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"Need for Speed: Unbound" im Test: Auferstehung einer beliebten Renn-Reihe

Schon der Vorgänger "Heat" hat das etwas angestaubte Image der NFS-Serie aufpoliert. Der Nachfolger legt jetzt noch einmal eine Schippe drauf.

In "Need for Speed: Unbound" stehen uns insgesamt 140 Autos zur Verfügung. | © EA

Dennis Bleck
01.12.2022 | 01.12.2022, 17:38

Mehr als drei Jahre ist es her, dass der bislang letzte Ableger der "Need for Speed"-Reihe erschien. "Heat", so der offizielle Titel des Games, küsste die einst so beliebte Rennsimulation nach einigen schwächeren Teilen endlich wieder wach. Fachmagazine wie "GamePro" zum Beispiel feierten das Spiel "als bestes NFS seit Jahren". In "Need for Speed: Unbound" bringen Publisher Electronic Arts und Entwickler Criterion Games jetzt den Nachfolger auf den Markt. Wir haben die neue PS-Protzerei getestet. Kann "Unbound" mit dem Vorgänger mithalten?

"Need for Speed: Unbound" setzt erneut auf eine Open World. In Lakeshore City gibt es jede Menge Events zu entdecken und - na klar - Rennen zu fahren. Gemeinsam mit Yazmin, die mit unserem Hauptprotagonisten in Rydells Werkstatt an Autos herumschraubt, begeben wir uns zu Beginn des Spiels auf die Strecke. Schon die ersten (Probe-)Fahrten mit unserem getunten Nissan machen Lust auf mehr. Das Fahrgefühl ist gut - der Geschwindigkeitsrausch hat uns gepackt. Gut, dass wir angeschnallt sind.

Etwa eine Stunde dauert die Einführung in das Spiel, in der wir erste Rennen fahren und uns mit den Grundmechaniken des Tunings auseinandersetzen: Welche Unterboden-Beleuchtung ist cool? Welchen Sound soll unser Auspuff beim Gasgeben machen? Schnell feiern wir erste kleinere Erfolge - gewinnen damit etwas Preisgeld, das wir sofort in unser Auto investieren. Gleichzeitig merken wir gleich zu Beginn, dass "Unbound" herausfordernd ist. Schon auf dem Schwierigkeitsgrad normal machen die KI-Gegner mächtig Druck. Eine kleine Unachtsamkeit, und der sichergeglaubte Podiumsplatz ist futsch.

Dieser Eindruck verfestigt sich nach Abschluss des Prologs. Zwar haben wir auf einmal Zugriff auf mehr Autos, mehr Events und mehr Upgrade-Teile - unsere Karre, mit der wir zu Beginn des Spiels immerhin konkurrenzfähig waren, ist aber jetzt nicht mehr da. Stattdessen steht uns jetzt unter anderem ein grüner Mazda MX5 zur Verfügung. Verdammter Story-Twist!

Aufstieg zum Renn-Goat

Unser Fahrzeug und die Fahrzeuge der Konkurrenz besitzen eine Fahrklasse und ein Level. Mit kostspieligen Tuning-Teilen lässt sich das erhöhen. Geld gibt es unter anderem für erfolgreiche Teilnahme an Rennen. Aber Vorsicht: Manchmal müssen wir erst eine Startgebühr abdrücken, ehe wir überhaupt mitfahren dürfen. Läuft's schlecht für uns, gehen wir mit einem Minus aus der ganzen Angelegenheit heraus. Je nach Schwierigkeitsgrad können wir ein Rennen nur wenige Male neustarten.

An den Comic-Effekten scheiden sich die Geister der Spieler. Wir fanden es auch nicht so cool. - © EA
An den Comic-Effekten scheiden sich die Geister der Spieler. Wir fanden es auch nicht so cool. | © EA

Gerade zu Beginn ist es deshalb ratsam, sich einfach ein bisschen in der Open World umzuschauen. Die hat nämlich allerhand Nebenaktivitäten zu bieten. Neben Sammelobjekten, deren Aufstöbern ebenfalls unser Portemonnaie füllt, gibt es auch Herausforderungen zu meistern. Mit denen - ihr ahnt es - lässt sich auch sauberes Geld verdienen.

Ist unser Auto gut genug, wagen wir uns an die Rennen. Die finden mal am Tag, mal in der Nacht statt. Das große Ziel heißt "The Grand" - nur die besten Fahrerinnen und Fahrer dürfen bei diesem Event starten. Um daran teilzunehmen, müssen wir Qualifikationen bestreiten und gewinnen.

Cops machen Jagd auf uns

Neben den KI-Gegnern macht uns auch die Polizei das Leben als Raser zur Hölle. Wie im Vorgänger sind die Cops sehr daran interessiert, die Geschwindigkeitssünder zu stoppen - dabei ist ihnen jedes Mittel recht. Ihre Hartnäckigkeit hängt vom sogenannten Heat-Level ab. Je höher das bei uns ist, desto größer sind die Geschütze, die die Gesetzeshüter auffahren. Verfolgungsjagden mit Hubschrauber, mit Nagelbrettern auf der Straße und frechen Rammmanöver: Wir haben alles erlebt.

Zurücksetzen lässt sich das Heat-Level nur, indem wir eins unserer Verstecke aufsuchen. Die schalten wir im Laufe der Story nach und nach frei. Sobald wir dort ankommen, wird auch unser hart verdientes Geld unserem Konto gutgeschrieben. Werden wir vorher von der Polizei gepackt, sind die Moneten weg. Ärgerlich. Kann aber passieren, weil sich die Polizisten als durchaus ernsthafte Widersacher entpuppen.

An der Comic-Grafik scheiden sich die Geister

Insgesamt ist "Need for Speed: Unbound" wieder ein gelungener Teil der Serie. Das können wir nach knapp acht Stunden Spielzeit, in der wir übrigens noch nicht mal das erste Qualifikationsrennen bestritten haben, schon behaupten. 140 Autos haben es ins Game geschafft - jedes lässt sich individuell gestalten. Ein klarer Pluspunkt.

Auch die Open World macht Spaß. Die Nebenaufgaben sind abwechslungsreich, die Rennen und Verfolgungsjagden mit der Polizei herausfordernd - und das schon auf Schwierigkeitsgrad normal. Wem das übrigens zu tough oder gar zu leicht ist, kann zwischen zwei weiteren Einstellungen wählen.

Gewöhnungsbedürftig ist die Grafik. Die Figuren kommen in einem Comic-Look daher. Auch auf der Straße blendet "Unbound" beim Bremsen, beim Driften oder bei der Nitro-Nutzung farbige Effekte ein. Im Einklang mit der insgesamt realistisch gestalteten Umgebung ist das nicht. Und anders als zunächst vermutet, lässt sich die Comic-Erscheinung auch nicht ausschalten. Schade. Falls jemand den Schalter findet, sagt uns bitte Bescheid. Doch abgesehen von diesem - zugegeben rein optischen Makel - hat das Spiel Potenzial, "Need for Speed: Heat" noch einmal zu toppen.

"Need for Speed: Unbound" erscheint am 2. Dezember 2022 für den PC, die Playstation 5 und die Xbox Series S/X. Es kostet zwischen 60 und 80 Euro und ist freigegeben ab zwölf Jahre.