Berlin (AFP/dpa/epd). Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat eine kostenlose App für Smartwatches und Fitnessarmbänder veröffentlicht, die Aufschluss über die Verbreitung des Coronavirus in Deutschland bringen soll. Wie RKI-Präsident Lothar Wieler am Dienstag in Berlin sagte, trägt die App den Titel "Corona-Datenspende". Sie ist für iOS und Android-Geräte in den jeweiligen App-Stores verfügbar.
"Je mehr Menschen die Daten zur Verfügung stellen, desto genauer werden wir Daten über die Verbreitung bekommen", sagte Wieler. Die App sei eine sinnvolle Ergänzung zu den offiziellen Meldezahlen. Da Smartwatches und Fitnessarmbänder Vitaldaten wie Ruhepuls, Schlaf oder Aktivitätsniveau aufzeichneten, lasse sich mit Hilfe der App erkennen, ob sich die Vitaldaten veränderten und damit Anzeichen für eine Infektion vorlägen.
"Bei einer akuten Atemwegserkrankung ändern sich diese Vitalzeichen in den meisten Fällen deutlich. Daher können auch typische Covid-19-Symptome wie Fieber durch die App erkannt werden", so Wieler.
Freiwillige Nutzung
Das RKI habe durch die App zu keiner Zeit Kenntnis über persönliche Informationen wie Name oder Adresse des Nutzers. Die Nutzung sei freiwillig. Man müsse lediglich einmalig die Postleitzahl eingeben. Auf einer interaktiven Karte sind dann bis auf Ebene der Postleitzahl potentiell Infizierte zu sehen und wie sich der Erreger regional verbreitet. Ortungs- und Standortdaten aus den Geräten würden nicht abgefragt. Die Teilnehmer werden auch gebeten, Geschlecht, Alter sowie grob Größe und Gewicht anzugeben.
Wieler sagte mit Blick auf die aktuelle Entwicklung der Corona-Infektionen, es könne trotz einer grundsätzlich positiven Entwicklung noch nicht von einer Entspannung ausgegangen werden. "Wir müssen die nächsten Tage abwarten, ob sich bei den Meldungen ein Trend abzeichnet."
"Alles nutzen, was und helfen kann"
Der Deutsche Ethikrat hat die Entwicklung der App begrüßt. Man sei derzeit gut beraten, „alles zu nutzen, was uns helfen kann", sagte der Jurist Steffen Augsberg am Dienstag in Berlin. Er warb für Innovationsoffenheit, wenngleich Prinzipien des Datenschutzes beachet werden müssten. Damit sei man „nicht auf dem Weg in den Überwachungsstaat", betonte das Ethikratsmitglied.
Bei der nun vorgestellten App handelt es sich aber nicht um die vieldiskutierte Tracking-App, die derzeit von einem internationalen Team aus Wissenschaftlern, IT-Fachleuten und einzelnen Unternehmen unter der Federführung des Fraunhofer Instituts für Nachrichtentechnik (Heinrich-Hertz-Institut) entwickelt wird. Diese soll nach Angaben der Bundesregierung in den kommenden Tagen oder Wochen verbreitet werden.