Oslo. Straffe, makellose Haut, ein ebenmäßiger Teint, ohne jegliche Flecken, eine schlanke Figur - in Magazinen, Werbung, sozialen Medien wird für die Illusion von perfekter Schönheit oft Bildbearbeitung angewendet. Norwegen hat nun ein Gesetz verabschiedet, dass dazu verpflichtet, diese Form der Manipulation offenzulegen.
Wie unter anderem The Hill berichtet, haben die Abgeordneten des norwegischen Parlaments im Juni mit großer Mehrheit eine Änderung des Marketinggesetzes aus dem Jahr 2009 verabschiedet. Diese sieht vor, dass bei jedem Foto, "bei dem die Körperform, die Größe oder auch die Haut durch Nachbearbeitung oder andere Manipulation" verändert worden ist, als bearbeitet gekennzeichnet werden muss. Auch ist darauf hinzuweisen, wenn Filter angewendet wurden. Aus Sicht des Kinder- und Familienministeriums geht es darum, "dass Fotos zur sozialen Unsicherheit, schlechtem Gewissen und geringem Selbstwertgefühl beitragen".
Macht von Influencern
Das Gesetz hat gerade auch die werblichen Posts von Influencern im Blick, die dem Ministerium zufolge falsche Schönheitsstandards schaffen und ihre Zielgruppen - gerade junge Menschen - unter "Körperdruck" setzen. Gleichzeitig räumt das Kinder- und Familienministerium ein, dass es schwierig werden könnte, die Vorgaben anzuwenden, da es nicht immer leicht sei, festzustellen, ob ein Foto bearbeitet worden ist oder nicht. Als Beispiele für problematische Nachbearbeitungen werden etwa das Vergrößern von Lippen, Hervorheben von Muskeln oder Verringern des Taillenumfangs genannt.
Sollten die Regelungen in Kraft treten, so gelten sie allerdings nur für norwegische Influencer und Werbetreibende. Sie müssen dann Fotos mit einem vorgegebenen Label des Ministeriums kennzeichnen. Einige äußerten sich bereits laut Informationen von Verdens Gang positiv über eine Kennzeichnung bearbeiteter Beiträge. Hierzu gehört etwa die Autorin Martine Halvorsen.
Aus Sicht von Influencerin Annijor Jørgensen gehe es bei Filtern schließlich nicht darum, "ein falsches Schönheitsideal zu schaffen", sondern etwas zu zeigen, was für andere unterhaltsam sein könne.
Nicht für Abnehmprodukte werben
Ein eigenes Zeichen gegen Bodyshaming hat das Netzwerk Pinterest gesetzt. Wie die für Sammlungen von inspirierenden und nützlichen Ideen bekannte Plattform am vergangenen Donnerstag mitteilte, hat es "alle Anzeigen mit Inhalten zum Thema Gewichtsverlust" verboten. Solche die eine gesunde Lebensweise, Fitness-Dienstleistungen und -Produkte bewerben, seien aber weiterhin erlaubt, "solange sie den Gewichtsverlust nicht in den Vordergrund stellen". Das Netzwerk mit rund 500 Millionen monatlich aktiven Nutzern wolle "ein Ort für alle - unabhängig von Gewicht und körperlichem Erscheinungsbild sein".