
Bielefeld. Den Unternehmenssprecher des Kraftstoffgiganten Aral kann man schnell in Rage bringen, wenn man die neuen Rewe-to-go-Märkte in den Tankstellen der Kette als Supermärkte bezeichnet. "Das ist nicht mal im Ansatz vergleichbar. Das ist so, als ob man Äpfel und Birnen vergleicht", sagt Aral-Sprecher Detlef Brandenburg.
Dabei sind die beiden Obstsorten sehr passend. Die gibt es nämlich neuerdings auch an vier Bielefelder Tankstellen zu kaufen. Und zwar bereits an vier Aral-Standorten: an der Detmolder Straße, der Heeper Straße, der Gütersloher und der Herforder Straße. Über 340 Ableger der Kölner Supermarktkette gibt es in Deutschland bereits bei Aral. Bedeutet: Viele frische Lebensmittel sind nun auch für Kunden am Sonntag und in der Nacht erhältlich. "Mit großem Erfolg", sagt Aral-Pressesprecher Brandenburg.
Bis zu 1.000 Märkte sollen es noch werden. Das Sortiment geht über Schokolade, Chips und Zigaretten weit hinaus. Schon das neue Logo, dass die Tankstellenpächter an ihren Standorten anbringen, soll Frische und Gesundheit ausstrahlen. Das berühmte Blau von Aral muss teilweise den grünen Farben des Rewe-to-go-Logos weichen. Den Kunden soll angezeigt werden, was sie erwartet: unter anderem ein Frischesortiment mit verzehrfertigen Salaten und Früchten.
"Wettbewerb wird härter"
"Wir haben außerdem eine heiße Theke, an der man etwas Warmes zu essen bekommt", sagt Katja Fritsch-Müller, Pächterin der Tankstelle an der Heeper Straße. Auch vor Ort gekauftes Fertigessen kann in einer Mikrowelle erwärmt werden. Sushi steht auch zum Verkauf. Zu jeder Zeit. 24 Stunden. Auch am Sonntag.
Fritsch-Müller ist vom Rewe-Konzept überzeugt. Die Marke Rewe stehe für "Frische und Qualität". Doch sie pocht, genau wie Brandenburg darauf, dass ihre Tankstelle kein Supermarkt sei. Obwohl schon viele Kunden gefragt hätten, um was es sich bei ihrem Geschäft nun handeln würde, sagt sie.
Dennoch gibt sich die Pächterin kämpferisch gegenüber dem Einzelhandel: "Wir sind jetzt natürlich auch Konkurrenz. Der Wettbewerb wird härter", sagt sie und fügt hinzu, dass schließlich auch die Bäckereien mit ihrem Sortiment immer weiter aufrüsten würden. "Die haben ja auch am Sonntag auf", sagt sie. Wie berichtet, sind die Produkte in der Tankstelle zum Teil deutlich teurer als im normalen Rewe-Supermarkt.
Kirche und Verdi beobachten genau
Der Hauptgeschäftsführer vom Handelsverband OWL, Thomas Kunz, ist bei dem Thema deutlich kritischer eingestellt: "Diese Rewe-to-go-Märkte sind kleine Lebensmittelläden. Und ja, sie sind ein weiterer Konkurrent", sagt er. Sie hätten außerdem gegenüber den normalen Händlern den Vorteil, sich nicht an die Ladenöffnungszeiten halten zu müssen.
Außerdem ärgert ihn eine Sache ganz besonders. In Bielefeld sei es, aufgrund der "vielen Auflagen", mittlerweile sehr schwierig geworden, einen verkaufsoffenen Sonntag auf die Beine zu stellen. Dagegen würden die Aral-Tankstellen mit ihrem immer größeren Sortiment aufrüsten und die Produkte auch an einem Sonntag verkaufen dürfen, sagt Kunz.
Stellen sich die Kirchen in der Regel gegen verkaufsoffenen Sonntage, geben sich ihre Vertreter in dieser Diskussion eher zurückhaltend. Der Leiter des katholischen Pastoralverbunds Bielefeld-Ost, Pfarrer Bernhard Brackhane, sieht die Sache "differenziert". Man müsse sich zunächst anschauen, wer von dem Konzept profitiere und wer darunter leide, sagt er.
Ähnlich äußert sich der Sozialpfarrer vom evangelischen Kirchenkreis, Matthias Blomeier. Er sehe die Rewe-Strategie mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Einerseits setze sich die Kirche für freie Sonntage ein, andererseits freue er sich über die Essens-Spenden, die der Rewe-Markt an der Heeper Straße an den Bielefelder Tisch übergebe.
Auch seitens der Gewerkschaft Verdi gibt es bezüglich des Konzepts nur Achselzucken. Im Moment könne Verdi das Modell nicht beanstanden, sagt Gewerkschaftssekretär Michael Laukemper. "Das hat bei uns nicht Priorität A", erklärt er. Trotzdem werde man die Entwicklung genau beobachten.
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