Weltweit erfolgreich: Die Karriere dieses Gründers begann in Bielefeld

Bielefeld. Nach bestandenem BWL-Studium führte es ihn erst einmal zum Arbeitsamt: Fünf Jahre lang studierte Igor Simonow an der FH Bielefeld, schloss das Studium erfolgreich ab, um sich dann arbeitslos zu melden – zum Entsetzen seiner Eltern. Sieben Jahre später leitet er ein Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbeitern und Standorten in Boston, London und Berlin. Igor Simonow ist der Macher des Reiseportals Urlaubspiraten. Die Geschichte eines Gründers. &bdquo;Ich habe keine Schulden und keine Familie. Jetzt ist es an der Zeit, etwas auszuprobieren." Mit dieser Einstellung wagte er im Jahr 2011 den Schritt in die Selbstständigkeit. Simonow entschied sich nach seinem BWL-Studium in Bielefeld gegen eine Laufbahn als Bankangestellter – und für das Risiko. &bdquo;Mach doch etwas Vernünftiges", sagten seine Eltern. &bdquo;Lasst mich doch einfach machen", sagte Sohn Igor. &bdquo;Machen" bedeutete zu dieser Zeit: Internet. Etliche Stunden am Tag klickte sich der heute 33-Jährige durch die Online-Welt, verfolgte das Geschehen auf verschiedenen Märkten. Für ein Tisch-Reservierungssystem für Restaurants hatte er einen kompletten Business-Plan entwickelt. Doch das Projekt floppte. Reise-Blog war der Startschuss Nebenbei schrieb Simonow an einem Blog. Vor allem als Student sei er regelmäßig verreist: von heute auf morgen, günstig, in verschiedene Länder, außerhalb der Ferien. &bdquo;Das war schon immer mein Hobby", sagt er. Stundenlang habe er das Internet nach günstigen Flügen und Hotel-Angeboten durchsucht, dabei unzählige Kombinationen geprüft. Der Grundstein seines heutigen Erfolgs. Denn Simonow merkte: Ein Komplettangebot in dieser Form gab es damals nicht. &bdquo;Dann mach ich es halt selber." Anfangs stellte er vor allem für Studenten günstige Reise-Angebote zusammen, fragte sich dabei immer, was ihm als Kunde wichtig wäre. Die Studenten waren begeistert. &bdquo;Boah ist das günstig. Wie machst du das?" Zuspruch, Dankbarkeit und Anerkennung trieben Simonow an. &bdquo;Das lag mir am Herzen – und machte mich quasi süchtig." Er habe anfangs nie gedacht, damit Geld zu verdienen. "Immer nur einen Fuß vom 1-Euro-Job entfernt" Das änderte sich, als er ein Jahr später nach Berlin zog – und dort eine Kooperation mit der Schnäppchen-Seite &bdquo;MyDealz" einging. &bdquo;Lass uns das zusammen machen", sagte ihm der Bekannte damals. Simonow zog in eine Wohnung in Berlin-Wedding, wo sich auch das Büro von MyDealz befand. Die hätte sich der frühere Bielefelder Student sonst nicht leisten können. &bdquo;Ich war auf Hartz IV angewiesen und immer nur einen Fuß vom 1-Euro-Job entfernt." Tag und Nacht durchforstete Simonow das Internet. Sieben Tage die Woche. Immer auf der Suche nach dem &bdquo;besten Deal". Sprich: dem günstigsten Flug- und Reise-Angebot. &bdquo;Ich habe damals schon gemerkt, wie wichtig es ist, an den Wochenenden im Internet präsent zu sein. Social Media schläft nie." Wochenlang übernachtete er im Abstellraum des kleinen Büros, was sich das junge Start-Up gemietet hatte. Nach kurzer Zeit zahlte sich das aus. Die Gründer stellten die ersten Mitarbeiter ein, firmierten als Holidaypirates GmbH mit Urlaubspiraten für den deutschen Markt und Holidaypirates, um international präsent zu sein. &bdquo;Piraten machten ja auch, was sie wollen", erklärt Simonow. &bdquo;Ach ja, und der Name Reisepiraten war schon vergeben." Standorte auch in Lyon, Boston und London Der Plan ging auf, das 2011 gegründete Unternehmen ging durch die Decke. Online-Marketing, Vertrieb, Programmierer, Verwaltung: Immer mehr Mitarbeiter kamen hinzu. Heute sind es mehr als 200. Simonow gründete weitere Standorte in Lyon, Sevilla, Boston, London und Belgrad. Als Vermittler von Reisen mit Flügen und Hotels verkauften die &bdquo;Urlaubspiraten" im Jahr 2018 Angebote im Wert von 450 Millionen Euro. Die Provision, also der Umsatz des Unternehmens, liege in achtstelliger Höhe. Mit wachsendem Erfolg wuchs die Verantwortung. Für Simonow ging es nicht mehr nur darum, das Internet nach Schnäppchen zu durchsuchen. Als Chef musste er fortan die klugen Köpfe in seinem Unternehmen bei Laune halten. &bdquo;In Berlin gibt es viele gute Start-Ups. Die Konkurrenz ist riesig." Er musste verlässlich faire Gehälter überweisen, Mitarbeiter-Angebote schaffen, sich um viel Papierkram kümmern. Das habe ihm nicht mehr so viel Spaß gemacht. &bdquo;Ich sehe mich als Gründer, nicht als Manager." Rückzug aus dem aktiven Geschäft Deshalb zog sich Simonow im Februar 2018 aus dem aktiven Geschäft zurück, übertrug die Verantwortung einem Geschäftsführer, den er angelernt hatte. Als Gesellschafter bleibt Simonow weiter am Ball, kommt einmal im Monat zu Gesprächen über die Strategie des Unternehmens zurück. Zu dieser Zeit wurde er Familienvater. &bdquo;Ich habe den Luxus, dass ich mich aktuell um meine Familie kümmern kann und nicht unbedingt arbeiten muss." Stattdessen verbringt er wieder viel Zeit im Internet, recherchiert, schaut sich die Märkte an. Und er hilft anderen jungen Gründern. &bdquo;Ich bin aktuell Hausmann und mache nebenbei wieder viel am PC. Das genieße ich." Regelmäßig kommt er auch nach Bielefeld zurück. &bdquo;Hier wohnen meine Freunde." Bekennender Arminia-Fan Seit zehn Jahren hat er eine Dauerkarte für Arminia, reiste kürzlich mit einem kleinen Fanclub zum Auswärtsspiel nach St. Pauli. Und er sagt: &bdquo;Wenn ich heute die Wahl hätte, ob ich ein Unternehmen in Berlin oder Bielefeld gründen würde, würde ich mich für Bielefeld entscheiden. Die Stadt ist im Kommen." Dort, wo für ihn alles begann.

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