Pandemie

Bericht: China hielt wichtige Informationen zum Coronavirus zurück

Am 2. Januar entschlüsseln Wissenschaftler den Gencode des neuen Virus. Die chinesischen Behörden verbieten Laboren jedoch die Veröffentlichung der Informationen, die für die Entwicklung von von Tests, Medikamenten und Impfstoffe entscheidend sind.

Zur Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen ist der Gencode des Coronavirus eine entscheidende Information. China hat diese Information allerdings über eine Woche lang nicht mit der Welt geteilt. | © picture alliance

03.06.2020 | 03.06.2020, 12:29

Peking. China hat laut einem Medienbericht wichtige Informationen über das Coronavirus mehr als eine Woche lang vor dem Rest der Welt zurückgehalten. Nach Angaben der US-amerikanischen Nachrichtenagentur Associated Press (AP) belegen interne Dokumente und E-Mails, dass die chinesischen Behörden bereits Anfang Januar Informationen über den genetischen Code des Virus besaßen, die für die Entwicklung von Tests, Medikamenten und Impfstoffe entscheidend sind.

Die chinesischen Behörden haben diese Informationen laut der AP streng kontrolliert und diese erst am 11. Januar mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geteilt, obwohl das Virus bereits am 2. Januar decodiert wurde. Während die WHO China in dieser Zeit öffentlich für dessen Hilfe und die umgehende Veröffentlichung des genetischen Codes lobte, gab es intern jedoch schon Sorgen, dass das Land nicht genügend Informationen über das neue Virus teilt und so Zeit verspielt.

Ende Dezember 2019 fallen Ärzte Covid-19-Fälle auf

Die WHO verlangte nach AP-Informationen zwar mehr Daten von China, verließ sich jedoch auf die chinesischen Behörden. Die WHO wurde von China dabei jedoch größtenteils im Unklaren gelassen und erhielt nur ein Mindestmaß an Informationen. Am 30. Januar erklärte die WHO dann den weltweiten Notstand. In der Zwischenzeit breitete sich das Virus um das 100- bis 200-fache aus, wie Daten des chinesischen Zentrums für Krankheitskontrolle und -Prävention zeigen.

Die AP rekonstruiert das Vorgehen in China wie folgt: Ende Dezember 2019 fällt Medizinern erstmals auf, dass immer mehr Patienten an einer ungewöhnlichen Lungenentzündung erkranken. Sie bitten kommerzielle Labore um Hilfe. Bis zum 27. Dezember entziffert das Unternehmen Vision Medicals den genetischen Code des Virus größtenteils und entdeckt Ähnlichkeiten mit dem Sars-Virus. Das Labor meldet die Informationen an die Behörden in Wuhan, die kurz darauf eine interne Warnung vor der ungewöhnlichen Lungenentzündung veröffentlichen.

Virologe veröffentlicht den Gencode des Virus vor den Behörden

Am 30. Dezember wird die Coronavirus-Expertin Shi Zhengli am Virologischen Institut Wuhan auf die Krankheit aufmerksam gemacht. Am 2. Januar entschlüsselt ihr Team das Virus komplett. Ab diesem Zeitpunkt beginnt dem Medienbericht zufolge die Vertuschung: Chinas nationale Gesundheitskommission verbietet Laboren ohne Erlaubnis über das neue Virus zu berichten.

Bis zum 5. Januar entschlüsseln drei weitere Labore in China das Virus, unter anderem das Shanghai Public Clinical Health Center unter der Leitung des Virologen Zhang Yongzhen, der die Gesundheitskommission davor warnt, dass das Virus wahrscheinlich ansteckend sei. Doch die Öffentlichkeit bliebt weiter uninformiert. Am 11. Januar veröffentlicht Yongzhen den genetischen Code des Coronavirus trotz Verbots noch vor den Gesundheitsbehörden.

Die WHO und die chinesischen Behörden äußern sich auf AP-Anfragenicht, ohne die Aufnahmen oder Transkripte der aufgezeichneten Treffen einzusehen. Diese hat die Nachrichtenagentur jedoch nicht weitergegeben, um ihre Quellen zu schützen.