Coronavirus

Hefe, Klopapier und Co.: Unmoralische Angebote auf Online-Marktplätzen

Wenn die Supermarktregale leer gekauft sind, flüchten sich viele mit ihren Bedürfnissen ins Internet. Doch dort versuchen einige, die Angst vor Lebensmittelknappheit auszunutzen.

Im Croissant ist neben jeder Menge Butter auch Hefe drin, die sorgt dafür, dass es richtig luftig-leicht schmeckt. | © Pixabay

Svenja Ludwig
04.04.2020 | 04.04.2020, 15:00

Bielefeld. So ein Würfelchen Hefe wird einem im Supermarkt für ein paar Cent hinterher geworfen. Doch schon andere eigentlich günstige Produkte haben aufgrund der Coronavirus-Pandemie eine zumindest zeitweise irrwitzige Aufwertung erfahren. Dass aber sieben Gramm der backtreibenden Tierchen mehr kosten sollen als dieselbe Menge Silber, das geht Verbraucherschützern dann doch zu weit. Natürlich loben keine Lebensmittelgeschäfte derartige Preise aus - wohl aber Händler und Privatpersonen, die die Angst anderer vor Lebensmittelknappheit ausnutzen. Die Verbraucherzentrale warnt davor, auf derartige Angebote einzugehen.

Auf Ebay sind solche unmoralischen Hefe-Angebote zuhauf zu finden. Ob sie tatsächlich auch unter den Hammer kommen, ist fraglich. So versucht zum Beispiel ein User achtmal sieben Gramm Bielefelder Trockenhefe für schlappe 49,90 Euro an den Mann oder die Frau zu bringen. Immerhin: Der Versand aus Bad Honnef ist kostenlos.

Spekulieren die Ostwestfalen auch mit Hefe?

Für die knapp 50 Euro gibt es bei anderen Ebay-Händlern 72 Rollen Klopapier. Heruntergerechnet auf ein Zwölferpack macht das zwar immer noch stolze 8,40 Euro - aber irgendwie erscheint dieser Deal trotzdem besser. Gleichwohl natürlich weder beim Toilettenpapier noch bei der Hefe Knappheit besteht. Und dementsprechend auch kein Grund zu hamstern.

Auch die Kleinanzeigen des Online-Auktionshauses sind normalerweise immer für ein paar skurrile oder unverschämte Angebote gut. Doch in den schweren Corona-Zeiten, so scheint es, ist den Ostwestfalen Geben seliger denn Nehmen.

Hefe zu horrenden Preisen wird im 50-Kilometer-Umkreis von Bielefeld gar nicht angeboten. Stattdessen gibt's von einem User aus Lage eine Anleitung, wie die Bakterien selbst zu züchten sind. Und - ebenfalls aus Lage - ein Rezept für Brot und Brötchen, die auch ohne Hefe gelingen.

"Klopapier ist nicht lebensnotwendig"

Ähnlich sieht es beim Toilettenpapier aus. Zu unzähligen Angeboten gibt es eine Rolle obendrauf. Sei es das Klapprad, Lautsprecher oder die "handgeschnitzte Eulenholzfigur aus Schweden". Das Schlagwort "Klopapier" scheint Anzeigen-Traffic zu versprechen. Ein User betitelt seine 5-Euro-Anzeige mit "Kein Klopapier", in der Beschreibung ist zu lesen: "Biete kein Klopapier an. Aber dafür Schneeketten. Würde auch gegen zwei Packungen Klopapier tauschen."

Mehl handeln die Ostwestfalen anscheinend gar nicht, dafür Babynahrung. An die in den vergangenen Wochen heranzukommen, trieb manches Elternteil beinahe in den Wahnsinn. Aber die Preise für Pre-Milch und Gläschen scheinen okay. Und die anderen wertvollen Hamstergüter? Was ist mit Mundschutzen und Desinfektionsspray?

Nun, die dürfen auf dem Online-Marktplatz nicht verkauft werden, wie Pierre Du Bois, Sprecher von Ebay-Kleinanzeigen, erklärt. Weil es sich um lebenswichtige medizinische Produkte handele, habe das Unternehmen den Verkauf untersagt. Anders sieht es bei Toilettenpapier oder Backhefe aus. "Klopapier ist nicht lebensnotwendig und auch wieder im Supermarkt vorhanden."

Du Bois habe zwar von einigen unlauteren Angeboten gehört, aber er hat eine klare Meinung dazu: "Am Ende ist es ein Angebot, und Angebote treffen nicht immer auf Nachfrage." Wahrscheinlicher als ein Geschäftsabschluss sei, dass diejenigen, die Klopapier zu Wucherpreisen feilboten, darauf sitzen geblieben seien und einige deftige Kommentare erboster Nutzer im Postfach hatten.