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"Resident Evil: Village" im Test: Nichts für schwache Nerven

Entwickler Capcom weicht im achten Teil der Hauptserie von bekannten Mustern ab. Das wirkt erfrischend - aber ist der Survival-Horror-Shooter trotzdem noch gruselig genug? Das haben wir getestet.

Die Vampirdame Lady Dimitrescu war schon vor Veröffentlichung Kult bei den Fans. Gut meint sie es mit uns deshalb aber nicht. | © Capcom

Dennis Bleck
11.05.2021 | 12.05.2021, 12:21

Als Ethan Winters aufwacht, befindet er sich inmitten von toten Soldaten und zerstörten Fahrzeugen. Von seiner Tochter Rose, die kurz zuvor von einem Spezialeinsatzkommando verschleppt worden ist, fehlt jede Spur. Mit letzter Kraft schleppt sich Ethan in ein verschneites, heruntergekommenes, osteuropäisches Dorf. Die Menschen, auf die er dort triff, wirken verstört. Antworten auf seine vielen Fragen findet er zunächst keine. Sein persönlicher Alptraum beginnt.

Mit "Resident Evil: Village" nimmt das Games-Jahr 2021 jetzt endlich richtig Fahrt auf: Nur eine Woche nachdem Sony in "Returnal" den ersten wahren Exklusiv-Titel für die Playstation 5 vorgelegt hatte, füttert Capcom nun auch Besitzer anderer Plattformen mit neuen Videospielinhalten. "Village" ist der achte Hauptteil der Survival-Horror-Reihe und führt die Geschichte von Ethan Winters fort, die in Teil sieben der Serie ("Resident Evil: Biohazard") begonnen hat.

"Village" punktet gleich zu Beginn des Spiels

"Village" setzt ziemlich genau drei Jahre nach den Geschehnissen des Vorgängers ein. Übrigens: Wer diesen nicht gespielt hat, ist nicht im Nachteil. Der achte Teil punktet gleich zu Beginn des Spiels mit einer kurzen Zusammenfassung der vorangegangen Ereignisse in Videoform.

Die Geschichte fängt ruhig an. Das familiäre Idyll wird allerdings nur wenige Minuten später komplett zerstört. - © Capcom
Die Geschichte fängt ruhig an. Das familiäre Idyll wird allerdings nur wenige Minuten später komplett zerstört. | © Capcom

Hauptaufgabe des Spielers ist es, herauszufinden, was mit Ethans Tochter passiert ist. Was hat die gruselige "Mutter Miranda" damit zu tun, die über das Dorf wacht? Welche Rolle spielt die bereits vor Veröffentlichung zur Kultfigur erklärte Vampirdame Dimitrescu? Und warum, verdammt, ist Soldat Chris Redfield, der im vergangenen Teil noch Freund war, nun urplötzlich ein Feind?

Der Puls ist auf einem Dauerhoch

Anders als in den Vorgängern kämpft Ethan in "Village" nicht gegen Zombies. Stattdessen kreuzen Werwölfe, Vampire und andere Gruselgestalten seinen Weg. Das Dorf-Setting macht dabei Spaß – auch oder vielleicht gerade weil es untypisch für die Reihe ist. Nach und nach öffnen sich neue Wege, wenn Ethan in der Hauptgeschichte vorankommt. Überhaupt ist die Spielwelt atmosphärisch hervorragend gestaltet. Vor allem der Sound, aber auch die Grafik sorgt dafür, dass dem Spieler der ein oder andere Schauer über den Rücken läuft.

Während man sich in Ich-Perspektive durch verwahrloste Gassen des Dorfes, die Folterkammes des Schlosses oder ein verhextes Haus bewegt, ist der Puls auf einem Dauerhoch. Hinter welcher Ecke lauert die nächste Gefahr?

Ist das noch "Resident Evil"?

Das Spiel müht sich dabei um Abwechslung: In manchen Passagen bietet sich der Stealth-Modus an. In anderen ballert Ethan sich seinen Weg einfach frei. Vor allem im letzten Spieldrittel wird Village aber sehr actionlastig. Ist das noch "Resident Evil" oder schon "Call of Duty"? Hier und da gibt es auch Rätsel, die nicht immer gut gelungen sind. Hat Ethan eines von diesen gelöst, geht's in der Story voran. Manchmal wird man mit einem seltenen Schatz belohnt.

Beim Duke können wir neue Waffen und Munition kaufen. Wir glauben, wir sind sein einziger Kunde. - © Capcom
Beim Duke können wir neue Waffen und Munition kaufen. Wir glauben, wir sind sein einziger Kunde. | © Capcom

Diese Kostbarkeiten und auch andere Gegenstände, die Ethan unterwegs findet, kann er bei einem Händler verkaufen. Der nennt sich „Duke" und taucht an verschiedenen Orten in der Spielwelt auf. Der füllige Mann bietet auch Munition und Ausrüstungsgegenstände zum Kauf an. Parallel dazu gibt es außerdem einen Crafting-Modus. Ethan kann sich notwendige Dinge also selber zusammenbauen. Sofern er die Pläne und Einzelteile findet.

Wer eine grandiose Story wie bei "The Last of Us 2" oder "Red Dead Redemption" erwartet, der wird hingegen enttäuscht. Fast schon "Evil"-typisch ist die Geschichte nicht sonderlich tiefgründig. An manchen Stellen wirkt sie sogar sehr trashig und bisweilen ziemlich unlogisch. Aber okay: Was ist an Werwölfen und Vampiren schon realistisch? Wie sich die Puzzlesteine nach und nach zusammensetzen, ist – vorsichtig formuliert – schon ziemlich schräg. Aber immerhin: Fragen sollten keine mehr offen bleiben.

Spieler ist rund zwölf Stunden mit Hauptstory beschäftigt

Alles in allem ist "Resident Evil: Village" ein guter Horror-Shooter, der den Spieler auf einem normalen Schwierigkeitsgrad zwischen zehn und zwölf Stunden beschäftigt. So lange brauchten wir, um die Story zu Ende zu bringen. Dabei haben wir nicht jeden Winkel der Spielwelt erkundet.

Die gruselige Atmosphäre kommt auf den Next-Gen-Konsolen ebenso gut zur Geltung wie auf den Vorgängermodellen. Das Spiel ist allerdings nichts für schwache Nerven! Und erst recht nichts für Zartbesaitete. Ethans Körper wird im Laufe des Spiels nicht nur einmal übel zugerichtet. Es spritzt Blut. Er verliert Gliedmaßen - gezeigt wird dies alles unzensiert. Dass "Village" erst für volljährige Spieler freigegeben ist, hat also einen guten Grund.

"Village" kostet zwischen 60 und 70 Euro und ist seit dem 7. Mai 2021 im Handel erhältlich.