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"Rubberduck Wave Racer" im Test: Entenrennen ist endlich umweltfreundlich

Mit niedlichen Quietsche-Enten schwimmen wir auf 16 Strecken um die Wette. Wie gut das neue Rennspiel ist und was es nicht so gut macht, haben wir ausführlich getestet.

Im "Rubberduck Wave Racer" schwimmen wir mit den beliebten Quietsche-Entchen um die Wette. | © Joindots

Christian Lund
12.05.2023 | 12.05.2023, 22:54

Hand auf's Herz: Was kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie den Begriff "Quietsche-Entchen" oder "Rubber Duck" lesen? Je nach Altersklasse denken Sie vielleicht an Martin "Rubber Duck" Penwald, den von Kris Kristofferson gemimten Trucker aus dem Film "Convoy", der mit einer Enten-Figur auf der Kühlerhaube durch die USA fuhr. Oder an Loriots berühmten Sketch "Herren im Bad" ("Die Ente bleibt draußen!"). Oder auch an Ernie aus der Sesamstraße und seinen "Quietsche-Entchen-Song", den es zur "Viva"-Zeit in den 1990er Jahren dann auch noch in einer furchtbaren Eurodance-Version von Cosmix feat. Ernie gab.

Oder aber Sie denken an die vielen, vielen Entenrennen in Deutschland, bei denen zum Teil Tausende Plastik-Quietsche-Entchen für den guten Zweck auf städtische Fließgewässer gesetzt werden, um das schnellste Entchen zu küren und den Besitzer mit Lob und Trubel und Sachpreisen zu krönen. Das Problem bei der Sache: Nicht nur ist die Plastikproduktion für die süßen Dinger immens, sondern oft ist es auch schwierig, wirklich alle Entchen wieder einzufangen. Umweltorganisationen wie Greenpeace protestieren deshalb schon lange gegen die bei Familien beliebten Entenrennen.

Die Krefelder Videospiele-Schmiede Joindots hat jetzt das perfekte Rezept gefunden, um Entenrennen umweltfreundlich zu machen: Man spielt es einfach an der Konsole!

Worum geht's?

Wir sind auf Platz 1 und katapultieren uns mit Glück über den Turbopfeil im Wasser noch weiter nach vorne. Oder zerstören uns den Sieg, wenn wir in das Minenfeld geraten. - © Joindots
Wir sind auf Platz 1 und katapultieren uns mit Glück über den Turbopfeil im Wasser noch weiter nach vorne. Oder zerstören uns den Sieg, wenn wir in das Minenfeld geraten. | © Joindots

Joindots legt seine Konsolenspiele darauf aus, dass sie den Spielerinnen und Spielern einen schnellen Einstieg ins Spiel ermöglichen. Das ist auch bei "Rubberduck Wave Racer" der Fall: Spiel starten, Quietsche-Entchen aussuchen, Strecke auswählen, 3, 2, 1, los geht's!

Zu Anfang stehen uns nur vier wilde Strecken zur Verfügung, 16 gibt es insgesamt, die wir nach und nach durch Erfolge in den vier Turnieren freispielen können. Bei den gelben Quietsche-Entchen können wir zwischen vielen verschiedenen Entchen wählen: Taucher, Superduck, Einhorn-Ente, Cleopatra, Wasserratte, Sunny, Frosty und so weiter. Die allerdings sehen nur unterschiedlich aus, sie haben keine unterschiedlichen Fähigkeiten oder besondere Schwimmkünste. Wie bei "Mario Kart", dem Spiel, mit dem sich alle Arcade-Rennspiele messen lassen müssen, sammeln wir aber unterwegs mehr oder weniger raffinierte Gimmicks ein, die wir gegen unsere Gegner einsetzen können.

Was uns gefallen hat

Die Kameraführung ist bei Strecken, die in die Höhe führen, etwas gewöhnungsbedürftig. - © Joindots
Die Kameraführung ist bei Strecken, die in die Höhe führen, etwas gewöhnungsbedürftig. | © Joindots

Der leichte Einstieg ist auf jeden Fall schon mal super. Das ist ja genau das, was man erwartet: Wir kommen nach Hause, setzen uns mit Freunden aufs Sofa und wollen eine Runde Entenrennen spielen. Jeder sucht sich eine Ente aus, und los geht's. Wer sich intensiver mit Quietsche-Enten beschäftigt, sie sich sogar zur Deko ins Badezimmer stellt, wird die Charaktere direkt wiedererkennen. Sie alle basieren auf den beliebten Schnabels-Enten, die vermutlich in vielen Haushalten zu finden sind.

Die 16 Strecken sind schön vielfältig gestaltet, sodass wir zu keiner Zeit das Gefühl hatten, dass wir eine Strecke zuvor schon gefahren sind, bloß in die andere Richtung. Wir fahren Wildwasserkanäle hinunter, buttern auf Fruchtsaft durch die Gegend, schwimmen auf einer Milchstraße und sausen über Sprungschanzen und geraten bei fies ausgelegten Wasserminen ins Straucheln. Anders als man es von Plastik-Entenrennen gewohnt ist, geht es auf den Strecken in der Regel nicht gemächlich schaukelnd vorwärts, sondern mit einigem Dampf. Das Schnelligkeitsgefühl ist gut, besonders wenn man über die Turbopfeile fährt.

Über die Menge an Gimmicks, die wir einsammeln können, lässt sich streiten. Manchem Spieler, den wir bei uns auf dem Sofa hatten, waren sie zu eintönig. Die Varianz der Gimmicks könnte während eines Rennens größer sein. Uns passierte es, dass wir in einem Rennen immer nur Wasserminen eingesammelt haben, die uns recht wenig bringen, wenn wir leider so schlecht fahren, dass wir nur im Mittelfeld rumdümpeln. Besser wäre es gewesen, wenn wir zwischendurch auch mal Nitro eingesammelt hätten, um wieder weiter nach vorne zu kommen. Richtig originell sind die Gimmicks nicht, vor allem können wir sie nicht zielgerichtet auf einen bestimmten Gegner zusteuern, sondern nur an der möglicherweise passenden Stelle fallen lassen.

Apropos Sofa: Vier Enten können im Splitscreen gegeneinander antreten, jeweils acht Enten nehmen an einem Rennen teil, wir haben also immer mindestens vier Computer-Gegner. Die aber fahren in der Regel ganz okay. Hin und wieder hatten wir jedoch das Gefühl, dass es auf der normalen Schwierigkeitsstufe (es gibt leicht, normal und wahnsinnig) Gummiband-Momente gab und die Computer-Enten plötzlich wieder an uns vorbeischossen. Könnten wir auch unter Nichtgefallen verbuchen – vielleicht gibt's dazu ja noch einen Patch.

Was uns nicht gefallen hat

Wir sind am Rand der Strecke gestrandet. Aus eigenem Antrieb wieder freistrampeln? Keine Chance! - © Joindots
Wir sind am Rand der Strecke gestrandet. Aus eigenem Antrieb wieder freistrampeln? Keine Chance! | © Joindots

Es gibt aber natürlich Dinge, die uns definitiv nicht gefallen haben. Fangen wir an mit dem Namen: "Wave Racer". Wir haben da tatsächlich ein paar Wellen erwartet! Aber die Enten gleiten über die Wasserfläche wie Schlauchboote auf dem glatt gebügelten Möhnesee. Oder wie ein Kollege sagen würde: Ssssssst. Den Schalter für die Wellenmaschine haben wir leider noch nicht gefunden. Vielleicht kommt das noch. Aber derzeit fühlt es sich einfach nicht besonders realistisch wellig an.

Dann ist die Steuerung unserer Enten, sagen wir mal, verbesserungswürdig. Uns ist klar, dass wir keine Roadster mit perfekter Kurvenlage steuern, aber unsere Enten fühlen sich auch auf der niedrigen See sehr in der Hand von manch göttlicher Fügung. Glücklicherweise kann man das Entengefährt wieder zurück auf die Strecke setzen lassen, wenn man sich in einem Randbereich zu sehr verhakelt hat. Was leider viel zu oft vorkommt, wenn man mit zu viel Speed über eine Rampe schießt, in der Luft gegen die unsichtbare Grenze der Strecke stößt und dann unsanft notwassert. Das passiert immer wieder.

Besonders nervig ist die Steuerung, wenn wir aus Versehen oder mit Absicht in einen anderen Kontrahenten hineinprallen. Wir würden annehmen, dass Gummi gegen Gummi Enten zurückprallen lässt. Stattdessen verhakt man sich liebevoll ineinander und treibt so zwei bis drei Sekunden dahin, obwohl man längst schon wieder versucht, die Entenfüße propellern zu lassen. Währenddessen schwimmen die anderen schön an einem vorbei, und der sicher geglaubte Sieg ist wahrscheinlich dahin.

Und dann der Preis! Das Spiel kostet derzeit rund 30 Euro. Für 16 Strecken in vier Turnieren ist das trotz der süßen Enten einfach zu viel Geld. Mehr Strecken, vielleicht auch die Möglichkeit, online gegen andere Gegner anzutreten, weniger Gameplay-Schwierigkeiten, dann kann man dafür vielleicht 25 Euro verlangen, aber 30 Euro sind schon gewagt.

Unser Fazit

Natürlich ist der "Rubberduck Wave Racer" kein "Mario Kart". Aber im Trubel der ganzen Arcade-Racer, die es auf dem Markt gibt, bietet das Quietsche-Entchen-Rennen eine nette Alternative für die ganze Familie: leicht genug für die Kleinsten und etwas herausfordernd für die Älteren auf der wahnsinnigen Stufe. Das Gefühl auf dem Wasser und die unsichtbaren Grenzen, gegen die wir stoßen, sind auf jeden Fall Mankos, die behoben werden müssten. Und der Preis ist einfach zu happig. Aber sehen Sie es auch mal so: Es ist umweltfreundlich! Eigentlich müsste es das Greenpeace-Gütesiegel bekommen. Dennoch: Eine richtig vor Freude quietschende Empfehlung können wir derzeit nicht geben. Von fünf Enten würden wir vielleicht zwei bis drei als Wertung vergeben. Da wäre mehr drin!

"Rubberduck Wave Racer" ist seit dem 27. April 2023 erhältlich für Playstation 4 und Playstation 5 und erscheint am 18. Mai 2023 für die Nintendo Switch und am 19. Mai 2023 für die Xbox. Das Spiel kostet rund 30 Euro und ist freigegeben ab 6 Jahren.