
Kleiner Vogel, langer Schnabel, plüschiges Gefieder: Voilà, das ist dann wohl ein Kiwi! Dass das putzige Tier mit den Knopfaugen nicht nur Neuseelands Nationalsymbol ist und sich die Neuseeländer selbst deshalb nach ihnen "Kiwis" nennen, ist einigermaßen bekannt.
Aber was weiß man sonst noch? Zum Beispiel: wie gut können Kiwis Post sortieren? Paketmarken aufkleben? Telegramme tippen? Das alles und noch mehr lässt sich mit dem wahrscheinlich ersten und einzigen Kiwi-Spiel für PC und Konsolen herausfinden. Wir haben "KeyWe", ein furchtbar niedliches und leicht chaotisches Koop-Spiel, auf Herz und Flügel getestet.
Zunächst einmal: "KeyWe" sollte man unbedingt zu zweit spielen, denn egal, ob man Single-Player ist oder zu zweit vor dem Bildschirm sitzt - man steuert die Geschichte und Geschicke von zwei Kiwis, Jeff und Debra. Und damit wir die Steuerung langsam erlernen, gibt's schon gleich zu Anfang ein hervorragendes Tutorial, das uns die wichtigsten Kniffe beibringt. Anleitungen werden übrigens in allen neuen Umgebungen angeboten. Man kann sie aber auch überspringen.
Worum geht's?

Das Kiwi-Pärchen tritt seinen neuen Job im Postamt des Städtchens Bungalowborn an und muss erstmal die Vornamen in ein Mikrofon piepsen, ein gemeinsames Foto machen und dazu möglichst schnell vom Auslöser in den Foto-Bereich rennen. Wer hat behauptet, dass Tutorials leicht sein müssen? Mit dem Hinterteil bewegen wir Namensschnipsel auf eine Karteikarte - fertig! Jetzt kann der erste Job kommen.
Und der ist? Telegramme schreiben! Da die beiden Kiwis keine Hände haben, ist Kreativität gefragt. Wörter lassen sich durch Hüpfen auf die Buchstaben tippen, und bei Großbuchstaben ist natürlich Team-Work gefragt, denn einer von beiden muss ja die Shift-Taste gedrückt halten. Die Buchstaben sind über den ganzen Bildschirm verteilt, so dass wir uns den Arbeitsbereich schnell aufgeteilt haben, um möglichst schnell die Texte tippen zu können. Denn: das geht natürlich immer auf Zeit. Je nachdem, wie schnell wir mit unseren Aufgaben durch sind, bekommen wir mehr Briefmarken als Belohnung.
Was am Anfang noch einigermaßen leicht umzusetzen ist, wird von Level zu Level kniffliger. Wirklich knifflig, denn die Zeit ist erbarmungslos, und die Grenzen des Schreibtisches auch. Irgendwann wird das jedem passieren: man achtet nicht darauf, dass Debra und Jeff auf einem Schreibtisch arbeiten. Wer darüber hinaushüpft, stürzt ab. Keine Sorge: Kiwis sind unsterblich, aber sie segeln mit einem Fallschirm gemächlich zurück auf den Schreibtisch - das kostet oft ganz schön viel Zeit. Und die ist eigentlich der größte Gegner bei diesem Spiel.

Was müssen wir nicht alles tun... Hebel ziehen, Briefe tragen, Glocken schellen, Tröten blasen, Knöpfe drücken, Pakete in die richtige Richtung bugsieren, falsche Paketmarken entfernen, richtige aufkleben, Instrumente spielen, bloß nicht vom Schreibtisch oder ins Wasser fallen, Fliegen aus dem Weg gehen. Keine Sorge, das artet nicht wirklich in Arbeit aus, aber es ist ein bunter, fordernder Spaß für Jung und Alt, der selten langweilig ist.
Ja, es wiederholen sich manche Aufgaben, aber sie werden durch zusätzliche Spielelemente noch schwieriger. Zum Beispiel müssen wir beim Telegrammeschreiben plötzlich erst einmal Buchstaben dechiffrieren, bevor wir die schnellen Sätze tippen können. Und: hey, wir sind in einem Postamt - dass wir da mal repetitive Arbeiten machen müssen, sollte ja eigentlich jedem klar sein. Augen auf bei der Berufswahl, Ihr Kiwis!
Irgendwann wird's dann richtig fies: Die Jahreszeiten ändern sich, der Klimawandel hält auch im Postamt Einzug, und plötzlich wehen Winde Wortfetzen davon, Fließbänder stehen still, weil sie der Kälte nichts mehr entgegensetzen können oder Jeff und Debra sehen sich einem gewaltigen Sandsturm gegenüber. Aber wartet ab, was Euch Halloween begegnet...
Was hat uns nicht gefallen?

Der Einzelspielermodus hat uns gar nicht gefallen. Zum ohnehin schon kniffligen Puzzlespiel kommt der zusätzliche Wahnsinn, zwei Vögel navigieren zu müssen, indem man sie entweder wechselnd steuert oder im Duett alles gemeinsam tun lässt. Beides muss man als Einzelspieler hinkriegen, und das unter der gnadenlos herunterzählenden Zeit.
Richtig Schwierigkeiten hatten wir etwa, als wir Pakete packen mussten. Hier müssen mit einem Kran Holzdeckel auf ein Paket gelegt werden. Ein Vogel bedient den Kran vor und zurück, der andere nach rechts und links. Beim Wechsel zwischen beiden Vögeln bleibt der Kran jedoch nicht an seiner Position stehen, sondern fährt diagonal wieder zurück an die Ausgangsposition. Wer nicht schnell genug wechselt und den Vogel an der richtigen Stelle hat (was wegen der Perspektive manchmal wirklich frustrierend ist), kann wieder von vorne beginnen. Zu zweit dagegen ist das einfach ein Ding der guten Kooperation. Und das ist ja auch der Sinn eines Koop-Spiels.
Unserer Ansicht nach wäre es konsequenter gewesen, dem Spiel keinen Einzelspieler-Modus zu gewähren, abgesehen davon, dass man natürlich im Online-Modus als einzelner Vogel antritt, man sich dort aber natürlich den perfekten Vogel-Partner sucht, um die Rätsel gemeinsam zu lösen.
Fazit
"Keywe" ist wirklich, wirklich liebevoll gemacht! Die Grafik ist nicht wirklich Next Gen, aber sehr kindgerecht umgesetzt. Und auch die Erwachsenen sind ganz angetan. Die Musik ist fidel, und die beiden Kiwis Jeff und Debra sind natürlich goldig. Wer möchte, kann sogar die Farbe des Gefieders anpassen und lustige Accessoires freischalten. Kiwi mit Hut gefällig? Uns haben sie allerdings in ihrer natürlichen Art vollkommen begeistert.
Bei den gamescom-Awards 2020 wurde "KeyWe" als bestes Familienspiel ausgezeichnet. Völlig zurecht, denn dieses Geschicklichkeitsspiel ist ein wirklicher Spaß für die ganze Familie (mit Kindern). Und da Kiwis treue Seelen sind und bei ihrem Partner bleiben, wenn sie sich mal für einen entschieden haben, ist es nur folgerichtig, dass man dieses Spiel nur zu zweit und partnerschaftlich spielen kann. Dann ist es ein zauberhafter Puzzler, ja, mit winzigen Schwächen, aber für uns ein absoluter Geheimtipp für den Herbst und Winter.
"KeyWe" ist seit dem 31. August 2021 für Nintendo Switch und PC sowie seit dem 28. September 2021 für Playstation 5 und Playstation 4 erhältlich und kostet rund 25 Euro. Auf Xbox Series X|S und Xbox One wird der Titel zu einem späteren Zeitpunkt erscheinen.