Grundsteuererklärung 2022: So füllen Hauseigentümer sie richtig aus

Bielefeld. Vom 1. Juli bis zum 31. Oktober müssen Eigentümer von Grundstücken oder Betrieben der Land- und Forstwirtschaft die Feststellungserklärung zur Grundsteuer an das jeweilige Finanzamt übermitteln. Dabei gibt es einige Punkte zu beachten. Worum geht es? Die Grundsteuer wird auf den Grundbesitz erhoben, also auf Grundstücke einschließlich der darauf befindlichen Gebäude. Sie wird grundsätzlich von den Eigentümern gezahlt. Im Falle von Mietshäusern kann die Grundsteuer auch über die Betriebskosten auf die Mieter verteilt werden. Die mithilfe der Grundsteuer erzielten Einnahmen gehen ausschließlich an die Kommunen und zählt zu deren wichtigster Einnahmequelle. 2018 hat das Bundesverfassungsgericht das derzeitige System für verfassungswidrig erklärt. Die Grundsteuer in ihrer jetzigen Form kann übergangsweise noch bis zum 31. Dezember 2024 erhoben werden. Ab dem 1. Januar 2025 kommt dann die neue Regelung zum Zuge. Diese soll dann Faktoren wie Bodenrichtwert, Nettokaltmiete, Grundstücksfläche oder das Alter des Gebäudes berücksichtigen. Was muss getan werden? Seit Mai hat die Finanzverwaltung individuelle Schreiben an die Eigentümer versendet. Die darin enthaltenen Daten werden nun bei der Grundsteuererklärung abgefragt. Zudem müssen etwa die Art der Bebauung oder die Lage des Grundstücks eingetragen werden. Die Finanzverwaltung NRW hat dazu ein ausführliches Video bereitgestellt, in dem Schritt für Schritt die einzelnen Abschnitte der Feststellungserklärung erläutert werden. Was ist bei dem Verfahren zu beachten? "Die Eigentümer sollten prüfen, ob die zugeschickten Informationen noch aktuell sind", sagt Michael Dröge, stellvertretender Vorsitzender des Verbandes Wohneigentum NRW. So könne etwa der Bodenrichtwert im Internet überprüft werden. Eine wichtige Rolle bei der Berechnung spiele zudem die Frage, ob ein Gebäude kernsaniert wurde und in welchem zeitlichen Rahmen das geschehen ist. Michael Dröge rät, die entsprechenden Unterlagen zu archivieren, da der zeitliche Rahmen für eine Kernsanierung noch nicht geklärt sei. Gibt es Stolperfallen? Komplizierter wird es, wenn etwa ein Ehepaar Eigentümer eines Grundstücks mit einem Einfamilienhaus, Garten und Garage ist. Oder wenn ein nicht verheiratetes Paar eine Wohnung besitzt. Das Bundesfinanzministerium verweist in diesen Fällen auf die Internetseite www.grundsteuererklaerung-fuer-privateigentum.de, auf der eine vereinfachte elektronische Übermittlungsmöglichkeit zur Verfügung gestellt wurde. Allerdings sind bei der Nutzung dieser Seite zwei wesentliche Dinge zu beachten. Zum einen kann die Seite bei bestimmten Fällen nicht genutzt werden, etwa, wenn das betreffende Grundstück einer Erbengemeinschaft gehört oder ein Besitzer seinen Wohnsitz im Ausland hat. Zum anderen ist die Seite für Bundesländer entwickelt, die das sogenannte Bundesmodell anwenden. Nordrhein-Westfalen gehört beispielsweise dazu. Niedersachsen oder Hessen aber nicht. Wie ist die Erklärung abzugeben? Laut Informationen der Oberfinanzdirektion Nordrhein-Westfalen muss die Feststellungserklärung grundsätzlich digital bei dem zuständigen Finanzamt eingereicht werden. Dies ist über das Online-Finanzamt Elster möglich. Wer noch keinen Zugang hat, kann sich auf elster.de registrieren. Die Feststellungserklärung kann auch über den Zugang von nahen Angehörigen oder über andere Software-Anbieter, die diesen Service anbieten, abgegeben werden. Die Notwendigkeit, dass die Erklärung digital eingereicht werden muss, begründet das Bundesfinanzamt folgendermaßen: "Eine so umfassende Neubewertung sämtlicher Grundstücke in Deutschland kann nur gelingen, wenn möglichst viele Bürgerinnen und Bürger ihre Erklärung in elektronischer Form abgeben." Allerdings ist es auch möglich, Vordrucke des jeweiligen Finanzamtes handschriftlich auszufüllen und abzugeben. Dafür muss allerdings ein Antrag auf Vermeidung unbilliger Härten gestellt werden, beispielsweise wenn kein Computer oder kein Internetzugang vorhanden ist. Was ist die Kritik? Anfang der Woche wurde vermeldet, dass das Elster-Portal aufgrund der großen Nachfrage zusammengebrochen ist. "Es ist nicht verwunderlich, dass die IT der Finanzverwaltung nun der Belastung nicht mehr Stand halten kann – und gleichzeitig ist dies ein Riesen-Ärgernis für alle Steuerpflichtigen", kommentiert Volker Kaiser, Präsident der Steuerberaterkammer Westfalen-Lippe die technischen Probleme. Ohnehin sei es unrealistisch, dass Feststellungserklärungen für insgesamt 36 Millionen Einheiten innerhalb von nur vier Monaten abgegeben werden müssten. Vor allem in den Steuerberaterkanzleien führe das zu einer enormen Arbeitsbelastung, die durch die Abrechnung von Coronahilfen oder der anstehenden Prüfung des Kurzarbeitergeldes noch erhöht werde. Mit einer Verlängerung der Abgabefrist wäre kurzfristig allen Beteiligten geholfen, sagt Kaiser. Wo bekomme ich Hilfe? Der Verband Wohneigentum NRW hat auf seiner Internetseite eine Checkliste bereitgestellt, an der sich Eigentümer ebenfalls orientieren können. Zudem bietet der Verband Online-Seminare an, die auch für Nicht-Mitglieder geöffnet sind und in denen über das Verfahren informiert wird. Die Finanzämter haben bisweilen eigene Grundsteuer-Hotlines eingerichtet, die Eigentümer bei der Ausfüllung der Dokumente helfen sollen.

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