Berlin

Aktion gegen Raser: Erster Radiosender schafft die Blitzer-Warnungen ab

Hauptgrund für die Entscheidung sei die hohe Zahl der Verkehrstoten durch Raserei. Laut radioeins seien Blitzer-Meldungen "nicht mehr zeitgemäß". Bei Radiosendern in OWL ist man anderer Meinung.

Warnungen vor Blitzern? Bei radioeins wird es diese künftig nicht mehr geben. | © picture alliance

Matthias Schwarzer
08.05.2019 | 08.05.2019, 18:50

Berlin. Jahrzehntelang war das Radio der beste Freund des Autofahrers. Neben Verkehrsmeldungen liefern viele Radiostationen auch einen aktuellen Blitzer-Service, der Autofahrer vor mobilen Radarfallen warnt. Doch Zeiten ändern sich: Ein erster Sender hat die Blitzerwarnungen nun abgeschafft. Der Grund: Die hohe Zahl der Verkehrstoten durch Raserei.

"Die Blitzer sind weg und sie kommen auch nicht wieder", erklärt Jan Vesper, Nachrichtenchef des Berliner Radiosenders radioeins, in einem Podcast des Senders. Der Sender verabschiede sich davon, "weil wir dies nicht mehr für zeitgemäß halten".

Vesper nannte aber auch "ganz objektive Gründe". Die Verkehrsunfallstatistik für Berlin und Brandenburg sei sehr düster - die Zahlen seien in 2018 wieder gestiegen. "Und eine der Hauptunfallursachen ist nun mal Raserei", so der Nachrichtenchef des öffentlich-rechtlichen Programms.

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Zahl der Verkehrstoten hat sich verdoppelt

Bislang liefen die Blitzermeldungen bei radioeins immer nach den Nachrichten im Verkehrsfunk. Vorgelesen wurden offizielle Radarmeldungen der Polizei, aber auch Hörer-Hinweise. "Es sollte der Eindruck flächendeckender Geschwindigkeitskontrollen entstehen, wo es sich nicht lohnt, das Gaspedal durchzutreten", so Vesper zur Idee.

Inzwischen sieht man das ein bisschen anders. "Den Blitzermeldungen lässt sich sehr wohl ein verkehrspädagogischer Ansatz zuschreiben", so Vesper. "Aber es gibt auch gewichtige Argumente dagegen - nämlich die Statistik."

Im Verbreitungsgebiet Brandenburg hatte sich die Zahl der Toten durch Raserei zuletzt fast verdoppelt: 2018 waren es 17, im Jahr davor neun. Die Zahl der Verletzten stieg von 446 auf 495, ein Anstieg um 11 Prozent. Das Polizeipräsidium hatte Ende Februar gemeldet: "Die meisten Todesopfer kamen bei Verkehrsunfällen ums Leben, die auf nicht angepasste Geschwindigkeit zurückzuführen sind."

Gemischte Reaktionen

In den sozialen Netzwerken bekommt die Entscheidung des Senders Zuspruch:

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Doch es gibt auch Kritik:

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Andere rbb-Sender wie Antenne Brandenburg wollen die Blitzer zunächst weiter melden. Auch andere öffentlich-rechtliche Häuser, wie beispielsweise der MDR, warnen im Programm vor Radarfallen. In Nordrhein-Westfalen sind Blitzerwarnungen fester Bestandteil der privaten NRW-Lokalradios.

Auch in Ostwestfalen-Lippe werden Blitzer-Meldungen im Radio verlesen. Uwe Wollgramm, Geschäftsführer der OWL-Lokalradios, argumentiert auf Anfrage von nw.de mit einer unabhängigen Studie, die seinerzeit von Radio FFN in Auftrag gegeben wurde. Demnach würden Blitzermeldungen einen wirkungsvollen Beitrag zur Verkehrssicherheit leisten, "weil alle Autofahrer durch die Blitzerhinweise sensibilisiert werden, das Tempolimit grundsätzlich nicht zu überschreiten".

Und Wollgramm stellt klar: "Unsere Radiomoderatoren sagen auch grundsätzlich nicht: 'Vorsicht, hier steht ein Blitzer!', sondern zum Beispiel 'Teure Fotos gibt es an Straße X. Bitte fahrt hier und überall sonst nicht schneller als erlaubt.'

Verschiedene Ansichten bei der Polizei

In vielen Fällen veröffentlicht die Polizei ihre Radarfallen sogar selbst. Im Verbreitungsgebiet Berlin/Brandenburg hatten die Beamten aber schon länger nicht mehr mit den Radiosendern kooperiert. Zwar stellt die Polizei für Teile Brandenburgs noch Blitzerstandorte zur Verfügung - in Berlin aber ist damit schon seit 2007 Schluss.

Der damalige Polizeichef Dieter Glietsch sagte dem Tagesspiegel seinerzeit: "Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass es überhaupt keinen Sinn hat, Raser zu warnen" und kritisierte auch das „Blitzermelde-Unwesen".

Als Alternative zu den Blitzerwarnungen im Radio hatten sich in den vergangenen Jahren aber ohnehin ganz andere Hilfsmittel durchgesetzt: Blitzer-Apps auf dem Smartphone.

Sie stellen eine zuverlässige Alternative zu den Radio-Durchsagen dar - sind für Autofahrer aber illegal. Ahndet die Polizei einen solchen Verstoß, werden 75 Euro Bußgeld und ein Punkt in Flensburg fällig. Das haben der Stiftung Warentest zufolge Urteile der Oberlandesgerichte Rostock (Az.: 21 Ss Owi 38/17 [Z]) und Celle (Az.: 2 Ss (OWi) 313/15) bestätigt.

Nicht verboten ist es dagegen laut Stiftung Warentest, wenn sich ein Beifahrer über sein Smartphone warnen lässt und diese Warnung mündlich an den Fahrer weitergibt.