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"Star Trek: Infinite" im Test: Warp 10 oder Impulsgeschwindigkeit?

Mit "Star Trek: Infinite" ist der vermeintliche Traum eines jeden Trekkies erschienen: ein Strategie-Videospiel, bei dem wir eine von vier Mächten unserer Galaxie lenken dürfen. Was uns gefallen hat und was nicht, lesen Sie in unserem Testbericht.

Mit bekannten Gesichtern aus dem Star Trek-Universum spielen wir unsere Fraktion. | © Paradox Interactive

03.11.2023 | 03.11.2023, 13:47

“Star Trek: Infinite” gehört zum Genre der 4X-Strategiespiele. 4X steht dabei für “explore”, “expand”, “exploit” und “exterminate”, was man ungefähr mit “erkunden“, “expandieren“, “ausschöpfen“ und ”vernichten“ übersetzen kann. “Paradox Interactive”, der Entwickler von “Star Trek: Infinite”, gilt als eines der Vorzeigestudios dieses Genres, haben sie doch mit den Serien “Hearts of Iron”, “Europa Universalis” und “Crusader Kings” einige Klassiker geschaffen, die sehr beliebt sind.

Das besondere dabei ist, dass die Spiele von “Paradox Interactive” nur auf den ersten Blick langweilig aussehen, aber je länger gespielt wird, desto aufregendere Geschichten können sich entwickeln. Hören Sie einmal zwei “Crusader Kings”-Spielern zu, wenn sie erzählen, was sie während einer Session erlebt haben – “Game of Thrones” ist nichts dagegen!

Worum geht’s?

Ein weiteres Spiel von “Paradox Interactive” nennt sich “Stellaris”. Hier verschiebt sich das 4X in den Weltraum, und wir können als eine von vielen verschiedenen Rassen eine Föderation, ein Imperium oder einen alles verschlingenden Superroboter spielen, um die Herrschaft über die Galaxie an uns zu reißen. Das fühlte sich schon sehr oft nach “Star Trek”, an und so war es nur folgerichtig, dass “Paradox Interactive” ein offizielles Spiel für Trekkies herausbringt. Am Anfang entscheiden wir uns für die Föderation, Klingonen, Romulaner oder Cardassianer, um uns möglichst weit in unserer Galaxie auszubreiten. Währenddessen müssen wir Diplomatie walten lassen, uns mit den anderen Völkern um Grenzen streiten sowie Schlachten führen und erleben einige spannende Geschichten, die zufällig während des Spielablaufs ausgewählt werden und uns auf besondere Missionen schicken.

Wie spielt es sich?

Voyager, Enterprise D, … wer erkennt alle Raumschiffe? - © Paradox Interactive
Voyager, Enterprise D, … wer erkennt alle Raumschiffe? | © Paradox Interactive

Je nachdem, wen wir fragen, klingen 4X-Spiele superlangweilig oder sehr komplex und spannend. Grob gesagt starten wir in einem kleinen Sternensystem, sammeln Ressourcen, um unsere Flotte zu erweitern, und kümmern uns mit Forschung und Erweiterungen unserer Planeten darum, dass unser Volk gedeiht und glücklich bleibt. Denn je glücklicher die Bewohner unseres Reiches sind, desto mehr Ressourcen erhalten wir, um neue Schiffe für die Flotte zu bauen. Diese Schiffe nutzen wir dann, um benachbarte Systeme zu besiedeln und unsere Grenze auszuweiten.

Das führt unweigerlich dazu, dass wir irgendwann auf andere Völker stoßen, die ebenfalls Anspruch auf das von uns angepeilte System anmelden. Das führt dann zu diplomatischen Verhandlungen oder zu einer Weltraumschlacht. Diese Kämpfe werden automatisch ausgetragen, steuern oder befehligen lassen sich die Schiffe nicht.

Die Schiffe entsprechen natürlich ihren Pendants im “Star Trek”-Universum. Als Föderation bauen wir verschiedene Ausführungen der Enterprise, Klingonen müssen auf ihren Bird-of-Prey nicht verzichten. Auch andere Schiffe oder Raumstationen wecken Erinnerungen an die verschiedenen Serien. Um besondere Boni für die Forschung, Diplomatie oder den Kampf zu erhalten, können wir mehr oder weniger bekannte Charaktere als Anführer anheuern. So unterstützt uns Spock in der Forschung.

Neben den vier spielbaren Fraktionen gibt es noch weitere von der KI gesteuerte. Außerdem machen uns Angriffe der Borg oder Nausikaanische Piraten immer wieder zu schaffen.

Was hat uns gefallen?

Selbstverständlich schlägt unser "Star Trek"-Fanherz höher, wenn wir gleich die ganze Föderation unter unserem Kommando haben. Die detaillierten Raumschiffmodelle, die vielen Anspielungen auf das Universum und die spannenden Missionen machen grundsätzlich wirklich Spaß. Einige Missionen erinnern uns sehr an Geschichten aus den Serien, besonders aus “Deep Space 9” oder “The Next Generation”.

Ein Tutorial erklärt uns die wichtigsten Aspekte des Spiels. Wir lernen, wie wir unsere Schiffe steuern, Ressourcen abbauen und unsere Planeten verwalten.

Grafik und Sound gehen für ein Strategiespiel voll in Ordnung. Leider enthält der Soundtrack keine Originalmelodien, sondern nur ähnlich klingende Neukompositionen. Diese klingen aber ganz ordentlich.

Was hat uns nicht gefallen?

Die Galaxie-Karte erlaubt uns einen guten Überblick über unser Reich. - © Paradox Interactive
Die Galaxie-Karte erlaubt uns einen guten Überblick über unser Reich. | © Paradox Interactive

Vergleichen wir “Star Trek: Infinite” mit “Stellaris”, so fällt auf, dass der Umfang wesentlich geringer ist. Da es nur vier Startvölker gibt, fehlen viele wichtige Völker des “Star Trek”-Universums. Wie gern würden wir selbst mit den Borg alle anderen Völker assimilieren oder mit den Ferengi ein Handelsimperium errichten. Auch, dass Delta- und Gamma-Quadranten im Spiel keine Rolle spielen, finden wir schade. Hier ist noch viel Platz für weitere Geschichten. Es ist offensichtlich, dass diese Inhalte später mit mehr oder weniger teuren Erweiterungen nachgekauft werden können, schließlich funktionieren alle Spiele von “Paradox Interactive” so. Ein oder zwei weitere Völker hätten es aber gleich von Beginn an sein dürfen.

Der Einstieg ist leider sehr trocken. Zwar gibt es, wie oben beschrieben, ein Tutorial, aber das reicht bei Weitem nicht aus, um das Spiel zu verstehen. Nicht umsonst gibt es bereits viele Youtube-Videos, die die besten Strategien erklären und wichtige Tipps geben. Das war aber auch bei “Stellaris” nicht anders.

Das Spiel kämpft immer noch mit verschiedenen Bugs, die die Bewertungen auf Steam in den Keller rauschen ließen. So lassen sich immer wieder Missionen nicht zu Ende spielen, auch einige Übersetzungsprobleme und -fehler trüben den Spielablauf.

Inzwischen sind aber einige Patches erschienen, die das Spielgefühl und die Wertungen verbessern. Perfekt ist das leider alles noch nicht.

Leider fühlt sich “Star Trek: Infinite” auch zu sehr nach “Stellaris” an. Viele Dialoge und Menüs kommen direkt aus dem Originalspiel und machen im “Star Trek”-Universum manchmal gar keinen Sinn. Dass man weder das ikonische LCARS-Menüsystem oder die bekannte Computerstimme findet, ist ebenfalls sehr schade.

Unser Fazit

Das “Star Trek”-Franchise hat in den vergangenen fast 60 Jahren mehr als 100 Spiele hervorgebracht, die wirklich guten davon kann man an einer Hand abzählen. “Star Trek: Infinite” gehört leider nicht dazu und findet sich irgendwo im Mittelteil wieder. Das ist schade, denn als “Stellaris”- und “Star Trek”-Fans hatten wir große Hoffnungen. Die konnte “Paradox Interactive” leider nicht erfüllen.

Wir hoffen, dass “Paradox Interactive” die vielen Probleme noch ausmerzt und “Star Trek: Infinite” zu einem guten Spiel macht. "Star Trek"-Nerds können sich den Kauf überlegen, alle anderen packen das Spiel erstmal in ihre Wunschliste und lassen es wie einen guten Château Picard noch einige Zeit reifen.

“Star Trek Infinite” ist am 12. Oktober 2023 erschienen und ist derzeit nur auf Steam für 29,99 Euro oder in einer Deluxe-Edition für 39,99 Euro erhältlich. Letztere enthält weitere Soundtracks sowie eine Dokumentation über die Entwicklung.