Aus Bielefelder Aral-Tankstellen werden echte Supermärkte

Bielefeld. Frische Salatmischungen selbst an Feiertagen, gebratene Hähnchen oder Sushi um Mitternacht: Bis spätestens Oktober werden insgesamt vier der insgesamt 15 Bielefelder Aral-Tankstellen zu Mini-Supermärkten nach dem Rewe-to-go-Konzept umgebaut. Katja Fritsch-Müller an der Heeper Straße 77 gehört zum Kreis derjenigen, die ihren Betrieb im Laufe des Sommers umrüsten werden. "Dieser Umbau ist für mich wie ein Neustart", sagt die Pächterin und zweifache Mutter. Nach zwölf Jahren, so lange betreibt sie die Tankstelle schon, sei es mal wieder Zeit für Veränderungen. Die weiteren Adressen der künftigen To-go-Stationen: Detmolder Straße 240, Gütersloher Straße 490 und Herforder Straße 432. Aral will das innovative Konzept innerhalb der nächsten Jahre deutschlandweit an bis zu 1.000 unternehmenseigenen Tankstellen sukzessive einführen. Ausschlaggebend sind laut Unternehmenssprecher Detlef Brandenburg gesellschaftliche Veränderungen wie die Zunahme von Single-Haushalten und ein "insgesamt flexibleres Konsumverhalten". Kooperation von Aral und Rewe In Kooperation mit Aral versucht die Lebensmittelgruppe Rewe nun, die mobile Gesellschaft auch direkt an den Tankstellen abzuholen. Der "Sprung in die Tanke" löse immer häufiger den traditionellen Wochenendeinkauf ab. Zudem spreche das Frischesortiment mit seinen verzehrfertigen Salaten und Früchten die gesundheitsbewusste Klientel an. Ebenfalls neu sind Gerichte aus der Heißvitrine wie Hähnchen, Frikadellen oder Schnitzel. Sandwiches, Wraps und Desserts ergänzen das Angebot ebenso wie frische Backwaren zur Selbstbedienung, Müsli und Brotaufstriche. Von seinem bisherigen Petit-Bistro-Sortiment, überwiegend Backwaren, wird sich Aral verabschieden. Ein wichtiger Grund für die Neuausrichtung der Tankstellen ist wohl auch, dass ihre Betreiber auf neue Geschäftsfelder angewiesen sind. Spritverkauf, Ölwechsel und Autowäsche - das reicht allein nicht zum Leben. Inzwischen werden durchschnittlich 61 Prozent des Einkommens der Aral- Tankstellenunternehmer im Shop erwirtschaftet. Die Autowäsche steuert 19 Prozent und der Verkauf von Kraft- und Schmierstoffen elf Prozent zum Ertrag bei. Auf der anderen Seite bezeichnet sich der Konzern als größter Coffee-to-go-Anbieter Deutschlands. Mehr als 85.000 Becher mit Kaffee und Kaffeespezialitäten gehen nach Angaben seines Pressesprechers täglich über die Tresen der Tankstellen. Schon jetzt ist absehbar: Für die Pächter hat die Sortimentserweiterung einen erhöhten Personaleinsatz zur Folge. Katja Fritsch-Müller hält bereits nach weiteren kaufmännischen Mitarbeitern Ausschau, die ihr achtköpfiges Team verstärken sollen. Mit dem To-go-Konzept hatte Rewe zunächst einen Convenience-Store für stark frequentierte Lagen wie Fußgängerzonen, Bahnhöfe oder Flughäfen entwickelt. Die Verkaufsflächen variieren dort zwischen 100 und 300 Quadratmetern, das Angebot zwischen 1.000 und 1.400 Artikeln. Der Schwerpunkt des Sortiments für Stadtbewohner liegt auf bereits verzehrfertigen, frischen Produkten. Salatbar und heiße Theke An der Salatbar können sich Kunden individuell bedienen. Eine heiße Theke bietet täglich wechselnde Schüsselgerichte und Suppen, die häufig auch in Sitzecken gegessen werden können. Darüber hinaus gibt es ein begrenztes Sortiment an Waren des täglichen Bedarfs. Seine ersten Erfahrungen mit dem Convenience-Konzept sammelte das Unternehmen mit dem 2011 in der Kölner City eröffneten Pilotstore. In den betroffenen Bielefelder Tankstellen soll während der Umbauphase der Betrieb weiterlaufen.

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