Sciez. Um sich selbst und andere vor einer Infektion zu schützen ist es wichtig, sich die Hände zu waschen. Auch Desinfektionsmittel sind sinnvoll, etwa wenn kein Waschbecken in der Nähe sein sollte. Das gilt jedoch nicht für Haustiere. Herrchen und Frauchen wollten in Frankreich vermeintlich etwas Gutes tun - mit schwerwiegenden Folgen.
Wie der Sender FranceBleu berichtet, hätte Veterinärin Charlotte Piquet nie gedacht, dass sie einmal ernsthaft gefragt würde, ob es richtig ist, seinen Hund mit Eau de Javel zu reinigen. Die wässrige Natriumhypochloritlösung aus dem Ort Javel - heute Teil von Paris - ist erstmals 1784 produziert worden und das erste Bleichmittel. Ab dem 19. Jahrhundert kommt Eau de Javel wegen seiner desinfizierenden Wirkung in französischen Krankenhäusern zum Einsatz. Das aggressive Reinigungsmittel eroberte zudem die Privathaushalte. Jährlich verbrauchen die Franzosen 245 Millionen Liter.
Verheerende Konsequenzen für Haustiere
Aktuell gehe es den Franzosen nicht nur darum, dass die Pfoten keimfrei sein sollen. Auch die Zunge müsse sauber sein, da der Hund ja überall auf dem Boden geleckt habe. Wäre da der Griff zum Alkohol-basierten Desinfektionsmittel nicht genau richtig?
Laut Piquet, die in Sciez im Südosten Frankreichs praktiziert, mehren sich seit dem Beginn der Ausgangsbeschränkungen Anrufe von Haustierbesitzern, die wissen wollen, wie sie ihre Schützlinge nach dem Spaziergang am besten desinfizieren sollten. Völlig falsch, denn, wie zahlreiche Veterinäre etwa auf Plattformen wie Facebook erläutern, dürfen Tiere keinesfalls mit ätzenden Substanzen in Kontakt kommen.
Katzen, die mit Desinfektionsgel eingerieben wurden, dies abgeleckt haben, hätten eine Alkoholvergiftung bekommen und seien ins Koma gefallen. Hunde und Katzen hätten wegen Desinfektionsmitteln Verbrennungen auf der Haut gehabt. Der eindringliche Appell von Piquet und ihren Kollegen lautet daher: "Wascht Eure Tiere nicht mit ätzenden Mitteln!"
Hygiene im Umgang mit Hund und Katze wichtig
Bisher sind nur wenige Fälle von Haustieren bekannt, die sich mit dem Coronavirus angesteckt haben. Es gibt keine Hinweise darauf, dass Katzen und Hunde den Erreger auf den Menschen übertragen können. Die Welt-Tiergesundheitsorganisation (OiE) empfiehlt, dass Menschen, die an Covid-19 erkrankt sind, den Kontakt zu ihren Haustieren einschränken. Falls sie niemanden haben, der sich um ihren Schützling kümmern kann, sollten sie nach Möglichkeit einen Mundschutz tragen. Das Haustier einer infizierten Person sollte möglichst zu Hause bleiben und so wenig Kontakt zu anderen Tieren haben wie möglich.
Halter sollten sich allgemein die Hände vor und nach dem Kontakt mit Katze, Hund oder einem anderen Haustier gründlich waschen. Auch, wenn sie sich um das Futter kümmern, sollten sie auf die Handhygiene achten. Die Tiergesundheitsorganisation empiehlt, dem Haustier kein Essen abzugeben. Herrchen und Frauchen sollten sich vom Tier weder küssen noch lecken lassen.