"Ah shit, here we go again." Mit "Grand Theft Auto: The Trilogy – The Definitive Edition" landet ein großes Stück Nostalgie auf den Konsolen und PCs. Es ist eine Reise in fast vergessene Erinnerungen - wenn auch mit kleinen Schönheitsfehlern. Doch wie spielen sich die erneuerten GTA-Teile aus San Andreas, Vice City und Liberty City? Ein Test.
"Groove Street. Home." Es ist mehr als 15 Jahre her, dass Carl Johnson - oder kurz C.J. - erstmals über die Monitore von Millionen begeisterten Gamern flimmerte. Seine Geschichte, wie er in den 90er Jahren nach mehreren Jahren zurück in seine Heimat Los Santos (eine fiktive Stadt, angelehnt an Los Angeles) kommt, seine ehemalige "Hood" aufräumt und nebenbei immer mehr Macht und Einfluss anstrebt: es ist noch immer pure Nostalgie - egal, ob Radio-Soundtrack oder die verschiedenen und vielseitigen Charaktere im Laufe der Story.
Klar, dass wir für den Test (gespielt wird auf der Xbox One) mit GTA: San Andreas beginnen - auch, wenn das chronologisch nicht ganz richtig erscheinen mag. Und es fallen direkt eine ganze Menge Neuerungen auf. Allen voran: die Grafik. Die hat ein ordentliches Tuning bekommen. Viel klarer, deutlich heller und freundlicher, sattere Farben - und auch generell schlicht und einfach besser. Ja, vielleicht kann man die Grafik auch etwas mit bekannten Spielen im Comic-Stil vergleichen.
Auch das Gameplay hat sich deutlich verändert. Ja, in manchen Teilen hat man die sperrige Steuerung der alten Teile durch andere Controller-Griffe ersetzt. Dabei hat man sich eine ganze Menge von Rockstars Dauerbrenner "GTA V" abgeschaut. Zum Beispiel, was die Steuerung beim Fahren von Fahrzeugen angeht - aber auch beim Zielen und Schießen. Auch die Auswahl an Waffen oder Gegenständen wurde angepasst und hat jetzt extreme Ähnlichkeit mit dem Waffenrad aus dem neuesten Teil der beliebten Spieleserie.
Deutlich übersichtlicher
Solche kleinen, aber durchaus bedeutenden Neuerungen machen das Spiel beim Wiedereinstieg deutlich angenehmer. Auch Faktoren wie Routen zum Wegpunkt (tatsächlich gab es diese erst in späteren Teilen) oder Zwischenspeicherpunkte während Missionen machen das Game deutlich übersichtlicher.
An der Story hat sich - wie könnte es auch anders sein? - nichts geändert. Da ist noch immer der Bruder Sweet, der C.J. treu zur Seite steht. Oder die "Homies" Big Smoke und Ryder, die im Laufe der Story aber ihr wahres Ich zeigen. Da sind noch immer Officer Tempenny, der große Gegenspieler von C.J. Oder die Ballas, eine Gang, mit der C.J. und Anhänger immer wieder aneinandergeraten.
Hinzu kommt die Atmosphäre, die generell für nostalgischen Hochgenuss sorgt. Und ja: Auch Big Smokes legendäre Bestellung im Drive-In des Cluckin' Bells ist noch immer dieselbe. "Zweimal die Nummer 9, einmal eine große Nummer 9, Nummer 6 mit extra Dip, einmal Nummer 7. Zweimal die Nummer 45 - einmal mit Käse - und eine große Limo." Herrlich.
Kleine Schönheitsfehler
Doch trotz aller Begeisterung wegen all der wiederkehrenden Erinnerungen, gibt es auch an manchen Stellen kleine Probleme. Fehler und Bugs, über die Gamer bereits früh meckerten. Zum Beispiel fehlt im Bundesland San Andreas plötzlich der Nebel am Horizont. Wieso ist das schlimm? Ganz einfach: die Map, die man durchaus als gigantisch in Erinnerung hatte (auch, wenn sie es verglichen mit später erschienenen GTA-Teilen nicht ist), wirkt dadurch winzig. Plötzlich lässt sich aus Los Santos bis in die Wüste schauen.
Oder: Autos, die keine Rücklichter haben - auch in der Nacht nicht. Manche Nutzer berichten von Problemen mit der Bildrate oder kaputten Sounds. Zudem scheinen manche Animationen der Protagonisten wie C.J. oder Tommy Vercetti in "GTA: Vice City" nicht besonders stimmig.
Schrill, bunt, abgefahren, verrückt
Apropos Vice City. Ja. Der Teil, der den Spieler in die bunten 80er-Jahre katapultiert, dürfte mindestens genauso aufgeregt erwartet worden sein, wie die anderen Teile der Trilogie. Zurecht. Schrill. Bunt. Abgefahren. Verrückt. Das Setting wurde ebenfalls generalüberholt, die Stadt wirkt viel aufgeräumter. Was deutlich auffällt: An vielen Animationen wurde deutlich gefeilt. Zum Beispiel an den Straßen oder an der Grafik des Strandes, oder der des Meerwassers. Schade: Schwimmen kann Tommy noch immer nicht.
Das Gameplay ist - genau wie bei "GTA: San Andreas" und "GTA III" - ebenfalls angepasst worden. Sprich: Fahren, schießen, Waffen auswählen und Co. Die Story, die legendären Dialoge zwischen den Charakteren oder die schrillen Sequenzen: ebenfalls unverändert, ebenfalls absolute Endstufe der Nostalgie: Tommy Vercetti, ein verurteilter Krimineller, kommt nach Vice City (angelehnt an Miami). Ein Drogendeal geht schief und nun ist es Tommy Aufgabe, die Verräter zu finden - und ganz nebenbei die Macht in der Stadt an sich zu reißen.
Ticket in die Vergangenheit
Doch was sind die drei Spiele nun? Insgesamt ist "Grand Theft Auto: The Trilogy – The Definitive Edition" ein Ticket in die Vergangenheit. Nur eben mit deutlich besserer Grafik, angenehmerem Gameplay und der einen oder anderen nachgezogenen Stellschraube seitens der Macher. An manchen Stellen hakt es zwar noch, doch das wird Rockstar sicher noch beheben.
Ein kleiner Tipp: Um komplett in Nostalgie zu verfallen, lohnt es sich, das Spiel auf nicht all zu großen Monitoren zu spielen. Auf einem vergleichsweise großen Fernseher wirkt die Grafik - so überarbeitet sie ist - an manchen Stellen doch etwas krisselig.
Lohnt es sich?
Außerdem: Wer erwartet, dass die drei Teile auf ein Grafik- und Gameplay-Level mit "GTA V" gebracht werden, der wird enttäuscht. Ja, die Grafik ist deutlich angepasst worden, deutlich besser, deutlich cleaner, deutlich farbenfroher - ist aber der "alten Linie" treu geblieben. Und es ist wahrscheinlich gerade dieser Umstand, der so viele Spieler in regelrechte Sehnsucht versetzt. Und der diese Spiele mehr zu einer Reise in alte Zeiten macht, als zu einem Erlebnis, das auch Erstspieler restlos überzeugt.
Im Grunde ist die Nostalgie eine doppelte: Die Spiele erzeugen sie einerseits durch ihre Settings, aber eben auch durch die Erinnerungen, die Millionen Spieler seit mehr als 15 Jahren mit ihnen verbinden. Wem die bessere Optik und die komfortablere Steuerung für den Nostalgie-Trip reicht, der kann definitiv zugreifen. Denn die Spiele funktionierten damals gut. Und daran hat sich auch fast zwei Jahrzehnte später nichts geändert.