Netzwelt

Kreativer Protest gegen Lehrer-Pranger: AfD nimmt Plattform vom Netz

In Baden-Württemberg ist der Online-Pranger der AfD einen Tag nach dem Start schon wieder weg. Die Website war unter der Masse an Scherz-Anfragen offenbar zusammengebrochen.

Die rechte AfD steht wegen eines Lehrer-Prangers in der Kritik. | © dpa

Matthias Schwarzer
12.10.2018 | 12.10.2018, 21:26

Stuttgart. Das ging schnell: Die AfD in Baden-Württemberg hat ihre Meldeplattform gegen kritische Lehrer wieder vom Netz gekommen. Zuvor hatte die Piratenpartei zum kreativen Gegenprotest aufgerufen.

Auf der Website des AfD-Landtagsabgeordneten Stefan Räpple sollten Schüler Lehrer melden, die sich im Unterricht negativ über die rechte Partei äußern. Ein ähnliches Projekt gibt es bereits in Hamburg. Der Online-Pranger war von Politikern und Elternverbänden im Vorfeld heftig kritisiert worden. Die Rede war von "Stasi-Methoden".

In Baden-Württemberg rief die Piratenpartei nur einen Tag nach dem Start der Plattform umgehend zum Gegenprotest auf. Auf einer Website mit dem Namen mein-abgeordneter-hetzt.de können User das Postfach der AfD mit fragwürdigen Aussagen ihrer eigenen Abgeordneten füllen. Ein Zufallsgenerator kombiniert fiktive Schulen und Orte mit echten Zitaten der Politiker.

Zitate von AfD-Politikern

Unter anderem findet sich dort ein Zitat des AfD-Kommunalpolitikers Günter Lenhardt: "Dem Flüchtling ist es doch egal, an welcher Grenze, an der griechischen oder an der deutschen, er stirbt." Oder auch ein Facebook-Post der AfD Hochtaunus: "Bei uns bekannten Revolutionen wurden irgendwann die Funkhäuser sowie die Pressehäuser gestürmt und die Mitarbeiter auf die Straße gezerrt. Darüber sollten Medienvertreter hierzulande einmal nachdenken."


Der User hat dann die Möglichkeit, die Nachricht an die AfD weiterzuleiten - oder mit dem Button "Diesen Hetzer kenne ich schon. Neu würfeln!" ein anderes Zitat zu wählen.

Ziel der Aktion sei es, sowohl die menschenverachtenden Ideen der AfD aufzuzeigen als auch "dem Denunziationsportal einige relevante Meldungen zukommen zu lassen", heißt es auf der Website der Piraten. Das Angebot hätten schon Zehntausende genutzt.

Website bricht zusammen

Für die Website der AfD war das offenbar zu viel. Die rechte Partei beklagte sich am Freitag über einen angeblichen "Hackerangriff". Die Seite würden nun überarbeitet, "um sie vor weiteren Angriffen zu schützen", heißt es seitens der AfD. Spätestens Anfang kommender Woche solle der Online-Pranger wieder online sein.

Zuvor hatten bereits diverse Blogger, Facebook- und Twitter-Nutzer dazu aufgerufen, die Meldeplattformen der AfD zu stürmen. Auch die ZDF "Heute Show" hatte das Thema in der vergangenen Woche aufgegriffen. Die Kabarettistin Christine Prayon (Birte Schneider) rief dazu auf: "Liebe Schüler vor dem Fernseher. Schickt der AfD doch einfach alle möglichen Beschwerden. Zum Beispiel, wenn ihr was in Mathe nicht kapiert oder das neue Album von Drake voll lame findet. Glaubt mir, die AfD interessiert sich für alles."

In den sozialen Netzwerken posteten Nutzer ihre kreativen Einsendungen. Einer schrieb: "Muss mein Sohn in der Schule immer links sitzen?". Ein vermeintlicher Schüler beschwerte sich über den nervigen Tafelwischdienst.

Nach dem Aus der Meldeplattform in Baden-Württemberg haben die Piraten ihre Protest-Website nun auf die AfD in Sachsen umgeleitet. Auch dort betreibt die Partei einen Online-Pranger. Wer über die Piraten-Website eine Meldung generiert, wird direkt auf ihn umgeleitet. Hier könnte sich jedoch ein ähnliches Ende abzeichnen: Die AfD-Seite war am Freitagabend wegen des Ansturms nur schwer zu erreichen.