Warnung vor Visieren als Corona-Schutz

Bern/Düsseldorf. Während in Deutschland in der Corona-Pandemie immer mehr Bundesländer das Tragen von Schutzvisieren als Maskenersatz gestatten, zeigt eine Untersuchung aus der Schweiz, dass Visiere nicht vor der Ansteckung mit dem Coronavirus schützen. Die Behörden warnen deshalb vor der alleinigen Nutzung von Schutzvisieren. In NRW gilt jedoch auch in der aktualisierten Corona-Schutzverordnung, die Montag veröffentlicht wurde, dass Inhaber, Leiter und Beschäftigte anstelle einer Maske Visiere tragen dürfen, &bdquo;falls das dauerhafte Tragen einer textilen Mund-Nase-Bedeckung zu Beeinträchtigungen führt". Im Kanton Graubünden, dem größten Kanton der Schweiz, ist die Zahl der Corona-Infizierten und Kontaktpersonen in Quarantäne nach Angaben der Kantonsärztin Marina Jamnicki in den vergangenen Tagen wieder gestiegen. Besonders auffallend: Auch Personen, die zum Schutz Visiere trugen, wurden angesteckt. &bdquo;Die Analyse der Fälle und der Übertragungswege hat gezeigt, dass die insbesondere in der Gastronomie verbreiteten Plastikvisiere ungenügend Schutz vor einer Infektion bieten", erklärt Jamnicki. Betriebe sollen ihre Schutzkonzepte überarbeiten Die Medizinerin rät deshalb vor der alleinigen Verwendung von Plastikvisieren ab, da diese ein falsches Gefühl von Sicherheit vermitteln. &bdquo;Kann der Abstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden, sind Gesichtsmasken empfohlen." Mit Blick auch die bereits angelaufene Sommersaison rät Jamnicki Betrieben, die sich bisher auf den Schutz von Visieren verlassen haben, zu einer Überarbeitung ihrer Schutzkonzepte. Visiere als Schutz vor dem Coronavirus sind umstritten, da es bislang keine Studien zur Wirksamkeit gibt. Das Robert-Koch-Institut (RKI) hält Visiere nicht für eine &bdquo;gleichwertige Alternative" zur herkömmlichen Mund-Nase-Bedeckung, da die Plastikscheiben in der Regel maximal nur die direkt auf die Scheibe auftretenden Tröpfchen auffangen könnten. Allerdings verweist das Institut auf eine geringe Datenlage. Visierhersteller fordern deshalb Studien. Studie belegt Wirksamkeit von Schutzmasken Deutlich mehr über die Wirksamkeit ist inzwischen über textile Mund-Nase-Bedeckungen bekannt. Eine Studie hat die Schutzwirkung von Masken gegen das Coronavirus bestätigt. Die allgemeine Pflicht zum Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung, zum Beispiel beim Einkaufen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln, trägt nach Angaben der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz deutlich zur Eindämmung der Corona-Pandemie bei. Wissenschaftler aus Mainz sowie aus Darmstadt, Kassel und Sønderborg in Dänemark haben dafür in ihrer Untersuchung die Entwicklung der Infektionszahlen im thüringischen Jena mit denen vergleichbarer Städte verglichen, wo die Maskenpflicht erst später eingeführt wurde. Problematisch bleibt weiterhin, dass es bislang keine gesetzlichen Vorschriften im Arbeitsschutzregelwerk für Träger von Mund-Nase-Bedeckungen gibt, sondern nur für die Träger professionelle Atemschutzmasken. Vorgeschrieben ist unter anderem, dass Träger von FFP2-Masken diese nur zwei Stunden am Stück tragen dürfen und insgesamt nur drei Mal pro Schicht. Vorgesehen sind dazwischen Erholungsphasen von 30 Minuten. Träger von Communitymasken werden demnach nicht durch das Arbeitsschutzregelwerk geschützt, obwohl sie diese mitunter acht Stunden tragen.