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"Red Dead Redemption"-Remaster im Test: Für eine Handvoll Dollars zu viel

Unser Autor hat sich auf seinen Sattel geschwungen und das “Red Dead Redemption"-Remaster auf der Nintendo Switch erkundet. Ob sich das Spiel wie ein bockiger Mustang verhält oder einem gemütlichen Lagerfeuer unter Sternenhimmel gleicht, erfahren Sie in unserem Test. Yee-haw!

Egal ob Nintendo Switch oder PS4: "Red Dead Redemption" sieht auch 13 Jahre später immer noch wunderschön aus. | © Rockstar Games

21.08.2023 | 21.08.2023, 18:13

Das Gerücht, dass ein Remaster zu “Red Dead Redemption” kommt, gab es schon länger. Besonders unter PC-Spielern war die Vorfreude groß, ist der Nachfolger “Red Dead Redemption 2” doch auch auf dieser Plattform ein großer Hit. Und auch Spielerinnen und Spieler auf XBox Series X/S und PS5 freuten sich auf eine grafisch aufbereitete Version des Klassikers aus dem Jahre 2010.

Leider wurde diese Vorfreude nun enttäuscht, als “Red Dead Redemption” tatsächlich Anfang August angekündigt wurde. Plötzlich war nämlich nur noch von einer Version für die Nintendo Switch und PS4 die Rede, die ohne große grafische Verbesserung auskommen sollte. Der angekündigte Preis von 50 Euro erschien dafür vielen zu hoch. Wir haben das Spiel nun auf unserer Nintendo Switch getestet.

Worum geht’s?

Die Missionen sind spannend und actionreich erzählt, hier eine wilde Verfolgungsjagd auf der Kutsche. - © Rockstar Games
Die Missionen sind spannend und actionreich erzählt, hier eine wilde Verfolgungsjagd auf der Kutsche. | © Rockstar Games

Red Dead Redemption” spielt im Jahr 1911, der Wilde Westen neigt sich langsam dem Ende zu. Wir spielen John Marston, der in dem kleinen Wüstenstädtchen Armadillo eintrifft, um einen Verbrecher namens Bill Williamson auszuschalten. Dabei wird Marston angeschossen und von einer vorbeifahrenden Rancherin namens Bonnie MacFarlane gerettet und gesund gepflegt. Im Laufe der weiteren Handlung erfahren wir, warum Marston auf der Jagd nach Williamson ist. Er wird nämlich von zwielichtigen Regierungsbeamten erpresst, die seine Frau und seinen Sohn entführt haben. Damit zwingen sie ihn, ehemalige Mitglieder einer Räuberbande auszuschalten – einer Bande, deren Mitglieder Bill Williamson und John Marston waren!

Viel mehr möchten wir hier gar nicht verraten. Die Geschichte hat noch die eine oder andere Wendung parat, die wir so nicht erwartet hätten. Wer “Red Dead Redemption 2” bereits gespielt hat, erlebt einige Aha-Momente. Es handelt sich dabei nämlich um ein Prequel und erzählt die Vorgeschichte. So kommen uns viele Charaktere und Orte in “Red Dead Redemption” vertraut vor. Ein Beispiel: Im zweiten Teil treffen wir unterwegs auf einen schwer verletzten Mann, der uns bittet, seiner Angebeteten einen Brief zu übergeben. Wir machen uns also auf den Weg zur Farm, auf der sie wohnen soll, erfahren dort aber, dass sie sich mit ihrem Vater auf einer großen Reise befindet. Bei dieser Frau handelt es sich um Bonnie MacFarlane, unsere Retterin am Anfang von “Red Dead Redemption”. Durch diese Überschneidungen können wir viel mehr aus den Geschichten herausholen, auch den Zwist zwischen John Marston und Bill Williamson verstehen wir viel besser.

Zusätzlich liegt dem Spiel übrigens das Add-on “Undead Nightmare” bei, das eine komplett eigene Geschichte erzählt und unabhängig vom Hauptspiel gespielt wird. Plötzlich greifen Zombies an, und nachdem Johns Familie ebenfalls zombifiziert wurde, macht er sich auf den Weg, um ein Heilmittel zu finden.

“Red Dead Redemption” hat nur eine englische Sprachausgabe, es können aber deutsche Untertitel hinzugeschaltet werden.

Was uns gefallen hat

Wer sich gruseln möchte, kann im Add-on “Undead Nightmares” auf Zombiejagd gehen. - © Rockstar Games
Wer sich gruseln möchte, kann im Add-on “Undead Nightmares” auf Zombiejagd gehen. | © Rockstar Games

13 Jahre später ist die Geschichte um John Marston immer noch spannend und ein großes Abenteuer, das lange begeistern kann. Auch abseits der Hauptgeschichte haben wir viel erlebt. Das Spiel fängt die Atmosphäre des Wilden Westens sehr gut ein. Wir können auf Kopfgeldjagd gehen, um uns ein kleines Zubrot zu verdienen. Immer wieder gibt es kleine Nebengeschichten, die den Weg zu einem Questziel etwas spannender machen. So stießen wir auf einen Mann, der von Kojoten angegriffen wurde und um unsere Hilfe bat. Ein anderes Mal forderte uns ein Cowboy zum Wettschießen auf, oder wir wurden gebeten, jemanden zu retten, der gerade aufgehängt werden sollte. All diese kleinen Storys beleben die ansonsten karge, aber wunderschöne Wüstenlandschaft.

Die Grafik kann sich auf der Nintendo Switch sehen lassen. Durch kleine Anpassungen, beispielsweise beim Licht, kommt die Grafik auch im Handheld-Modus der Switch gut zur Geltung. Manchmal wirken Texturen ein wenig verwaschen, und die Kanten von Objekten flimmern etwas. Aber das fällt kaum auf, und das Spiel sieht wirklich gut aus.

Auch der Sound hat uns gut gefallen. Typische Westernmelodien, die wir am liebsten mit einem Strohhalm im Mundwinkel mitsummen würden, begleiten uns auf unserem Abenteuer. Die englischen Sprecher klingen authentisch, und auch die Umgebungsgeräusche haben uns gefallen.

Was uns nicht gefallen hat

Da müssen wir ganz eindeutig den Preis hervorheben. Als neuer Titel wäre der sicherlich gerechtfertigt gewesen, aber bei einem 13 Jahre alten Spiel leider nicht. Ganz besonders nicht, wenn sich die Verbesserungen zum Original in Grenzen halten. Dass die sehnlichst herbeigesehnte PC-Konvertierung schon wieder fehlt, ist auch sehr schade. Andere Remaster der jüngeren Vergangenheit haben vorgemacht, wie das besser funktioniert. Beispielsweise das eine Woche vorher erschienene “Quake 2"-Remaster, das verglichen mit dem Original hübscher aussieht, alle Add-ons enthält, auf allen wichtigen Plattformen erscheint und dazu noch nur mickrige zehn Euro kostet.

Die Steuerung ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, da das Pferd sehr schwerfällig agiert. Daran gewöhnen wir uns aber, und mit angepassten Optionen ritt es sich gleich viel leichter.

Fazit

Wir freuen uns sehr, “Red Dead Redemption” endlich nachholen zu können. Grafisch und technisch ist es ein sehr gutes Remake, das nun viele Menschen erreicht, die keine XBox 360 oder PS3 hatten. Auch erzählerisch möchten wir das Spiel als Meisterwerk bezeichnen, das wohl nur von seinem Nachfolger übertroffen wird.

Dass die PC-Gemeinde hier wieder außen vor gelassen wird, steht auf einem anderen Blatt. Wir hoffen wirklich, dass uns Rockstar Games in den nächsten Monaten doch noch mit einer Veröffentlichung überrascht.

Angesichts des hohen Preises möchten wir zurzeit keine eindeutige Kaufempfehlung aussprechen. Fans greifen sowieso zu, alle anderen warten auf eine der zahlreichen Rabattaktionen.

“Red Dead Redemption” ist seit dem 17. August 2023 für knapp 50 Euro auf Nintendo Switch und Playstation 4 verfügbar – die PS4-Version kann auch auf der PS5 gespielt werden. Bisher gibt es “Red Dead Redemption” nur in den jeweiligen Stores zu kaufen, ein physischer Release ist für Oktober angekündigt. Eine Veröffentlichung für XBox Series X/S ist nicht geplant, die XBox 360-Version ist aber aufwärtskompatibel und im XBox-Store erhältlich.