Für die meisten Gartenfreunde ist der Zeitraum zwischen dem 1. Oktober und 30. März ein gutes Datum: Dann nämlich erlaubt das Bundesnaturschutzgesetz wieder den Gehölzschnitt. Insbesondere Obstbäume sollten nun kräftig beschnitten werden, damit Äpfel und Birnen auch im kommenden Gartenjahr wieder richtig wachsen können und so eine gute und reichhaltige Ernte ermöglichen.
WARUM SCHNEIDEN?
Bäume müssen regelmäßig gestutzt werden, damit Zweige und Blätter ausreichend mit Nährstoffen und Licht versorgt werden können. Zudem regt das Zurückschneiden die Blüten- und Fruchtbildung an. An einem gesunden Baum entstehen rund um einen abgeschnittenen Ast mindestens drei neue Triebe. Hochstämmige Obstbäume sind langlebige Gehölze, die bei guter Pflege ein Ertrags- und Lebensalter von 50 bis 100 Jahren erreichen.
WANN SCHNEIDEN?
Jeder Baum ist anders. Je nach Art sollte der Schnitt daher zu unterschiedlichen Zeitpunkten vorgenommen werden, allerdings nach Möglichkeit nicht bei Minus-Temperaturen, da Frost eine Belastung für den frisch geschnittenen Baum darstellt und ihn beschädigen kann. Zur Orientierung gibt es für jedes Gewächs so genannte „Schnittkalender". Für die meisten Obstbäume und Beerensträucher sind der Winter und der Spätwinter die besten Termine, also zwischen Ende November und Anfang März. Merke: Je früher im Winter beziehungsweise Herbst die Obstbäume geschnitten werden, desto stärker treiben sie im Frühjahr wieder aus. Eine Ausnahme bilden Steinobstbäume wie Kirsche und Pfirsich, die man im Frühjahr oder Sommer schneidet.
WAS SCHNEIDEN?
Unbedingt abgeschnitten werden alle toten oder beschädigten Zweige und Äste. Dickere Äste sollten jedoch nie in einem Zug abgeschnitten werden, da sie ansonsten leicht brechen können, was zu Verletzungen am Baum führt. Bei älteren Bäumen sollte rund ein Drittel aller Äste entfernt werden, um ein gutes Wachstum und eine gute Ernten zu ermöglichen. Dabei sollte man die unteren Äste weniger stark beschneiden als die Äste der Baumkrone, um einen Formschönen wuchs zu unterstützen. Hier gilt als Faustregel: Lieber zu viel als zu wenig wegschneiden. Bei einem jungen Baum sollte der Haupttrieb ausgewählt werden, der etwas gestutzt wird. Die stärksten Zweige sollten ungefähr auf gleicher Höhe geschnitten werden.
WIE SCHNEIDEN?
Beim Entfernen von Ästen und Gabelungen kommt es auf die richtige Schnitttechnik an. Der kleine Wulst zwischen Seiten- und Hauptast muss dabei unbedingt stehen bleiben, in diesem bleibt aktives Gewebe erhalten und die Wunde kann schneller heilen. Auf keinen Fall soll man daher direkt am Stamm schneiden. Beim Schneiden wird die Schere auf der oberen Seite des Astes angesetzt. Der Schnitt selbst wird dann von oben leicht nach schräg unten und nach außen durchgeführt. So wird das Eindringen von Nässe verhindert. Ausgefranste Schnitte werden entweder sofort nachgearbeitet oder mit einer Hippe glatt geschnitten. Dabei sollten niemals Aststümpfe an den Gehölzen stehen bleiben, denn sie trocknen schnell ein und die Wunden schließen sich dann nicht mehr richtig. Das sieht nicht nur unschön aus, solche Aststümpfe sind auch Eintrittspforten für Pilze und Krankheitserreger, die den Baum schwächen.
WOMIT SCHNEIDEN?
Um sinnvoll und pflanzenschonend arbeiten zu können, benötigen Gartenfreunde eine Grundausstattung an hochwertigen Schnittwerkzeugen. Für Triebe bis zwei Zentimeter Dicke empfehlen sich Handscheren mit kurzen Griffen, für Triebe bis vier Zentimeter eher dicke Astscheren mit langen Griffen. Bei dickeren Ästen kommt eine Säge und bei ganz dicken eine Motorkettensäge zum Einsatz. Um etwaige Wundränder oder Rindenschäden auszubessern, nimmt man ein Messer. Zudem empfiehlt sich eine Klappleiter mit verbreitertem Fuß, um auch in größeren Höhen schneiden zu können.
WORAUF ACHTEN?
Wer Bäume schneidet, entdeckt auf kurz oder lang das Phänomen, dass aus der Schnittwunde Saft heraus tropft. Der Baum „blutet" sozusagen. Besonders bei Walnussbäumen kann das ziemlich heftig sein und mehrere Tage dauern. Die Schnittstellen sollten daher nach dem Schneiden mit Wundverschlussmittel abgedeckt werden, um schädlichen Erregern und Pilzen keine Angriffsfläche zu bieten.