
Das Testen eines neuen Ablegers einer Videospiel-Reihe ist immer etwas Besonderes. Die Vorgänger haben Maßstäbe gesetzt und Erwartungen geschürt, an denen sich die neuen Ableger messen müssen. Bei „Civilization“ (unter Kennern kurz „Civ“) ist das für uns ganz besonders so, denn wir spielen die Reihe bereits seit dem dritten Teil (2001). Historiker und Videospielforscher sind sich bei diesem Henne-Ei-Problem einig, dass es sich geschichtlich so ereignet haben muss, dass zunächst „Civilization I“ erschienen ist – und danach alle anderen Videospiele. Ist da irgendwer anderer Ansicht?
Mit “Civilization VII” wagt sich “Firaxis Games” an den nächsten großen Schritt der Strategieserie. Die Frage ist also: Bleibt die Essenz des bewährten Spielprinzips erhalten und bringen frische Ideen den neuen Ableger zum Glänzen? Wir haben uns durch die verschiedenen Epochen gekämpft, Allianzen mit anderen Anführern geschmiedet und Weltreiche errichtet – und berichten, ob “Civilization VII” die hohen Erwartungen erfüllen kann.
Worum geht’s in “Civilization VII”?

Gerne erklären wir denjenigen, die von „Civilization“ noch nie etwas gehört haben, worum es bei diesem Computerspiel geht. „Civilization“ ist ein rundenbasiertes Strategiespiel, bei dem wir als Spieler eine Zivilisation übernehmen und sie von einem kleinen Stamm über die verschiedenen Epochen der Zeit entwickeln.
Unser Abenteuer beginnt in der Antike, wo wir erste Siedlungen gründen, Ressourcen erschließen und unsere Bevölkerung vergrößern. Im Laufe des Spiels erforschen wir neue Technologien, pflegen diplomatische Beziehungen mit anderen Zivilisationen und beeinflussen die Welt durch Kultur, Religion und militärische Macht. Jede Entscheidung prägt den Verlauf unserer Zivilisation und kann über Sieg oder Niederlage bestimmen.
Das Spiel bietet unterschiedliche Siegesmöglichkeiten. Von der kriegerischen Einnahme aller anderen Städte bis zu diplomatischen Einigungen ist alles drin. Das ermöglicht Runden mit unterschiedlichen Dynamiken, je nach eigener Herangehensweise.
Historischer Spielspaß, auch für Neulinge

Die Begeisterung über die “Civilization”-Spiele, die seit Jahrzehnten besteht, ist kein Zufall. Die altbekannte Formel wird in “Civilization VII” in verbesserter Evolutionsstufe eingesetzt. Hier haben nämlich sowohl erfahrene Spieler, grundsätzlich erfahrene Strategiespieler sowie Neulinge, die sich zum ersten Mal an das große Abenteuer der Geschichte wagen, wenig Probleme, sich zurechtzufinden. Dabei helfen die unterschiedlichsten Mechanismen und und Spielhilfen, die uns “Civilization” bereitstellt.
Da wäre zum Beispiel eine endlos lange Ingame-Enzyklopädie mit großem Wissen und vielen Informationen, die uns zur Verfügung steht. Oder auch das Tutorial, das zudem sehr ausführlich und einsteigerfreundlich ist. Wir stellen fest: Kein neuer Anführer einer neuen Zivilisation wird allein gelassen. Sei es Augustus, Katharina II. oder auch Konfuzius. Konfuzius sagt: „Der weise Herrscher schreitet mutig voran, doch die wahre Größe zeigt sich darin, auch den Unerfahrenen den Weg zu weisen.“ “Civilization VII” zeigt diese Größe.
Die Spieltiefe erlaubt es Hardcore-Spielern, jede Entscheidung genau zu planen, während das Gameplay Anfängern ermöglicht, sich auf ihrer Art und Weise Zeit zu lassen. Beim Thema Einsteigerfreundlichkeit zeigt sich auch der Vorteil von rundenbasierten Strategiespielen gegenüber Echtzeit-Strategiespielen: Jeder Spielzug kann ähnlich wie bei einem Brettspiel länger durchdacht werden. Wir müssen uns also keine Hotkeys merken, um wie bei „Starcraft“ schnell die Terraner abzuwehren.
Die Darstellung des “Spielbretts” erinnert übrigens an “Siedler von Catan”. Die hexagonalen Spielplatten finden sich hier nämlich auch wieder. Grundsätzlich würden wir nicht nur deshalb sagen, dass Freunde von Brettspielen wie “Siedler von Catan” auch an “Civilization VII” Freude finden werden, selbst wenn sie keine Gamer sind.
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Eine detailverliebte audiovisuelle Reise durch die Zeit

Grafisch präsentiert sich „Civilization VII“ in gewohnt stilisierter, aber dennoch detailverliebter Optik. Das Spielbrett und die darauf befindlichen Elemente sehen schön modelliert aus und sind auch von der Farbgebung toll. Besonders aber die Anführer sind ein Highlight: Ihre Modelle sind mit viel Sorgfalt gestaltet, ihre Mimik und Gestik verleihen ihnen den historisch authentischen Charakter, und wenn sie in ihren jeweiligen Sprachen sprechen, wirkt das wie eine Zeitreise in die jeweilige Epoche.
Hervorzuheben ist die Vertonung durch Gwendoline Christie als Erzählerin. Sie macht ihre Sache hervorragend, und in Kombination mit den wunderbar komponierten Klängen von Christopher Tin gibt es nicht nur was für die Augen, sondern auch was auf die Ohren. Jippeah!
Ein wichtiger Hinweis am Rande: Natürlich darf man von einem Strategiespiel in Sachen Grafik keine Welten wie bei einem “Final Fantasy VII: Rebirth”, das zuletzt erschienen ist, erwarten. Aber “Civilization VII“ untermauert selbst seinen Status als Genre-Primus der rundenbasierten Strategiespiele.
Was uns nicht gefallen hat
Vieles hat uns sehr gut gefallen, allerdings müssen wir einen schmerzhaften Dorn, den wir während des gesamten Tests im Auge hatten, nennen: Die Menüs von “Civilization VII” wecken nostalgische Erinnerungen – leider nicht im positiven Sinne. Optisch vom “Look and feel”, aber auch strukturell scheinen sie direkt aus “Civilization IV” oder “Civilization V” übernommen worden zu sein. Hier hätten wir uns eine modernere, intuitivere Gestaltung für mehr Übersichtlichkeit und Komfort gewünscht, denn die am Ende dargestellten Informationen sind interessant und spaßig.
Unser Fazit zu “Civilization VII”
“Civilization VII” ist ein Erlebnis, das Fans der Reihe und neue Spieler gleichermaßen genießen werden. Die Einstiegshürden sind dank umfangreicher Hilfsmittel niedrig, der Spielspaß ist dagegen hoch, und ästhetisch werden wir auch zufriedengestellt. “Civilization VII” ist eine würdige Fortsetzung der Reihe.
Selbstverständlich lässt sich “Civilization VII” auch im Multiplayer-Modus mit Freunden spielen – wir empfehlen das für diese kalte Jahreszeit. Aber auch alleine macht das Spiel einen riesigen Spaß.
„Civilization VII” ist seit dem 11. Februar 2025 für PC, Playstation, Xbox und Nintendo Switch erhältlich. Die Standard-Version kostet rund 69,99 Euro, die Deluxe-Edition rund 99,99 Euro und die Founders-Edition gibt es für 129,99 Euro.