Games

„Prince of Persia: The Lost Crown” im Test: Ja, da schau her, der Prinz!

Schlaue Rätsel und fordernde Kämpfe: Die Rückkehr in die Sidescroller-Ansicht belebt die totgeglaubte Reihe nach 14 Jahren eindrucksvoll wieder.

Neben unseren Schwertern dürfen wir als Sargon auch einen Bogen mit in die zahllosen akrobatischen Kämpfe nehmen. | © Ubisoft

26.01.2024 | 26.01.2024, 17:19

„Prince of Persia“ gehörte immer zu den Videospiel-Reihen, die mich eigentlich vom Fleck weg für sich gewinnen müssten. Doch trotz des herrlich mystischen Settings und meiner Liebe zu Abenteuergeschichten aller Couleur konnte der Prinz mich nie ganz überzeugen.

Das tut auch der neueste Teil, „The Lost Crown“, nicht restlos. Ob es ein gutes „Prince of Persia“ ist, können Serienveteranen besser beantworten. Mir reicht in diesem Fall, dass es einfach ein gutes Spiel ist. Wenn auch ein ganz anderes als Fans sich gewünscht haben.

Worum geht’s?

Die Zwischensequenzen erzählen die Geschichte im rasant inszenierten Comic-Stil weiter. Sie belohnen das Weiterspielen genauso wie ein neuer Gegenstand oder eine neue Fähigkeit. - © Ubisoft
Die Zwischensequenzen erzählen die Geschichte im rasant inszenierten Comic-Stil weiter. Sie belohnen das Weiterspielen genauso wie ein neuer Gegenstand oder eine neue Fähigkeit. | © Ubisoft

Denn als Sidescrolling-Platformer (man schaut von der Seite auf das Spielgeschehen) mit Anleihen im Metroidvania-Genre (immer neue Items/Skills schalten zuvor unzugängliche Bereiche frei) ähnelt “The Lost Crown” viel mehr dem bockschweren Erstling von 1989 als den jüngeren Third-Person-Abenteuern. Dafür spielen wir dieses Mal nicht den namensgebenden Prinzen. Der wird zu Spielbeginn nämlich gleich mal entführt.

Vor wunderschönen 2,5-D-Kulissen jagen wir als Elitekämpfer Sargon der royalen Geisel durch verschlungene Palastkorridore, verwunschene Wälder, verseuchte Gewölbe und verschiedene Zeitebenen hinterher. Die Story gewinnt keine Innovationspreise, wartet aber mit ein paar Wendungen auf. Wirklich stark sind die todschick und krachend inszenierten Comic-Zwischensequenzen, in denen man ständig „Boom“ oder „Pow“ denken muss, wenn Fäuste Backenfutter verteilen und Perserklingen aufeinandertreffen.

Ausgeklügelte, aber stets logische Hüpf- und Rätselpassagen wechseln sich mit Kämpfen gegen allerlei wehrhaftes Kroppzeug von Giftfläschchen werfenden Irren bis zu Palastwachen ab. Überall gibt es versteckte Passagen zu entdecken.

Und wenn wir mal nicht weiterkommen, bedeutet das in schönster Metroidvania-Tradition schlicht, dass uns eine notwendige Fähigkeit oder ein bestimmter Gegenstand noch fehlen. Coole Idee: Solche Orte lassen sich auf der Karte markieren, sodass wir immer wissen, wohin wir später zurückkehren müssen.

Das Charaktersystem ist dankenswerterweise überschaubar. Neue Fähigkeiten finden wir meist durch das Erkunden der Spielwelt oder das Besiegen etlicher Bossgegner, vom Mantikor bis zum durch die Level warpenden Gefängniswärter. Unsere Schwerter lassen sich mit den überall verstreuten Zeitkristallen upgraden. Dasselbe gilt für die Anhänger unserer Halskette, die uns unterschiedliche Boni verleihen. Von denen dürfen wir wie in „God of War: Ragnarök“ immer nur wenige gleichzeitig mitnehmen, was uns immer neu über die beste Kombination grübeln lässt.

Und warum ist das jetzt so gut?

Die toll gezeichneten Hintergründe vermitteln ein Gefühl von Weite, durch das sich unser Abenteuer wunderbar gewichtig anfühlt. - © Ubisoft
Die toll gezeichneten Hintergründe vermitteln ein Gefühl von Weite, durch das sich unser Abenteuer wunderbar gewichtig anfühlt. | © Ubisoft

„The Lost Crown“ ist ein überraschend rundes Erlebnis. Serienfans mögen beim Grafikstil eher angeekelt reagiert haben, doch das Gameplay-Gerüst, das Ubisoft hier aufbaut, ist stabil. Weil unser Entdeckerdrang ständig belohnt wird.

Egal, ob wir einen der fordernden Kämpfe überstehen, einen versteckten Durchgang entdecken, ein neues Item ausprobieren oder schlichtweg wieder ein ordentliches Stück auf der Weltkarte enthüllt haben: Das Spiel kriegt uns ständig dazu, weiterzuspielen.

Denn auch wer vom Pfad der Hauptquest abweicht, entdeckt genug, damit sich das Spiel nicht zu linear anfühlt. Zwar muss man trotz Schnellreise-System bereits bekannte Gebiete relativ oft ein drittes oder viertes Mal durchqueren. Doch oft tun wir das in dem Wissen, dass wir am Ende der Reise endlich die neue Fähigkeit oder den Gegenstand einsetzen können, der uns beim letzten Mal fehlte.

Dabei kommt vielleicht kein besonders innovatives Spielerlebnis herum. Aber „The Lost Crown“ setzt es eben doch so gut in Szene, dass wir uns mehr als einmal gefragt haben, wo die zwei Stunden geblieben sind, vor denen wir eigentlich hatten ins Bett gehen wollen.

„Prince of Persia: The Lost Crown” (USK: 12) ist seit dem 18. Januar 2024 erhältlich für PC und Konsolen (inklusive Nintendo Switch) und kostet rund 60 Euro.