Vegane Ernährung für Kinder ungefährlicher als angenommen

Bielefeld/ Bonn. Aus ethischen, gesundheitlichen oder Umweltschutzgründen ernährt sich laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung (DGE) rund ein Prozent der Deutschen vegan. Der Verzicht auf Eier, Milch-, Fleisch- und Fischprodukte ist eine Entscheidung, die Erwachsene bewusst treffen. Doch wie ist es mit Kindern? Wie wirkt sich vegane Ernährung auf ihre Entwicklung aus? Eine neue Studie der Universität Bonn liefert nun neue Daten für das bisweilen umstrittene Thema. Zwischen Oktober 2017 und Januar 2019 wurden im Rahmen der sogenannte VeChi-Youth-Studie insgesamt 401 Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 19 Jahren in Deutschland untersucht. Dabei wurden unter anderem das Ernährungsverhalten und die Nährstoffversorgung von Kindern und Jugendlichen untersucht, die sich vegan, vegetarisch oder von Mischkost ernähren. Zufuhr von Vitamin B12 unerlässlich Die Probanden führten dabei ein Ernährungstagebuch über mehrere Tage. Zudem wurden den Kindern und Jugendlichen eine Blut- und eine Urinprobe abgenommen, die auf die Versorgung mit potenziell kritischen Nährstoffen untersucht wurden wie Eisen oder den Vitaminen D und B12. Das Ergebnis: &bdquo;Wir konnten keine speziellen Risikofaktoren feststellen bei einer vegetarischen oder veganen Kinderernährung", sagt Ute Alexy, Ernährungswissenschaftlerin der Universität Bonn. &bdquo;Es gab zwar kritische Nährstoffe, vor allen Dingen Vitamin D, B2 und Jod, aber dieser kritische Status beschränkte sich nicht auf die Vegetarier und Veganer, sondern den haben wir im gesamten Kollektiv beobachtet. Also auch bei der Kontrollgruppe, die sich gemischt ernährt hat." Dennoch sei bei einer rein veganen oder vegetarischen Ernährung die zusätzliche Zufuhr von B12 unerlässlich, da pflanzliche Lebensmittel dieses Vitamin nicht enthalten. Ein Mangel kann gesundheitliche Folgen haben. &bdquo;Kinder und Erwachsene, die nicht genug Vitamin B12 mehr haben, bei denen funktioniert die regelmäßige Erneuerung des Blutes nicht", sagt Alexy. Vegetarier und Veganer mit besserer Lebensmittelauswahl Die Folge ist zumeist eine Anämie, eine Blutarmut, bei der die Sauerstoff-Transportkapazität des Blutes vermindert ist. Daraus können Erschöpfung, Luftnot oder neuromotorische Störungen resultieren. Bei Letzterem sind etwa die eigene Körperwahrnehmung oder das Gleichgewichtssystem beeinträchtigt. &bdquo;Das ist besonders häufig, wenn der Vitamin B12-Mangel bei kleinen Kindern auftritt." Gleichzeitig wiesen die Probanden, die sich vegan oder vegetarisch ernährten, &bdquo;eine günstige Lebensmittelauswahl, eine gute Kohlenhydrat- und Fettqualität sowie eine hohe Zufuhr antioxidativer Substanzen (Vitamin C und E)" auf, heißt es im Fazit der Studie. Weiterhin kaum Studien zu dem Thema Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) rät in einem Positionspapier von 2016 davon ab. &bdquo;Bei einer rein pflanzlichen Ernährung ist eine ausreichende Versorgung mit einigen Nährstoffen nicht oder nur schwer möglich." 2020 folgte eine Aktualisierung der DGE-Position. &bdquo;Aufgrund der weiterhin unveränderten unzureichenden Beurteilungsgrundlage bleibt die Position der DGE zur veganen Ernährung bei Personen mit besonderem Anspruch an die Nährstoffversorgung bestehen." Auf Anfrage von nw.de heißt es in einer Mitteilung der DGE, dass im Falle einer veganen Ernährung von Eltern und Kindern, Fachkräfte wie Hebammen, Kinderärzte oder Ernährungsberater auf Risiken und Herausforderung hinweisen und gleichzeitig unterstützen sollten, um Nährstoffdefizite zu vermeiden und Fehlentwicklungen vorzubeugen.

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