Woche für Woche schnappt am Donnerstagabend zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr eine Heimatserie im ZDF den privaten Sendern die Zuschauer weg. "Der Bergdoktor" erreichte Anfang März einen neuen Allzeit-Zuschauerrekord. 7,6 Millionen Zuschauer sahen zu, 170.000 mehr als in der Woche davor. Der Marktanteil beim Gesamtpublikum stieg auf 22,6 Prozent, bei den 14- bis 49-Jährigen wurden sogar 11,5 Prozent erzielt. Derzeit läuft die 14. Staffel, eine weitere ist bereits geplant.
Doch was macht den "Bergdoktor" für das ZDF zu so einem riesen Erfolg? Wir haben fünf Gründe dafür gefunden:
Martin Gruber und die Frauen
Im Mittelpunkt der Serie steht Dr. Martin Gruber (Hans Sigl), der Bergdoktor. Wenn er nicht gerade in den Bergen als Retter in der Not unterwegs ist, hat er auch privat alle Hände voll zu tun. Meistens geht es dabei um eine Frau und viele Gefühle. Am Ende der 13. Staffel finden er und Anne (Ines Lutz) nach langer Zeit endlich zusammen und verloben sich. Doch dann stellt sich heraus, dass seine Ex-Freundin Franziska (Simone Hanselmann) ein Kind von ihm erwartet - Drama ist also programmiert.
Dr. Gruber und seine Liebesgeschichten ziehen sich wie ein roter Faden durch die Serie, die auch so begann: In der ersten Folge, die vor 15 Jahren ausgestrahlt wurde, erfährt er bei einem Besuch in seinem Heimatdorf, dass seine Nichte Lilli (Ronja Forcher) in Wahrheit seine Tochter ist. Daraufhin nimmt er das Angebot an, eine Arztpraxis in den Tiroler Bergen zu übernehmen und bleibt. Acht Frauen hat der "Gruberhof" seitdem kommen und gehen sehen, einige mehr als einmal.
Immer besser als die Kollegen
"Dr. Gruber ist bodenständig, hat alles im Griff und ist – wie viele andere Fernsehkollegen auch – immer ein bisschen besser als andere Ärzte: ein bisschen intelligenter, beliebter und charmanter und ein bisschen kompetenter – auch fachübergreifend", beschreibt das Ärzteblatt den Bergdoktor. Tatsächlich hat der Allgemeinmediziner noch bei all seinen Patienten herausgefunden, was ihnen fehlt. Und weil sie ihm auch seine privaten Probleme anvertrauen, löst er diese nebenbei ebenfalls.
"Das Beste an der Arbeit des Bergdoktors ist aber, dass er nur ganz selten in seine Praxis muss", schreibt das Ärzteblatt weiter. Statt eines Notarztes rufen die meisten Patienten nämlich den Bergdoktor an, weil sie ihn privat kennen. Oder aber die Patienten werden auf dem Berg schwer krank, was den dramatischen Einsatz des Hubschraubers erfordert. "Der Bergdoktor behält bei diesen Einsätzen selbstverständlich einen kühlen Kopf. Es wird damit ein Held geschaffen, der dem klassischen Arztbild aus den alten Heimatfilmen entspricht. Und so ein Arzt wird dann natürlich auch von den Frauen umschwärmt."
Wunderschöne Heimatfilm-Kulisse
Eine gute Stunde von Innsbruck, Salzburg und München entfernt liegt das Kaisergebirge im Osten des österreichischen Bundeslandes Tirol, der Drehort für den "Bergdoktor". Die vier Ortschaften Ellmau, Going, Scheffau und Söll sind längst zu Touristen-Attraktionen geworden. Besichtigungen vom "Gruberhof", dem Gasthof "Wilder Kaiser", der Bergdoktorpraxis und dem Hintersteiner See gehören zum Pflichtprogramm.
Vor Ort bestätigt sich dann das, was sich vor dem Fernseher nur erahnen lässt: Das Naturschutzgebiet Kaisergebirge ist schlichtweg atemberaubend und erstreckt sich auf einer Größe von 102 Quadratkilometern - für Kletterer, Mountainbiker, Wanderer und Bergsteiger ein echtes Paradies.
Mark Keller als Oberarzt Dr. Kahnweiler
"Martin, mein einziger Freund" - dieser Satz von Dr. Alexander Kahnweiler ist mittlerweile Kult. Mark Keller ("Alarm für Cobra 11") spielt den Oberarzt am Krankenhaus in Hall, das Gruber für aufwendige Untersuchungen seiner Patienten konsultiert. Die beiden verbindet eine enge Freundschaft und jeder Fall des Bergdoktors landet irgendwann in den Händen von Kahnweiler. Gemeinsam tüfteln sie an den Diagnosen. Mal mehr, mal weniger unterstützt werden sie dabei von Kahnweilers Frau und Leiterin des Krankenhauses, Dr. Vera Fendrich (Rebecca Immanuel, "Edel & Starck").
Zusammen sorgen die drei Charaktere für den nötigen Humor in einer sonst von Krankheiten geprägten Umgebung - und das, ohne in die Geschichte einzugreifen. Die Art, wie sie miteinander umgehen, reicht schon aus. Verabschiedet wird sich zum Beispiel stets mit "Dr. Gruber", "Dr. Fendrich", dazu ein Kopfnicken. Und das, obwohl Dr. Gruber Trauzeuge auf der Hochzeit des Arztpaares war. Kahnweilers Adoptivsohn Jens-Torben ist ein Ebenbild seines Vaters: Er weiß genau, wie klug er ist und stellt das gerne zur Schau.
Corona-freie Zone
Während im Rest der Welt die Corona-Pandemie das vorherrschende Thema ist, kommt "Der Bergdoktor" komplett ohne das Virus aus. Das ZDF habe zwar überlegt, Corona zum Thema zu machen, sich jedoch dagegen entschieden, verriet Hans Sigl der dpa. Grund: Keiner wisse, wie sich die Pandemie entwickele. Sigl glaubt, dass dies vielleicht genau das sei, was sich der Zuschauer abends beim Fernsehen wünsche: "emotionale Geschichten, bei denen der Zuschauer froh ist, das Thema Corona für 90 Minuten ausblenden zu können - wenn er sich ansonsten schon das ganze Jahr über damit befassen muss".
Nur auf den Dreh der einzelnen Folgen hätten die Corona-Regeln Einfluss gehabt, sagt Lilli-Darstellerin Ronja Forcher in einem Interview mit der Gala: "Wir tragen zwischen den Drehs Mund- und Nasenschutz und halten uns sonst an die üblichen Hygienemaßnahmen." Einmal pro Woche werden die Schauspieler getestet, jeden Morgen wird Fieber gemessen. Nur so sind Händeschütteln, Umarmungen und Küsse auch jetzt möglich.
Ausblick aufs Staffelfinale
Am Donnerstag läuft um 20.15 Uhr das Finale der 14. Staffel. Kann Martin Anne das Leben ermöglichen, das sie sich von Herzen wünscht, und gleichzeitig ein guter Vater für Franziskas Kind sein? Und verlässt sein bester Freund ihn für immer, um in München als Chefarzt zu arbeiten? Währenddessen gerät Dr. Gruber in ein moralisches Dilemma, als sich bei der Behandlung seiner Patientin herausstellt, dass sie und ihr Verlobter miteinander verwandt sind.
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