden.

Neuer Look: Bielefelds bedürftige Mitbürger konnten sich am Montag im Haus der Kirche zum zweiten Mal die Haare schneiden und legen lassen. - © Christina Falke / Artbestimmt.de
Neuer Look: Bielefelds bedürftige Mitbürger konnten sich am Montag im Haus der Kirche zum zweiten Mal die Haare schneiden und legen lassen. | © Christina Falke / Artbestimmt.de

Und obwohl ein neuer Termin für die Öffnung des „Barber Angels"-Salons noch nicht fest steht, nahmen die Bedürftigen Blomeier beim Wort und verabschiedeten sich mit den Worten: „Bis in drei Monaten dann wieder!"

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