
Bielefeld. Bei der Erforschung von Corona-Infektionswegen nehmen Wissenschaftler zunehmend sogenannte Aerosole unter die Lupe. Damit wird ein Gemisch aus festen oder flüssigen Schwebeteilchen - wie Partikel von Sars-CoV-2 - in der Luft bezeichnet. Ein internationales Forscherteam hat jetzt durch eine Umfrage festgestellt, warum die Tröpfchenübertragung im Vergleich zu Aerosolen eine geringere Rolle spielt.
Laut einer Mitteilung der Universität von Manchester wurden Daten bezüglich persönlicher Eigenschaften wie Alter und Größe mit Lebens- und Arbeitsbedingungen von 2.000 Menschen in Großbritannien und den USA erhoben und verglichen. Dabei kam heraus, dass die Wahrscheinlichkeit an Covid-19 zu erkranken für Menschen, die größer als 1,80 Meter sind, doppelt so hoch ist, wie für kleinere Personen.
Studie betont Wichtigkeit von Masken
Daraus schließen die Forscher, dass das Virus nicht nur über Tröpfchen, sondern eben auch über Aerosole übertragen wird. Die Größe würde keine Rolle spielen, wenn nur Tröpfchen das Virus übertragen würden, da diese größer seien und deshalb schneller absinken würden, während sich Aerosole länger in der Luft hielten. "Die Ergebnisse dieser Umfrage in Bezug auf die Verbindung zwischen Höhe und Diagnose legen nahe, dass die Übertragung von Tröpfchen nach unten nicht der einzige Übertragungsmechanismus ist und eine Aerosolübertragung möglich ist", wird Evan Kontopantelis von der Universität Manchester aus dem Forscherteam in der Mitteilung zitiert. Er betont darum die Notwendigkeit Masken zu tragen. Dies sei sogar wichtiger, als Abstand zu halten.
"Aber auch die Belüftung in Innenräumen sollte untersucht werden", sagt Kontopantelis. Die Studie ergab zudem, dass der Aufenthalt in Gemeinschaftsräumen oder -küchen sowie öffentlichen Verkehrsmitteln die Wahrscheinlichkeit einer Infektion erhöht.
Ähnliche Ergebnisse bei Studie in Tönnies-Konzern
Die Verbreitung über Aerosole und Wichtigkeit von Abstand und Filtertechnik bestätigt auch der Corona-Ausbruch bei dem Schlachtkonzern Tönnies in Rheda-Wiedenbrück. Eine Studie des Helmholtz-Instituts Braunschweig, der Uniklinik Hamburg-Eppendorf und des Leibniz-Instituts für Experimentelle Virologie ergab, dass ein Mitarbeiter in der Rinderzerlegung das Virus auf mehrere Personen in einem Umkreis von mehr als acht Metern übertragen hatte.
Die neuen Forschungsergebnisse könnten nahe legen, "dass der zum Zeitpunkt der Verfügung noch allgemein als sicher bewertete Abstand von 1,5 bis 3 Meter de facto nicht ausreichend ist", um auch unter veränderten Bedingungen - neue Filtertechnik, verbesserte Frischluftzufuhr - des Schlacht- und Zerlegebetriebes das Infektionsrisiko zu minimieren.
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Übertragungswege für Sars-Cov-2