Diese neuen Tickets sollen Bielefelder fürs Bus- und Bahnfahren begeistern

Ticketlust oder Frust? Clip- und Silber- oder das kostenlose SennestadtTicket sollen mehr Menschen für den öffentlichen Nahverkehr begeistern. Viele bleiben dabei aber noch außen vorBielefeld. Lässt sich durch attraktivere Ticketangebote das Mobilitätsverhalten der Bielefelder ändern? Wie kann es klappen, dass mehr Menschen das Auto stehen lassen und auf Bus- und Stadtbahn umsteigen? Ob das mit niedrigschwelligen Angeboten funktionieren kann, testet das Verkehrsunternehmen moBiel gerade mit verschiedenen Modellen. ClipTicket für 99 CentSeit einem Jahr können Nutzer der moBiel-App für 99 Cent das gesponserte &bdquo;ClipTicket" nutzen. Der Fahrgast schaut über die App ein kurzes Werbevideo an und kann dann innerhalb Bielefelds mit Bussen und Stadtbahnen fahren. Allerdings muss die Fahrt spätestens 90 Minuten nach Anschauen der Werbung starten. Zudem gilt das ClipTicket nur von neun Uhr morgens bis ein Uhr nacht. Möglich macht dies die Neue Westfälische, die zusammen mit der AMS Clips liefert und einen Teil der Ticketkosten übernimmt. Die Kooperation wurde gerade für ein weiteres Jahr verlängert. "In diesem Umfeld können wir ein innovatives und reichweitenstarkes Werbeformat anbieten", sagt NW-Verlagsleiter Axel Walker. Zeitung, Radio und Internet würden durch einen weiteren Kanal für kleine Video-Webebotschaften ergänzt. &bdquo;Im ersten Jahr wurden über 275.000 Cliptickets verkauft", berichtet moBiel-Pressesprecherin Yvonne Liebold. Die zeitliche Gültigkeit spiele bei der Preisgestaltung eine entscheidende Rolle: Gegen neun Uhr ende die absolute Spitzenverkehrszeit, in der Busse und Stadtbahnen in vielen Bereichen weitgehend ausgelastet sind. Danach seien dann wieder Kapazitäten vorhanden. Hier erhofft sich moBiel durch ein preisreduziertes Angebot eine bessere Auslastung. &bdquo;Besonders die 20- bis 40-jährigen Fahrgäste nutzen das Ticket", berichtet Liebold. "Aber auch Rentner holen sich im Servicecenter am Jahnplatz Unterstützung bei der Anmeldung zum Handyticket." Da das ClipTicket nur in der moBiel-App erhältlich ist, seien auch deren Nutzerzahlen gestiegen. SilberTicket für 36 Euro im MonatFür Fahrgäste ab 60 Jahren gibt es zudem seit April, und vorerst bis Oktober begrenzt, das SilberTicket. Es kostet 36 Euro pro Monat und ist ab neun Uhr in ganz Bielefeld gültig. &bdquo;Bereits in den ersten Tagen haben sich über 60 Fahrgäste für für das Silberticket entschieden", sagt Liebold. Das personengebundene Ticket gilt für beliebig viele Fahrten montags bis freitags ab neun Uhr im gesamten Stadtgebiet, am Wochenende und an Feiertagen ganztags. Ab 19 Uhr sowie an Wochenenden und Feiertagen können ganztägig eine weitere Person über 15 Jahren und bis zu drei Kinder unter 15 Jahren kostenlos mitgenommen werden. Im Bielefelder Nachtbus ist das Ticket ebenfalls gültig. Die Mindestvertragslaufzeit beträgt drei Monate. Kostenloses Mieterticket in SennestadtDie Bewohner von rund 720 Wohnungen der Gesellschaften BGW und Freie Scholle in Sennestadt erhalten seit dem 1. Januar testweise für zwei Jahre ein für sie kostenloses Mieterticket, mit dem sie ohne zu bezahlen die Busse im Stadtbezirk Sennestadt nutzen können. Die Wohnungsbaugesellschaften zahlen pro Wohnung monatlich fünf Euro an moBiel. Das Ticket gilt für alle über 18 Jahren und ist personengebunden. Insgesamt könnten etwa 1.200 Personen von dem Angebot profitieren. Alle Inhaber des SennestadtTickets können zu reduzierten Konditionen ein Upgrade für ganz Bielefeld bekommen. Um den Erfolg des Modell auszuwerten, gibt es begleitende Befragungen der Mieter. Zudem wird es wissenschaftlich begleitet. Ticketfrust und IdeenDass gerade für Schüler der ÖPNV vergleichsweise teuer ist, bemängeln viele Eltern. Nur etwa jeder Fünfte hat aktuell Anspruch auf ein Schulwegticket. Alle anderen müssen tief in die Tasche greifen, zahlen für ein Monatsticket 56 Euro. Das will die FDP jetzt ändern, denn woanders geht’s auch. Ziel: Ein Ticket, das allen Schülern der Stadt die Nutzung aller öffentlichen Verkehrsmittel für einen Monatspreis von zehn bis 20 Euro ermöglicht. Die Bielefelder Verkehrsexperten sollten sich mit den Verkehrsverantwortlichen von Budapest in Verbindung setzen und sich informieren, wie dieses nicht gerade von Reichtum gesegnete Land den ÖPNV publikumsfreundlich handhabt, merkt NW-Leser Paul Kutassi an. Die Fahrpreise für Bus, Bahn und Metro bewegten sich dort im Cent-Bereich. &bdquo;Über 65-Jährige fahren gratis, egal, aus welchen EU–Land sie kommen", ergänzt Kutassi. Da stehe öffentliches Interesse vor Gewinnzwang. Vorbild WienIn Wien beispielsweise haben schon mehr Menschen ein Jahresticket für den Öffentlichen Nahverkehr als ein Auto. Die Jahreskarte zum Preis von 365 Euro gibt es dort seit 2012. Andere deutsche Städte wie Bonn und Reutlingen wollen sich an der Verkehrspolitik orientieren. Auch in Bielefeld wurde das Modell – und alternativ die kostenlose Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs – diskutiert. Aktueller Stand laut moBiel: Aus Kostengründen leider nicht realisierbar. Alle Texte zur Mobilitätswende finden Sie hier

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