Netzwelt

5G macht Tempo: Der schnelle Mobilfunk kommt schneller als erwartet

Warum geht es plötzlich so fix, braucht man ein brandneues Smartphone und surfen wirklich alle schneller? Unser Autor hat Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Ein 5G-Antennenmast (Symbolbild). | © Pixabay

Frank-Thomas Wenzel
28.07.2020 | 28.07.2020, 17:12

Die neue Mobilfunktechnik 5G kommt schneller, als ursprünglich prognostiziert. Vodafone startet gerade den Ausbau in größeren Städten, und die Deutsche Telekom will die Technik bis zum Jahresende für mehr als die Hälfte der Bevölkerung bundesweit zugänglich machen. Zugleich aber hapert es noch immer mit dem Ausbau auf dem Land.

Warum kommt 5G schneller?
Der schwedische Ericsson-Konzern hat kürzlich seine Prognosen nach oben korrigiert. Das Management des Spezialisten für 5G-Sendetechnik erklärt, dass aufgrund der Corona-Pandemie verstärkt über Datennetze kommuniziert werde. Das erhöhe auch die Nachfrage nach dem schnellen mobilen Internet. Die Schweden gehen davon aus, dass 2025 weltweit bei rund 2,8 Milliarden Mobilfunkverträgen (zuvor 2,6 Milliarden) mit 5G gefunkt wird.

Wie wirkt sich das auf die Lage in Deutschland aus?
Bislang erwarteten Marktforscher erst 2025 ein flächendeckendes 5G-Netz. „Das wird schneller kommen", heißt es nun in Branchenkreisen. Vodafone hat am Montag den Startschuss für den Ausbau in den großen Städten gegeben: In Frankfurt wurde für 150 Antennen die neue Technik freigeschaltet. Bundesweit sollen Ende des Jahres 8.000 Antennen mit hoher Geschwindigkeit funken. Für 10 Millionen Menschen soll dann 5G im Vodafone-Netz zur Verfügung stehen.

Wie halten es die anderen Netzbetreiber?
Die Deutsche Telekom will noch in diesem Jahr 5G für „mehr als die Hälfte der Bevölkerung" zugänglich machen. 2025 sollen es 99 Prozent der Einwohner und 90 Prozent der Fläche sein. Telefónica/O2 strebt an, zumindest die fünf größten Städte (Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt) noch in diesem Jahr zu erschließen, 2022 sollen es dann 30 Städte mit 16 Millionen Einwohnern sein.

Was treibt die Unternehmen an?
Die Smartphone-Hersteller setzen massiv auf 5G. So wird erwartet, dass Apple im September eine neue iPhone-Generation präsentiert, die mit Sendemodulen für den neuen Standard ausgestattet ist. Auch die anderen namhaften Herstellern dürften zumindest bei den hochpreisigen Geräten auf 5G setzen. Die Konzerne wollen so zusätzliche Nachfrage erzeugen, nachdem der Absatz in den vergangenen Wochen eingebrochen war. 5G wird damit zu einem Werkzeug im Kampf um Marktanteile.

Was bringt das für die Nutzer?
Neue Anwendungen, die hohe Übertragungsgeschwindigkeiten erfordern, sollen demnächst kommen. Etwa die sogenannte Augmented Reality (erweiterte Wirklichkeit): Der Nutzer fixiert mit der Kamera des Smartphones beispielsweise ein Baudenkmal und bekommt auf dem Bildschirm Zusatzinformationen eingeblendet. Online-Spiele können mit 5G in Echtzeit auf dem Smartphone gespielt werden. Auch die Vernetzung von Fahrzeugen soll verstärkt werden. Als wichtigste Zukunftstechnik gilt aber der Einsatz in der Industrie mit vernetzten Produktionsverfahren.

Profitieren nur Nutzer, die sich ein neues Smartphone kaufen?
Nein, die Netze werden so konfiguriert, dass auch Nutzer mit älteren Geräten, die mit LTE-Technik (4G) werkeln, etwas davon haben. Denn die erneuerten Basisstationen arbeiten mit „Dynamic Spectrum Sharing" – sie können also 4G und 5G. Die Kapazitäten können flexibel verteilt werden. Je nachdem, ob sie gerade von nagelneuen Handys oder von älteren Geräten angefunkt werden.

Wird es das superschnelle Internet dann bald überall geben?
Nein. Die Funkfrequenzen mit sehr hoher Kapazität, die voriges Jahr versteigert wurden und Übertragungsgeschwindigkeiten bis zu 1.000 Megabit pro Sekunde schaffen, werden vor allem an ausgewählten Standorten eingesetzt. Sie sind für Bahnhöfe oder Fußballstadien gedacht, wo sehr viele Nutzer auf kleinem Raum zusammenkommen. Für die Versorgung von Städten setzen die Netzbetreiber auch auf das, was Vodafone Midband nennt. Mit Sendeanlagen, die mit niedrigeren Frequenzen arbeiten, maximal nur noch 500 Megabit bringen, dafür aber bis zu drei Kilometer im Umkreis abdecken und 5G auch gut in Gebäude bringen können. Auf dem Land wird das sogenannte Lowband eingesetzt – mit maximal 200 Megabit und acht Kilometer Reichweite. Ein Antennenstandort kann eine ganze Kommune abdecken.

Werden damit die sogenannten weißen Flecken mit schlechter Mobilfunkversorgung verschwinden?
Das ist zumindest das Ziel. Allerdings haben die drei bisherigen Netzbetreiber (Deutsche Telekom, Vodafone, Telefónica) den Ausbau in der Vergangenheit erheblich verschleppt. So gab es kürzlich heftige Rüffel von der Aufsichtsbehörde, weil das Trio Vorgaben für LTE beim Ausbau auf dem Land und entlang der Schienenwege und Autobahnen nicht erfüllt hat. Die Bundesnetzagentur Telefónica sogar mit einer Strafe von 600.000 Euro gedroht, falls Ende Juli nicht zumindest 40 Prozent von noch 7.600 fehlenden Funkstationen nachgewiesen werden. Ein Telefónica-Sprecher teilte am Montag aber mit, dass dieses Zwischenziel Ende voriger Woche erreicht worden sei und damit die Grundlage für das Zwangsgeld entfalle.